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Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Titel: Vom Tod verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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immer noch besser, als nur im Krankenhaushemdchen dazusitzen. Dass ich fror, verbesserte meine ohnehin schon miese Laune nicht unbedingt, und ich zwang mich, einmal tief durchzuatmen, bevor ich Officer Hanson antwortete.
    » Ich habe keine andere Erklärung: Ich bin gestolpert.«
    » Miss Craft, die Hälfte aller Kameras, die es hier in der Stadt gibt, war auf Sie gerichtet, als der Schuss abgefeuert wurde. Ich habe mir die Filme angesehen. Sie sind weggehechtet, die Treppen hinunter.«
    Mein Kopf ruckte hoch. » Glauben Sie wirklich, ich hätte das hier…«, ich hob mein geschientes Handgelenk, » sowie ein Dutzend Stiche auf meiner Stirn, wenn ich, wie Sie es ausdrücken, ›weggehechtet‹ wäre?«
    Er beugte sich vor, ragte über mir auf, klopfte wieder mit dem Kuli auf das Notizbuch, ein Stakkato von billigem Plastik auf Papier.
    Ich war weder beeindruckt noch eingeschüchtert, sondern einfach nur genervt. Ehrlich, ich hatte die Nase voll davon, dass er sich so vor mir aufspielte.
    Ich schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. Die Muskeln in meinen Beinen schmerzten, mein Rücken protestierte. Doch nun war ich wenigstens auf Augenhöhe mit Officer Hanson. » Wie ich schon sagte: Ich bin gestolpert.«
    Sein Kuli blieb in der Luft hängen, sank dann zu einem letzten, harten Klopfen herab. Der Officer senkte den Blick, klappte das Notizbuch zu. » Hören Sie, Alex, wir glauben doch gar nicht, dass Sie etwas damit zu tun haben. Wir wollen nur herausfinden, was passiert ist. Haben Sie den Schuss gehört? Haben Sie etwas gesehen? Ein verdächtiges Auto, einen Umriss auf einem Dach? Wieso sind Sie einfach weggehechtet?«
    » Ich…« Was sollte ich denn sagen? Der Tod hat mich aus der Schusslinie geschubst? Das passte nun wirklich nicht zur Stellenbeschreibung eines Seelensammlers. Niemand würde mir glauben. Verdammt, ich konnte es ja selbst kaum glauben. » Ich habe Ihnen alles erzählt, woran ich mich erinnern kann.«
    Er schürzte die Lippen, doch bevor er etwas sagen konnte, kam mir der Arzt, der mich behandelte, zu Hilfe. Er schob den Vorhang beiseite, der mein Bett vom Rest der Notaufnahme trennte, und lächelte mich an.
    » Gute Neuigkeiten, Miss Craft. Ihre CT hat nicht das Geringste ergeben, also werde ich jetzt Ihre Entlassungspapiere unterzeichnen.« Er notierte etwas auf meinem Krankenblatt. » Diese Stütze sollten Sie ein paar Wochen lang tragen; die Fäden lösen sich von selbst auf, sie müssen also nicht gezogen werden. Passen Sie auf, dass die Wunde nicht verschmutzt. Haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
    Ich lächelte. » Könnten Sie mir vielleicht eine Heimfahrt auf Rezept verschreiben?«
    Es war ein Scherz– halbwegs–, doch Officer Hanson räusperte sich. » Der Sheriff glaubt, dass die Tatsache, dass auf Sie geschossen wurde, etwas mit dem Amanda-Holliday-Verfahren zu tun hat. Dass ein Schatten in den Zeugenstand gerufen werde soll, hat etliche Kontroversen hervorgerufen. Der Sheriff hat darum angeordnet, dass ein Officer Sie nach Hause bringt, und morgen früh werden Sie zum Gericht eskortiert.«
    » Hm… Danke.« Hätte er das nicht gleich sagen können? Ich rieb mir die Schulter mit der gesunden Hand. Die Kratzer juckten immer noch, doch der Arzt hatte mir versichert, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauchte. Ich blickte Hanson an. Hoffentlich war nicht er mein Chauffeur.
    Der Doktor hängte mein Krankenblatt wieder ans Fußende des Betts und lächelte erneut. » Gleich kommt eine Schwester, um die nötigen Formalitäten zu erledigen. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht. Und springen Sie nicht noch mal eine Treppe hinunter.«
    Ich lächelte gequält. » Bestimmt nicht.« Glaubt denn wirklich jeder, ich wäre in der Lage, einer Kugel auszuweichen? Ich bezweifele, dass ich genug Mumm hätte, eine für jemand anderen bestimmte Kugel abzufangen, doch hätte ich gewusst, was passieren würde, hätte ich John verdammt noch mal gewarnt.
    Der Arzt zog den Vorhang hinter sich wieder zu, und ich sah wieder Hanson an, sicher, dass er mich erneut in die Mangel nehmen würde.
    Er wirkte genauso beklommen, wie ich mich fühlte. » Sie rufen uns an, sollte Ihnen doch noch etwas einfallen, ja?«
    » Na klar«, versprach ich, und das hatte ich auch vor. Schließlich war John mein Freund. Ich würde alles tun, um herauszufinden, wer auf ihn geschossen hatte. Nicht zuletzt lag es ja auch in meinem ureigensten Interesse, dass dieser Kerl hinter Gittern landete, falls ich nämlich tatsächlich das

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