Vom Umtausch ausgeschlossen
gefährdete Kleintiere oder nur Igel?«
»Ah...« Ich räuspere mich, wobei mir sehr bewusst ist, dass Jess mich mit ihrem Blick förmlich aufspießt. »Ah... hauptsächlich nur Igel.«
»Wir heißen Becky natürlich alle herzlich willkommen. Gut. Dann wollen wir uns mal den ernsten Themen zuwenden.« Robin nimmt eine Ledermappe zur Hand und holt einen Stapel Unterlagen heraus. »Das geplante Piper´s Hill Einkaufszentrum.«
Er macht eine Effekt heischende Pause, in der deutlich ein Erschauern der Anwesenden zu spüren ist.
»Der Stadtrat tut weiter so, als wüsste er von nichts. Aber wie dem auch sei -« Er blättert schwungvoll in seinen Papieren. »Es ist mir gelungen, an eine Kopie der Pläne heranzukommen.« Robin reicht die Papiere einem Mann, der am Ende des Hufeisens sitzt, und dieser lässt sie weiter herumgehen. »Wir haben natürlich eine Menge nicht ganz unbedeutender Einwände. Wenn ihr euch alle mal ein paar Minuten die Pläne ansehen würdet...«
Es wird still im Saal. Folgsam sehe ich mir alle Zeichnungen an. Als ich mich umsehe, bemerke ich, dass die anderen alle verärgert und enttäuscht den Kopf schütteln- und offen gestanden überrascht mich das überhaupt nicht.
»Gut.« Robin sieht sich um, bis sein Blick an mir haften bleibt. »Becky, vielleicht könnten wir als Erstes deine Meinung hören. Was ist deine unmittelbare Reaktion als Außenstehende?«
Alle drehen sich zu mir um, und ich merke, wie meine Wangen anfangen zu glühen.
»Äh... na ja, ich sehe natürlich sofort, wo die Probleme liegen«, wage ich mich voran.
»Sehr gut!« Robin sieht äußerst zufrieden aus. »Das stärkt unsere Position. Die Probleme sind sogar für jemanden, der die Gegend nicht kennt, auf den ersten Blick erkennbar! Weiter, Becky?«
»Na ja.« Ich werfe noch einen längeren Blick auf die Pläne und sehe dann auf. »Also, erstens sind die Öffnungszeiten ziemlich eingeschränkt. Ich würde dafür plädieren, dass jeden Abend bis zehn Uhr geöffnet ist. Ich meine, die Leute arbeiten doch tagsüber! Und auf die Weise müssten sie sich nicht so abhetzen, um ihre Einkäufe zu tätigen.«
Die anderen sehen mich sprachlos an. Sie wirken geradezu fassungslos. Tja, das hatten sie wohl nicht erwartet, dass ich den Nagel so präzise auf den Kopf treffen würde. Ich fühle mich bestätigt und zeige nun auf die Liste der Läden. »Und diese Geschäfte hier sind totaler Mist. Da müsste ein Space NK rein... Joseph... und auf alle Fälle ein LK Bennett!«
Im Saal herrscht Totenstille.
Jess hat ihr Gesicht in den Händen vergraben.
Robin ist offenbar vollkommen platt, ringt sich jedoch tapfer ein Lächeln ab.
»Becky... Ich glaube, es gibt da ein kleines Missverständnis. Wir sind gegen den Bau des Einkaufszentrums. Wir protestieren gegen seine Errichtung.«
»Wie bitte?« Verständnislos sehe ich ihn an.
»Wir wollen nicht, dass es gebaut wird«, erklärt Jess betont langsam und mit sarkastischem Unterton. »Mit seinem Bau würde ein landschaftlich außergewöhnlich schönes Gebiet verschandelt werden. Und deswegen protestieren wir dagegen.«
»Oh.« Meine Wangen sind puterrot. »Ach so. Ja, klar. Die schöne Landschaft. Ich... wollte... äh... Das wollte ich auch gerade erwähnen.« Nervös blättere ich zum dritten Mal in den Papieren und überlege, wie ich mich da jetzt wieder rausrede. »Und für die Igel wäre das ganze sicher auch eine ziemlich große Gefahr«, plappere ich schließlich weiter. »Ich habe schon gleich mehrere Gefahrenpunkte für Igel ausgemacht. Oder auch GP-Is, wie wir sie nennen.«
Jess verdreht die Augen. Vielleicht sollte ich jetzt einfach besser die Klappe halten.
»Danke für den Hinweis«, sagt Robin und lächelt dabei etwas angestrengt. »Gut - nachdem Becky uns ihre äußerst wertvollen Bedenken zur Sicherheit der Igel mitgeteilt hat... Hat noch irgendjemand etwas beizutragen?«
Ein weißhaariger Mann erhebt sich und fangt an, von der Entweihung der Natur zu sprechen. Ich sinke auf meinem Stuhl in mir zusammen.
Jetzt bin ich ja doch irgendwie froh, dass ich nicht auch noch Punkt drei meiner Bedenken bezüglich des Einkaufszentrums ausgesprochen habe. Ich finde nämlich eigentlich, dass es zu klein ist.
»Ich mache mir Sorgen um das hiesige Gewerbe«, verkündet eine elegant gekleidete Frau. »Einkaufszentren auf der grünen Wiese zerstören alte, gewachsene Dorfstrukturen. Wenn dieses Einkaufszentrum gebaut wird, geht der Laden im Dorf Pleite.«
»Das ist kriminell!«,
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