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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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wohligen Gewissheit erschüttern zu lassen. Und überdies: Es gab noch ein ganz anderes Thema, zu dem ich mir seit Tagen Gedanken machte.
    »Bevor ihr einen sinnlosen Streit vom Zaun brecht«, unterbrach ich Bea, die soeben zu einem ausgiebigen Redeschwall hatte ansetzen wollen, »habe ich eine ganz andere Frage, die mir viel wichtiger ist: Was passiert beim ersten Sex?«
    Carla, die eben ihr Rotweinglas zu den Lippen führen wollte, stellte es mit einem Ruck nieder. Ihr Blick war fassungslos. »Deine Söhne sind sechzehn, Roli, und sie hängen den ganzen Tag mit ihren Freunden herum. Männlichen Freunden, soweit ich das überblicken kann. Worüber machst du dir Sorgen?«
    »Tim und Sebastian haben sehr wohl auch eine ganze Anzahl weiblicher Freunde«, entgegnete ich in einem schärferen Tonfall, als ich das vorgehabt hatte. »Doch hier geht es nicht um die beiden. Es geht um mich.«
    »Dein erstes Mal ist mindestens siebzehn Jahre her. Rein rechnerisch gesehen. Wenn man deine Söhne betrachtet, meine ich. Doch ich kann mir vorstellen, dass es mehr als zwanzig Jahre her ist. Warum möchtest du jetzt dein erstes Mal besprechen?« Es war offensichtlich, dass Carla nur Bahnhof verstand.
    »Ich meine nicht mein allererstes Mal«, ich war unwillig über so viel mangelndes Einfühlungsvermögen, »sondern über mein erstes Mal nach langer Zeit. Peter ist fast drei Jahre tot, mein Sexleben ist es auch. Und jetzt habe ich keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll, wenn es so weit kommt. Wer weiß, vielleicht lerne ich bald jemanden kennen,und dann stellt sich diese Frage. Wie gehe ich dann am besten damit um?«
    Frau Meiners Wolfram erschien vor meinem geistigen Auge. Sein wohlgeschnittenes, faszinierendes Gesicht. Seine elegante Erscheinung. Ich überlegte, wie es wäre, diesen Mann zu umarmen. Mmh, ja, ein prickelndes Gefühl. Allerdings war ich auch unsicher. Wusste ich, was er von mir erwartet? Sicher hatte er Affären mit vielen aufregenden Frauen. Und dann kam ich, die blasse Roli. Völlig aus der Übung. Mit Schwangerschaftsstreifen am Bauch. Es konnte doch nicht sein, dass nur ich mir diese Frage stellte. Waren andere Frauen wirklich um so vieles selbstbewusster? Von Carla war erwartungsgemäß keine Antwort zu erwarten. Ich hatte ein Thema angeschnitten, das ihr peinlich war. Also saß sie da und betrachtete die Bilder neben Huberts Lehnstuhl. Und hoffte sichtlich darauf, dass Bea etwas Geeignetes einfiel, das sie von der Pflicht enthob, mir antworten zu müssen. Ich musste innerlich grinsen.
    Bea enttäuschte sie nicht. »Sex ist wie Rad fahren«, vergnügt goss sie sich noch etwas Rotwein in ihr Glas, »das verlernt man nicht. Ich war auch einmal fast ein Jahr ohne Freund, wenn ihr euch erinnert. Das war kurz bevor ich meinen Richie traf. Und doch konnte ich in meiner ersten Nacht mit ihm nahtlos an meine Erfahrungen von früher anschließen.« Sie grinste. »Kein Grund, dir Sorgen zu machen, Roli. Außerdem weiß jeder, der sich mit einer Frau über vierzig einlässt, dass wir nicht mehr taufrisch sind. Und im Übrigen, falls du nicht vorhast, dich mit einem Fünfundzwanzigjährigen zu vergnügen, dann wird auch der Mann neben dir allerlei Schrammen und körperliche Defekte aufweisen. Das ist nun einmal des Lebens Lauf.«
    Die Diskussion wurde jäh unterbrochen, als meine Söhne das Zimmer betraten. »Du hast keine Zeit zum Kochen, stimmt’s, Mam? Wir haben beschlossen, den Pizza-Service anzurufen.«
    Was für eine gute Idee! Ich bat Tim, eine Pizza mit Salami zu bestellen. Bea entschied sich für Thunfisch mit Zwiebeln.
    Carla schüttelte den Kopf: »Konrad will heute Abend noch einmal kurz vorbeikommen. Es wird Zeit, dass ich mich etwas zurechtmache. Also Roli, vergeude keine unnötigen Gedanken. Danke für den Wein.« Sie winkte uns zu und verließ mein Wohnzimmer.
    Aus der Küche vernahm ich, wie Tim mit dem Pizza-Service sprach. Ich weiß, es ist lächerlich, und doch freute ich mich darüber. War es nicht ein Beweis dafür, dass ich meine Kinder zu selbstständigen Menschen erzogen hatte? Ich bezweifelte allerdings, dass Jordys Mutter das ebenso sah. Sie hielt an Schulen Vorträge über zeitgemäße biologische Ernährung. Ich nahm nicht an, dass Nahrung vom Pizza-Service in diese Kategorie fiel.
    Bea hatte in der Zwischenzeit meinen Laptop eingeschaltet. »Komm, lass uns die Wartezeit überbrücken. Wie möchtest du dein Inserat formulieren?«
    »Mein Inserat formulieren?« Ich hatte mir vorgenommen,

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