Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
Das gibt zu berechtigter Hoffnung Anlass, dass sich hier ein gutes Team entwickelt.« Schmunzelnd verließ Haupt den Raum.
6. Kapitel
Nachdem sich Karin nach ihrem Morgensport den Schweiß abgeduscht hatte, nahm sie an ihrem Frühstückstisch Platz. Sie bemerkte, dass ihr Handy mahnend blinkte. Wenn sie ihren Übungen nachging, hörte sie dabei immer Musik. Heute Morgen hatte sie das
Nazareth
Album ›Hair Of The Dog‹ bei ihren ungeliebten Aktivitäten begleitet. Hard Rock war das Einzige, was ihr die Leibesübungen erträglich machte. Deshalb ignorierte sie ihr Handy in dieser Zeit, hören würde sie es sowieso nicht. Sie sah nach, wer angerufen hatte: Sandra. Hoffentlich hat sie nicht wieder Probleme mit ihren Zähnen, dachte Karin und rief zurück. Es waren nicht die Zähne. Im Schönefelder Hochland war eine Leiche entdeckt wurden, es handelte sich offensichtlich um Mord. Sandra gab ihr die Adresse durch. Also nichts mit gemütlichem Frühstück und Zeitungslektüre. Karin packte sich schnell ein paar Brote ein und fuhr los.
Die Adresse war ein Einfamilienhaus in einem verträumten kleinen Ort bei Dresden-Weißig. Als Karin ihr Auto abstellte, war der Ort allerdings nicht mehr verträumt. Streifenwagen, ein Krankenwagen und mehrere Privatwagen von Beamten verstopften die kleine Straße. Auf ihrem kurzen Weg zum Haus kam Karin auch an einer ihr gut bekannten Harley vorüber.
Sandra stand vor dem Hauseingang und wartete bereits auf sie. »Hallo Karin. Einen guten Morgen wünsche ich lieber nicht, denn wenn du siehst, wie es im Keller aussieht, wird dein Morgen alles, nur nicht gut. Da hat sich jemand richtig abreagiert.«
Karin verschlug es bei dem sich ihr bietenden Anblick tatsächlich den Atem und das lag nicht zuletzt an der Mischung der Gerüche, die ihr entgegenschlug. Das typisch muffige Aroma eines Kellers vermischte sich mit dem eisenartigen Geruch von Blut und dem Gestank von Fäkalien. Auf einem alten schweren Gartenstuhl saß ein Mann, der mit Klebeband daran gefesselt war. Seine Kehle war quer über den Hals aufgeschlitzt. Das austretende Blut hatte sein Oberhemd braunrot gefärbt. Karin sah, dass er wahrscheinlich im Todeskampf, seine Därme entleert hatte. Vor der Leiche des Mannes kniete Dr. Bretschneider und betrachtete interessiert eine große Wunde, die sich längs über das rechte Schienbein des Toten zog.
Als er Karin bemerkte, unterbrach er seine Betrachtung und wandte sich ihr zu: »Hallo. So etwas habe ich bis jetzt noch nie gesehen. Darüber gelesen schon, aber noch nie live gesehen. Der Mann ist gefoltert worden und zwar auf eine sehr subtile Art und Weise. Er selbst wird es nicht so empfunden haben, denn wenn meine Untersuchungen meinen ersten Verdacht bestätigen, hat er Höllenqualen ausgestanden. Seine Todesursache ist dagegen eher trivial. Ihm wurde die Halsschlagader durchtrennt.«
»Kannst du schon Angaben über den Todeszeitpunkt machen?«, fragte Karin.
»Der ist maximal zwei Stunden her. Genauer werde ich in meinem Bericht. Ich denke, dass ich heute Nachmittag schon Auskünfte geben kann. Sobald die Fotografen hier fertig sind, kommt das Opfer in die Gerichtsmedizin. Ich kann es kaum erwarten, die Verletzung an seinem Bein zu untersuchen.«
Dr. Bretschneider war richtig euphorisch, kaum hatte er ausgesprochen, vertiefte er sich wieder in die Betrachtung der Beinwunde.
Karin sah sich im Keller um. Er war ordentlich aufgeräumt, das würde die Arbeit der Kollegen von der KTU wesentlich erleichtern. Karin nickte Günther Lachmann, der in seinem weißen Overall die Untersuchungen leitete, kurz zu. Vom Keller führte eine Treppe mit einem schönen Holzgeländer hoch in die Wohnung. Hier wurde Karin von Steffen Dahlmann erwartet. Er ließ sich auch hier nicht aus der Ruhe bringen. Mit Umsicht hatte er alle relevanten Fakten gesammelt und trug sie nun Karin und Sandra, die sich zu ihnen gesellte, vor: »Der Tote heißt, oder besser hieß Peter Schlott. Er ist Jahrgang 1965. Er war geschieden und lebte allein. Er war bis vor einem Jahr der Inhaber einer kleinen Fabrik für Autoteile, seit dieser Zeit lebt er scheinbar von seinen Rücklagen. Genaueres werde ich gleich im Anschluss erfragen. Von einer Nachbarin wurde er vor neunzig Minuten gefunden. Jetzt müssen wir auf Mackie warten. Vor dem Ort wurde eine bewusstlose Frau auf einem Feldweg gefunden, er untersucht das gerade. Es wäre schon ein großer Zufall, wenn da nicht ein Zusammenhang bestehen würde.«
Karin nickte
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