Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
weiß, wovon ich spreche, in meiner Jugend habe ich das Buch gelesen.« Er unterstrich seine Worte durch ein energisches Nicken. »Die anderen Gäste haben sie auch gemieden. Bis vor drei Jahren ging es bei den Musketieren immer hoch her. Sie machten nie einen Hehl aus ihrer Meinung. Andere Menschen standen tief unter ihnen und das gaben sie auch lautstark von sich. Sie tranken reichlich und immer nur die guten Sachen. Für meinen Umsatz waren sie gut, Freitagabend verdiente ich mehr als in dem Rest der Woche. Das war auch der Grund, weshalb ich sie trotz ihrer abfälligen Äußerungen in der Schenke duldete.«
»Und ihre richtigen Namen haben Sie nie erfahren?«
»Nein. Sie redeten sich auch untereinander mit diesen albernen Namen an und bezahlten immer bar, sodass ich nie eine Kreditkarte zu Gesicht bekommen habe.«
»Und wenn sie ein Taxi für den Heimweg bestellten, da gaben sie keine Namen an?«
»Das ist auch so eine komische Sache, sie fuhren nie mit dem Taxi, wenigstens nicht von der Gaststätte. Die waren manchmal so voll, dass sie kaum laufen konnten, aber sie zogen immer zu Fuß ab. Ich meine, wer so viel Geld für Getränke an einem Skatabend ausgibt, der müsste sich doch ein Taxi leisten können, aber nicht ein einziges Mal haben sie eines bestellt. Die drei waren richtige Geheimniskrämer.«
»Und all die Jahre, in denen sie bei ihnen freitags Skat spielten, ist nie ein Wort gefallen, was Licht auf das private oder berufliche Leben der Herren fallen ließ?«, fragte Steffen, den das Gehörte zunehmend verwunderte.
»Doch einmal. Aber das war die Ausnahme. Die Herren unterhielten sich sonst nur über ihr Spiel oder rissen zotige Witze. An einem Abend lief im Fernsehen über der Theke gerade ein Bericht über einen gesuchten Kriminellen, und da befragte Athos den, welchen sie Aramis nannten, über den Fall und zwar in so einem Ton, als müsste der darüber Insiderwissen besitzen. Es klang ganz so, als ob er einer von ihrer Truppe sei.«
18 Uhr versammelten sich die Mitglieder der Sonderkommission ›Tankstelle‹ im Büro von Karin und Sandra, um die Ergebnisse der Ermittlungen auszuwerten. Karin und Sandra begannen mit der frustrierenden Mitteilung, dass Witkowski als Täter oder Auftraggeber des Mordes nicht in Betracht komme. Jan Klingenberg unterstrich diesen Stand noch: »Ich habe der Zeugin die Fotos vorgelegt, die ich von der Frau, die bei Witkowski ein und aus geht, gemacht habe. Es gab leider keine Übereinstimmung mit der Person, die im Verkaufsraum der Tankstelle aufgefallen ist.«
Sandra konnte es nicht lassen, Mackie wieder aufzuziehen. Sie setzte ihre Kaffeetasse ab und meinte lächelnd: »Zeugin, wie erhaben das klingt. Konntest du denn bei Claudia landen?«
Jan grinste von einem Ohr zum anderen und nickte.
Karin schickte beiden einen ernsten Blick zu, der aber nicht ernst gemeint war und sagte: »Was meinst du, Jan, sollten wir ein Phantombild zeichnen lassen?«
»Das habe ich schon veranlasst. Frau Schneider kommt morgen Vormittag vorbei und setzt sich mit unserem Zeichner zusammen.«
Karin nickte anerkennend: »Gut gemacht.«
Dann wandte sie sich Steffen Dahlmann zu: »Steffen, hast du bei deiner Suche etwas erfahren?«
Steffen Dahlmann gab das Gespräch, welches er mit dem Gastwirt geführt hatte, wieder und schloss mit den Worten: »Als ich mein Gespräch mit dem Wirt beendet hatte, sah ich in den Stadtplan und betrachtete die Gegend, die sich zwischen Haases Wohnung und der Schenke befindet. Ich meine natürlich die Wohnung, in der er lebte, bevor er abtauchte. Haase wohnte in einer alten Villa in der Radeberger Vorstadt, die Gaststätte befindet sich in Pieschen. Läuft man einen Bogen durch die Neustadt, kommt man an mehreren Rotlicht-Etablissements vorüber. Ich vermute, die drei Herren ließen ihren Skatabend besinnlich in einem Puff ausklingen.«
Karin nickte: »Das macht Sinn. Es würde auch die Heimlichtuerei der drei erklären. Bestimmt waren auch seine zwei Mitstreiter verheiratet und in guten Positionen tätig, sodass es ihnen unangenehm wäre, wenn jemand von ihren Abenteuern in den Armen williger Damen erfahren würde.«
»Jetzt wissen wir zwar, wie die Freitagabende von Haase verliefen, aber weiter auch nichts«, sagte Steffen. »Die Namen seiner zwei Mitspieler kennen wir nicht und ich glaube kaum, dass die zwei sich auf einen Aufruf von uns melden würden.«
»Es ist zum Verzweifeln«, stöhnte Karin. »Heute ist der vierte Tag nach dem Mord und wir
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