Vom Umtausch ausgeschlossen
vertrödeln. Ich habe mein eigenes Leben. Ich habe einen Mann.
Oder zumindest... glaube ich, dass ich einen Mann habe.
Mir wird ganz flau im Magen, als ich an unseren Abschied denke. Luke ist wahrscheinlich immer noch stinksauer auf mich. Der Aufenthalt auf Zypern ist wahrscheinlich eine einzige Qual, und Luke verflucht mich minütlich. Ich halte mitten im Zusammenlegen eines Pullovers inne. Bei dem Gedanken, nach London zurückzukehren und Luke gegenüberzutreten, verlässt mich der Mut.
Aber dann gewinne ich wieder an Haltung, und ich werfe den Pullover achtlos in den Koffer. Na und! Dann ist die Beziehung mit Luke zurzeit eben etwas wackelig! Aber ich brauche ganz bestimmt nicht die Hilfe irgendeiner blöden Schwester, um meine Ehe zu retten. Ich kriege das schon alleine hin. Vielleicht kaufe ich mir einen passenden Ratgeber. Es muss doch ein Buch geben, das Wie rette ich meine einjährige Ehe? oder so heißt.
Ich stopfe all die Souvenirs, die ich bei Jim gekauft habe, in den limonengrünen Koffer, setze mich darauf und lasse die Schlösser zuschnappen. So. Das war‘s. Schluss.
Es klopft an der Tür, und ich sehe auf. »Ja, bitte?«
Edie steckt den Kopf zur Tür herein.
»Besuch«, sagt sie. »Wartet unten.«
Hoffnung flackert in mir auf.
»Besuch?« Ich springe auf. »Ich komme!«
»Ich möchte Sie bei dieser Gelegenheit noch einmal an die Hausregeln erinnern«, dröhnt Edies Stimme auf der Treppe hinter mir her. »Kein Besuch nach elf Uhr abends. Wenn es zu laut wird, rufe ich die Polizei.«
Ich überspringe die letzten Stufen und eile in das kleine Wohnzimmer.
»Hi!« Ich bleibe wie angewurzelt stehen. Es ist nicht Jess.
Es ist Robin. Und Jim. Und noch ein paar andere Leute von dem Protesttreffen. Sie alle drehen sich zu mir um und sehen mich an.
»Hi, Becky«, sagt Robin und macht einen Schritt auf mich zu. »Geht‘s dir gut?«
»Ah... ja. Danke.«
Oh Gott. Ein Mitleidsbesuch. Die haben womöglich Angst, dass ich mir die Pulsadern aufschneide. Robin holt Luft, um etwas zu sagen, doch ich komme ihm flugs zuvor.
»Also wirklich... Ihr braucht euch um mich keine Sorgen zu machen. Das ist wirklich lieb von euch, aber mir geht´s echt gut. Ich wollte jetzt ins Bett gehen, morgen früh mit dem ersten Zug nach London fahren und... dann weitersehen.«
Schweigen.
»Ah ... wir sind nicht hier, weil wir uns Sorgen machen«, erklärt Robin und fährt sich verlegen durchs Haar. »Wir wollten dich etwas fragen.«
»Ach so«, sage ich verdutzt.
»Wir... wir alle... wollten dich fragen, ob du uns bei unserer Protestaktion helfen könntest.« Er sieht sich Hilfe suchend um, und alle anderen nicken zustimmend.
»Euch helfen?« Wie vom Donner gerührt sehe ich ihn an. »Aber... ich habe doch keine Ahnung von der Materie. Jess hatte Recht.« Die Erinnerung an ihren Vorwurf schmerzt. »Ich habe mir das alles nur ausgedacht. Ich weiß auch überhaupt nichts über Igel.«
»Macht nichts«, sagt Robin. »Dafür hast du massenweise Ideen, und das ist genau das, was wir brauchen. Du hast Recht. Wir sollten das wirklich größer aufziehen. Und Jim gefällt die Idee mit der Party. Stimmt‘s nicht, Jim?«
»Wenn ich die Leute so dazu bringe, den Laden schon vor vier Uhr nachmittags zu betreten, bin ich dafür«, sagt Jim und zwinkert.
»Du hast Erfahrung mit solchen Sachen«, meldet sich der weißhaarige Mann zu Wort. »Du weißt, wie man so was macht. Wir nicht.«
»Nachdem du gegangen warst, haben wir schnell abgestimmt», erzählt Robin. »Und das Ergebnis war praktisch einstimmig. Wir würden dich gerne in den Aktionsausschuss aufnehmen. Die anderen sitzen alle noch im Gemeinschaftshaus und warten auf deine Antwort.«
Sic sehen mich alle aus so warmen, freundlichen Augen an, dass nur schon wieder die Tränen kommen.
»Ich kann nicht.« Ich wende den Blick ab. »Es tut mir Leid, aber ich kann nicht. In Scully gibt es für mich nichts mehr zu tun. Ich muss zurück nach London.«
»Und wieso?«, fragt Jim.
»Weil ich... zu tun habe«, sage ich. »Ich habe Verpflichtungen. Du weißt schon.«
»Und was sind das für Verpflichtungen?«, fragt Jim sanft. »Du hast keinen Job. Dein Mann ist im Ausland. Eure Wohnung ist leer.«
Okay, das zeigt wieder mal, dass man wildfremden Menschen besser nicht gleich beim ersten Treffen seine komplette Leidensgeschichte erzählen sollte. Ich betrachte eingehend das rosa Spiralmuster auf Edies Teppich und versuche, klar zu denken. Dann sehe ich auf.
»Was sagt Jess denn
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