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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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wieder ein. Sie hatte damals dieselbe Frisur, wie ich sie jetzt trug. Das war mir bisher noch gar nicht aufgefallen.

    Es war am Abend, zwei Tage später. Ich saß an meinem Laptop und bestellte einige Fachbücher bei amazon. Das sparte mir einen mühsamen Weg in die Innenstadt, und ich konnte mich gleich auf das Grundgerüst des Vortrags stürzen, den ich in Wien halten wollte. Die Jungen waren im Kino. Alles war friedlich und still, bis ich das Läuten an meiner Wohnungstür vernahm. Ich schob die Bücher beiseite und erhob mich unwillig. Wer immer es war, er kam zur falschen Zeit.
    Es war Carla. Wutentbrannt stürzte sie herein. »Störe ich?«
    »Willst du eine Tasse Tee?«
    Ade, Vortrag. Carla sah aus, als würde sie eine mitfühlende Seele benötigen. Sie trug noch ihr enges Businesskostüm. Die Aktentasche, die sie auf Huberts Lehnstuhl pfefferte, zeugte davon, dass sie direkt aus dem Büro kam.
    »Nein danke, ich bleibe nicht lange. Ich muss Marie von Tony abholen. Roli, kann ich kurz mit dir reden?«
    Wir setzten uns auf die Couch. »Ja sicher, worum geht’s denn?«
    »Es geht um Rotter! Und wieder einmal um die Leitung des Exports in unserer Firma. Ich bin so wütend. Wenn ich nicht mit jemandem reden kann, dann platze ich.«
    Ich stand auf und holte einen Aschenbecher. Ich mochte es nicht besonders, wenn man in meinem Wohnzimmer rauchte. Doch Carla sah aus, als würde sie dringend einen Halt brauchen. Und vielleicht verschaffte ihr ja ein Glimmstängel diesen Halt. Zumindest vorübergehend.
    Sie schenkte mir ein dankbares Lächeln und entzündete mit einer fahrigen Geste eine Zigarette. »Du weißt ja, bis jetzt gibt es einen Bereich ›Verkauf nach Europa‹, den leite ich. Und den Bereich ›Verkauf nach Übersee‹, den leitet Rotter. Beide Bereiche laufen gut. Ich bin froh, dass ich nicht allzu viel mit Rotter zu tun habe. Denn er ist nicht nur ein eingebildeter und dünkelhafter, sondern auch ein hinterhältiger Mensch. Und er hasst erfolgreiche Frauen.«
    Die Tatsache, dass Carla ihren Kollegen nicht ausstehen konnte, war für mich nichts Neues.
    »Im letzten Jahr hatten wir externe Berater im Haus. Die haben das Unterste zuoberst gekehrt …«
    Ich nickte. Zu gut konnte ich mich daran erinnern, wie genervt Carla an den Abenden nach Hause gekommen war.
    »Und die haben festgestellt, dass man den Export in eine Hand zusammenlegen sollte. Angeblich um die Effizienz zu steigern.«
    Auch das wusste ich bereits.
    »Ich habe dir doch vom Gespräch mit dem Senior – also dem alten Herrn Moosburger – erzählt. Er hat angedeutet, dass ich die Leitung des gesamten Bereichs übertragen bekomme, sobald wir eine einheitliche Abteilung geschaffen haben. Ein anderer Kollege würde den ›Verkauf Europa‹ übernehmen und ich hätte vor allem Koordinationsaufgaben. Und müsste nicht mehr so oft verreisen und Marie allein lassen. Und mehr Geld brächte diese Stelle auch. Klar, dass F. J. da nicht tatenlos zusehen konnte.«
    F. J. war Rotter. F. J. statt Ferdinand Jakob. Das klang wie »Efdschäi«, amerikanisch, dynamisch.
    »Was soll denn der Rotter noch machen, wenn dir dein Boss den Job bereits zugesagt hat?«, wollte ich wissen.
    »Na ja, zugesagt …«, murmelte Carla, »zugesagt ist zu viel gesagt. Er hat ihn mir in Aussicht gestellt. Doch das war, bevor Bubi in die Firma eintrat.«
    Bubi war der Juniorchef. Franz Moosburger IV. lautete sein voller Name und »Bubi« die Bezeichnung, wie ihn Carla im Geheimen nannte. Moosburger Junior war Ende zwanzig und nach seinem Studium und einem Praktikum kürzlich in das Unternehmen seines Vaters eingetreten.
    »Alles ist anders geworden, seit der Sohn vom Chef in die Firmenleitung eingestiegen ist. Er fühlt sich als der große Macher und versucht, die Firma in den Griff zu bekommen, solange sein Vater im Krankenhaus liegt.« Sie nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette: »Rotter, das Aas, hatte natürlich nichts Besseres zu tun, als sich umgehend mit Bubi zu verbünden.«
    »Rotter nennt ihn auch sicher nicht ›Bubi‹«, dachte ich. Und ließ ihn nicht spüren, dass er ihn offensichtlich für zu jung, zu unerfahren und fachlich wenig kompetent hielt – wie Carla das sicher getan hatte. Ich kannte sie zu gut. Sie konnte mit ihrer Abneigung noch nie gut hinter dem Berg halten.
    »Dem jungen Spund imponiert das, wenn sich der ach so weltgewandte Herr Rotter um ihn kümmert. Ihn um Rat fragt …«
    »Und die weltgewandte Frau Martens will sich nicht auch verbünden

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