Vom Prinzen gezähmt (Elven Lover) (German Edition)
zwar kein Angsthase, doch sie fuhr lieber mit dem Taxi. Vorsicht war besser als Nachsicht und Cherry hatte genug schlechte Erfahrungen mit Männern.
„Hier sind wir, Miss“, sagte er Taxifahrer und riss sie aus ihren Gedanken.
Cherry bezahlte den Fahrer und stieg aus. Schnell schloss sie die Haustür auf und huschte in den Flur, die Tür wieder hinter sich abschließend. Dann ging sie die knarrende Treppe hinauf in den zweiten Stock. Wie immer roch es muffig in dem alten Treppenhaus.
Als sie die Wohnung betrat, atmete sie erleichtert auf. Sie schloss die Haustür und drehte den Schlüssel zweimal herum. Irgendwie hatte sie heute ein blödes Gefühl, als würde noch etwas passieren. Es half nicht gerade, dass sie jetzt ganz allein zu Hause war. Die anderen würden bestimmt erst in den frühen Morgenstunden zurückkommen.
Vielleicht würde ein Glas warme Milch ihr helfen, sich zu beruhigen, damit sie schlafen konnte. Als sie das Licht in der gemeinschaftlich genutzten Küche einschaltete, stieß sie einen erschrockenen Schrei aus.
„Was machst du hier?“, fragte sie mit vor Schreck weit geöffneten Augen.
Merlon musterte sie besorgt. Sie war so blass. Wenn sie ihm gleich ohnmächtig in die Arme fiel, dann bräuchte er nicht einmal mehr seinen speziellen Elfenblick einsetzen, um sie bewusstlos zu machen.
„Ich kann nicht leben ohne dich“, sagte er schlicht.
„Ich … ich habe dir geschrieben, dass es nicht geht mit uns. Es ist einfach ...“
Sie kam nicht mehr dazu, den Satz zu Ende zu reden. Merlon fing sie in seinen Armen auf. Es war ohnehin sicherer, wenn er sie bewusstlos machte, als wenn sie selbst ohnmächtig wurde. So würde sie erst wieder aufwachen, wenn er es wollte. Das gab ihm die Zeit, alles so einzurichten, dass sie es bequem hatten. Seine Jagdhütte war etwas vernachlässigt und er hatte keine Zeit mehr gehabt, vorher aufzuräumen. Merlon grinste als ihm bewusst wurde, dass er früher nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet hätte, ob seine Hütte aufgeräumt war oder nicht. Was wohl seine Mutter dazu sagen würde? Er schüttelte den Kopf über den seltsamen Gang, den seine Gedanken nahmen.
***
Als Cherry erwachte, war es dunkel. Offenbar hatte sie nicht lange geschlafen. Es sah nicht so aus, als würde es bald hell werden. Sie wandte den Kopf, um auf die Uhr zu schauen, doch da war keine grün leuchtende Digitalanzeige in der Dunkelheit. Überhaupt war es viel zu dunkel. Sie konnte nicht einmal das Fenster sehen, durch das sonst das Licht der Leuchtreklamen und Straßenlampen fiel. Ihr Herz fing an, unruhig zu klopfen. Sie war sich sicher, dass irgendetwas Wichtiges passiert war, nur dass sie sich nicht erinnern konnte. Hatte ihr doch jemand etwas in den Drink getan und sie lag jetzt irgendwo in einem dunklen Kellerloch oder so? Nein! Sie lag eindeutig auf einem bequemen Bett und es war angenehm warm. Es roch auch nicht nach muffigem Keller. Eher nach Holzrauch und ein wenig nach Leder und nach Tier. Zu ihrer Erleichterung war sie zumindest bekleidet, soweit sie es fühlen konnte. Sie setzte sich auf und tastete um sich herum. Sie lag offenbar auf Seidenlaken oder zumindest Satin. Das waren jedenfalls nicht ihre einfachen Leinenlaken. Plötzlich ertastete sie warme Haut. Seidig glatte und feste Haut, die sich über harte Muskeln spannte. Sie schrie erschrocken auf.
Die Person neben ihr setzte sich ruckartig auf.
„Was ist? Hast du schlecht geträumt?“, erklang eine ihr bestens bekannte Stimme.
„Merlon?“, hauchte sie verwirrt.
„Ja. Ich bin hier. Hab keine Angst.“
Plötzlich kam die Erinnerung wieder. Er hatte auf sie in der Küche gewartet. Sie hatte etwas zu ihm gesagt und dann waren plötzlich alle Erinnerungen weg. Als wäre sie ohnmächtig geworden.
„Was tust du hier? Was geht hier vor? Wo bin ich, verdammt? Mach sofort das Licht an!“
Merlon legte seine Arme um sie, doch sie wand sich aus seinem Griff.
„Mach das Licht an!“, schrie sie beinahe hysterisch.
„Ist ja schon gut. Warte!“, sagte Merlon und sie spürte, wie er sich vom Bett erhob.
Offenbar konnte er in der Dunkelheit sehen, denn sie hörte ihn rascheln und rumoren, bis ein Streichholz gezündet wurde und wenig später eine Kerze sanftes Licht spendete. Merlon zündete noch zwei weitere Kerzen an und der Raum erhellte sich.
Sie befand sich in einem kleinen Zimmer mit Wänden aus Holz an denen verschiedene Felle, ausgestopfte Tierschädel und Geweihe hingen. Offenbar eine Jagdhütte.
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