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Vom Umtausch ausgeschlossen

Vom Umtausch ausgeschlossen

Titel: Vom Umtausch ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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unterbreche ich ihn mit zitternder Stimme. »Vollkommen.«
    Ich zittere am ganzen Körper. Sie ist meine Schwester.
    Jess ist meine Schwester. Da bin ich mir so sicher, wie ich mir noch nie mit irgendetwas war.
    Ich muss sie finden. Ich muss es ihr erzählen. Jetzt sofort.
    »Jim ...« Ich atme tief durch. »Ich muss Jess finden. Jetzt sofort.«
    »Sie ist auf der Ausdauerwanderung«, erinnert Jim mich. »Die geht in einer halben Stunde los.«
    »Dann muss ich jetzt gleich dort hin«, sage ich aufgeregt. »Ich muss sie sehen. Wie komme ich da hin? Kann ich laufen?«
    »Ist ein ziemliches Stück«, sagt Jim und reckt fragend den Kopf. »Soll ich dich fahren?«

21
    Ich wusste, dass wir Schwestern sind. Ich wusste es.
    Und nicht nur einfach Schwestern - wir sind Seelenverwandte! Nach all den Fehlstarts. Nach all den Missverständnissen. Nachdem ich gedacht hatte, dass ich nie im Leben auch nur das winzigste Fitzelchen mit ihr gemeinsam hätte.
    Sie ist wie ich. Ich verstehe sie.
    Ich verstehe Jess!
    Jeder einzelne Satz, den Jim sagte, löste etwas in mir aus. Jeder einzelne! Wie oft habe ich schon Schuhe aus Amerika nach Großbritannien geschmuggelt? Wie oft habe ich mich bei irgendwelchen Ausverkäufen schon in Lebensgefahr begeben? Ich habe mir dabei sogar schon mal eine Beinverletzung zugezogen, genau wie Jess! Das war, als ich bei Selfridges von der Rolltreppe aus sah, wie jemand sich die letzte runtergesetzte Handtasche von Orla Kiely nehmen wollte und ich die letzten acht Stufen heruntersprang.
    Mann, wenn ich ihren Schrank doch nur schon früher gesehen hätte! Wenn ich das doch bloß gewusst hätte! Dann wäre alles anders gewesen! Warum hat sie mir das denn nicht erzählt? Warum hat sie es mir nicht erklärt?
    Da fällt mir plötzlich ein, dass Jess bei unserer ersten Begegnung von Steinen geredet hat... und auch bei uns in London. Ups. Wie peinlich. Sie hat es versucht. Aber ich habe nicht zugehört. Ich wollte ihr nicht glauben, als sie mir erzählte, Steine seien interessant. Ich habe gesagt, Steine wären... blöd.
    Und langweilig. Genau wie sie.
    Mir zieht sich der Magen zusammen.
    »Geht das nicht ein bisschen schneller?«, frage ich Jim. Wir rumpeln in seinem alten Landrover an Grashängen und Trockenmauern vorbei, immer höher hinauf in die Berge.
    »Wir fahren schon so schnell es geht«, sagt er. »Aber wir sind locker rechtzeitig da.«
    Schafe flüchten vor uns von der Straße, und kleine Steinchen fliegen gegen die Windschutzscheibe. Ich sehe aus dem Seitenfenster - und wende den Blick ganz schnell wieder ab. Nicht, dass ich Höhenangst hätte oder so. Aber nur ungefähr fünf Zentimeter weiter geht es ziemlich steil einen Abhang hinunter.
    »So, da wären wir«, sagt Jim, als er über knirschenden Kies auf einen kleinen Parkplatz fährt. »Von hier geht die Wanderung los. Und nach da oben geht‘s.« Er zeigt auf den steilen Berg vor uns. »Der berühmte Scully Pike.« Sein Handy klingelt. »Entschuldige mich.«
    »Schon okay! Danke!«, sage ich und stoße die Autotür auf. Ich steige aus und sehe mich um - und einen kurzen Moment bin ich wie gebannt von der Landschaft.
    Die kantigen Felsen, kleinen Grasflächen und steilen Felsspalten um mich herum werden von dem hohen Berg überschattet, der sich schroff und schwarz gegen den grauen Himmel abhebt. Ich werfe einen Blick in Richtung Tal, und sofort wird mir ein wenig flau zumute - fast, als würde ich einen Schwindelanfall bekommen. Mir war wirklich nicht ganz bewusst, wie hoch wir hier sind. Ganz weit unten kann ich eine kleine Häuseransammlung ausmachen, die ich für Scully halte. Aber davon abgesehen, kommt mir das hier vor wie die absolute Pampa.
    Na ja, wenn ich drüber nachdenke, sind wir hier ja in der absoluten Pampa.
    Ich eile über den Kies auf eine kleine ebene Fläche zu, auf der ein Tisch aufgestellt worden ist mit einem Schild daneben: »Ausdauerwanderung der Umweltschutzgruppe Scully. Anmeldung.«
    Hinter dem Tisch markieren zwei gelbe Fähnchen den Beginn des Bergpfades. An dem Tisch sitzt ein mir unbekannter Mann im Anorak und mit einer Kappe. Abgesehen davon ist hier keine Menschenseele.
    Wo sind die denn alle? Mann, wirklich kein Wunder, dass die Gruppe kein Geld hat, wenn nicht mal jemand an diesen Aktionsläufen teilnimmt!
    »Hi!«, begrüße ich den Mann im Anorak. »Wissen Sie, wo Jess Bertram ist? Sie wollte hier mitlaufen. Ich muss ganz dringend mit ihr sprechen.«
    Ich bin ja so aufgeregt!! Ich kann es gar nicht mehr

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