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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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den Kugelschreiber, um meine Worte niederzuschreiben. In der linken ein großes Stück Pizza. Der geschmolzene Käse tropfte auf den Teller.
    Meine Stärken? Was waren meine Stärken? Wer konnte schon aus dem Stehgreif seine Stärken aufzählen?
    »Ich weiß nicht, ob es gut ist, mit meinen Stärken zu beginnen«, sagte ich, weil mir nichts einfiel.
    Bea hob eine Augenbraue: »Nein? Gut. Womit willst du dann beginnen? Mit deinen Schwächen vielleicht? Oder soll ich schreiben: ›Frau, die ihre Stärken nicht kennt, sucht einen Mann, der diese herausfindet‹?«
    »Gute Idee!« Ich lachte.
    Doch Bea war im Augenblick nicht nach Scherzen zumute. »Fangen wir es von der anderen Seite an: Wie stellst du dir deinen Traummann vor?«
    »Größer als ich«, das wusste ich wie aus der Pistole geschossen. »Gut aussehend, mit grau meliertem Haar – oder nein, schreib lieber: mit grauen Schläfen. Intelligenz ist mir wichtig und Lebenserfahrung.« Ich bemühte mich, Frau Meiners Wolfram möglichst genau zu beschreiben. »Und er muss älter sein als ich. Unbedingt. Gut situiert natürlich. Und gebildet. Ein Mann, der weiß, was er will. Na, das ist doch schon recht brauchbar, oder?«
    Bea schüttelte den Kopf. »Mit dieser Beschreibung kannst du gleich Hubert nehmen«, sagte sie trocken.
    Ich hatte mich in meinen Gedanken gerade wieder einmal in den Anblick von Wolfram verliebt. Und landete nun ziemlich unsanft auf dem Boden der Tatsachen: »Hubert?!« Hatte ich wirklich Hubert beschrieben, meinen Schwiegervater? Dann musste ich in meinen Ausführungen wohl doch etwas genauer werden.
    »Was muss er können? Was muss er mögen?« Bea hatte den Stift noch immer in ihrer Rechten. Sie hatte bisher noch nichts aufgeschrieben.
    »Können? Mögen? Mich soll er mögen. Und gesellschaftliche Ereignisse. Reisen?« Ich war mir plötzlich nicht sicher.
    »So kommen wir nicht weiter.« Bea verzog unwillig das Gesicht und schloss mit einem Klick die Internetseite, nicht ohne sofort eine neue Homepageadresse einzugeben.
    »Was heißt: Nicht weiterkommen?« Enttäuscht nahm ich den nächsten Schluck Rotwein. »Ich hab doch noch nie imLeben so ein Inserat formuliert. Und ich kann mich nicht anpreisen. Wenn du also aufgeben willst …«
    »Nichts wird aufgegeben«, Bea wies auf den Bildschirm. Dieser war in der Zwischenzeit rosa und weinrot eingefärbt und rote Herzchen schwirrten umher.
    »Was ist denn das, um Gottes willen?«
    »Eine andere Singleseite. Hier brauchst du kein Inserat zu formulieren. Hier kannst du einen Fragebogen zu deinen Vorlieben und Interessen ausfüllen. Das ist sicher leichter.«
    Ich konnte es nicht fassen: »Bea, woher kennst du bloß all diese Internetseiten? Sag mal, meine Liebe, betrügst du deinen Mann?« Diesen Verdacht hatte ich nicht wirklich.
    Und Bea schüttelte auch schon grinsend ihr karottenrotes Haupt: »Ach wo. Kein Bedarf. Die Adressen habe ich von einer Hausfrau aus meiner Volkshochschulrunde. Sie hat kürzlich ein höchst interessantes Buch gelesen. Ich weiß sogar noch, wie es hieß, nämlich: ›Vom Internet ins Ehebett‹. Klingt witzig, oder? So, jetzt müssen wir dich anmelden.«
    Und das tat sie dann auch.
    Zum Glück war auch hier noch keine andere auf die Idee gekommen sich »süßsaueres Schweinefleisch« zu nennen, und so war ich als »Gularo« willkommen. Bea begann, den Fragebogen auszufüllen, ohne mich lange zu fragen. Gut, an »weiblich, zweiundvierzig, schlank, einsdreiundsiebzig groß« war nichts auszusetzen.
    »Meine Haare sind nicht rötlich, sondern dunkles Aschblond«, korrigierte ich und schüttelte meine neue Frisur.
    Bea klickte auf »dunkelblond«. »Aschblond klingt nicht verlockend«, befand sie. Ich hatte keine Lust zu streiten.
    »Wie alt soll er sein?«
    »Mindestens fünfzig.« Wenn ich eines wusste, dann das. Ein junger Bursche Marke Steuerthal kam mir nicht ins Haus.
    Natürlich hatte Bea daran etwas auszusetzen und klickte beinhart auf »Mindestalter: vierzig«. »Wir wollen ja den Kreis der infrage Kommenden nicht unnötig einschränken,nicht wahr? Und Leute, die sich erwachsen benehmen, gibt’s auch bei Vierzigjährigen.«
    Bei »Größe: über einsfünfundsiebzig, Haarfarbe: egal«, waren wir uns einig. Die grauen Schläfen, die ich mir wünschte, würden sich bei meiner Zielgruppe automatisch einstellen.
    Bea stellte mir die Fragen. Ich antwortete, sie tippte ein und ergänzte eigenmächtig.
    »Liebster Filmstar?«
    »Antony Hopkins. Der hat in ›Zorro‹ den

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