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Vom Umtausch ausgeschlossen

Vom Umtausch ausgeschlossen

Titel: Vom Umtausch ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Berglandschaft um. Kein Mensch zu seilen. Kein Mensch.
    Was mache ich denn jetzt?
    Tief in mir drin flackert Panik auf, aber das ignoriere ich. Wird schon schief gehen. Positiv denken! Das ist jetzt das Wichtigste. Ich klettere einfach weiter. Ich schaff das schon!
    Nein, ich schaff das nicht, meldet sich leise eine innere Stimme zu Wort.
    Klappe! Positiv denken! Ich kann alles schaffen, was ich mir in den Kopf gesetzt habe.
    Aber nicht einen Berg erklimmen. Das war eine Schnapsidee.
    Ach komm! Natürlich schaffe ich das! Frauen-Power! Ich komm jeden Berg hoch!
    Und außerdem kann ich ja nicht für immer auf diesem Stein sitzen bleiben. Ich muss weitergehen, sonst bekomme ich womöglich die Schneekrankheit, schlafe ein und sterbe. Oder heißt das Höhenkrankheit? Egal.
    Meine Beine zittern, aber irgendwie schaffe ich es trotzdem, wieder auf die Füße zu kommen. Ich zucke zusammen, als sich meine Schuhe wieder in die Blasen graben. Gut. Weitergehen. Ich werde es schon bis ganz nach oben schaffen - und vielleicht gibt es da dann ja eine kleine Party. Mit den heißen Getränken, von denen die Rede war. Ja. Wird schon alles gut gehen...
    Plötzlich höre ich es in der Ferne donnern.
    Oh Gott, nein. Bitte nicht.
    Ich sehe auf, und der Himmel hat eine ziemlich bedrohliche graue Farbe angenommen. Vögel sind auch keine mehr zu sehen oder zu hören.
    Da landet mir der erste Regentropfen im Auge. Und der nächste auf der Wange.
    Ich schlucke und habe Schwierigkeiten, ruhig zu bleiben. In mir drin tobt die schiere Panik. Was mache ich denn jetzt? Soll ich weiter nach oben klettern? Oder soll ich lieber absteigen?
    »Hallo!«, rufe ich. »Ist da jemand?« Ein Echo wiederholt die Worte für mich, doch eine Antwort bleibt aus.
    Da landen noch drei Regentropfen auf meinem Kopf.
    Ich habe keine Regensachen mit. Ich sehe mich angsterfüllt in der kargen Landschaft um. Was, wenn ich es nicht nach unten schaffe? Was, wenn ich hier oben bei Gewitter festsitze?
    Ich wollte Jess so gerne erzählen, dass wir Schwestern sind! Und jetzt komme ich mir vor wie der letzte Idiot. Ich hätte warten sollen. Luke hatte Recht. Warum kann ich nie mal etwas mit Bedacht angehen? Ich bin doch selbst schuld an allem.
    Wieder donnert es, und ich zucke ängstlich zusammen. Was, wenn ich vom Blitz getroffen werde? Ich habe keine Ahnung, wie man sich verhalten soll, wenn man bei Gewitter draußen ist! Da war doch was mit Bäumen und sich darunter stellen... Soll man sich drunterstellen oder soll man sich nicht drunterstellen? Wie war das doch gleich? Was, wenn ich das jetzt falsch mache?
    Auf einmal nehme ich in all meiner Aufregung ein Geräusch wahr. Fast wie ein Zwitschern. Ist das... ein Tier?
    Oh mein Gott.
    Oh mein Gott. Mein Handy! Hier oben ist Empfang! Hier oben ist verdammt noch mal Empfang!
    Mit zitternden Fingern ziehe ich den Reißverschluss an meiner Engel-Tasche auf und schnappe mir mein blinkendes Handy. Grenzenlos erleichtert sehe ich den Namen » Luke« auf dem Display. Hektisch drücke ich auf die grüne Taste. Ich bin ganz fertig vor lauter Erleichterung.
    »Luke! « sage ich.
    »Becky? Hallo? « Es knackt und knistert in der Leitung, und Lukes Stimme klingt undeutlich und sehr weit weg.
    »Ja! « , rufe ich, wahrend immer mehr Regentropfen auf mich niederprasseln. »Luke, Gott sei Dank, dass du anrufst! Ich habe mich verlaufen! Ich brauche Hilfe!«
    »Hallo?«, höre ich Lukes verwirrte Stimme. »Hallo? Ist da jemand?«
    Entsetzt starre ich mein Handy an.
    »Ja! Ich bin hier! Ich kann dich hören!« Ohne jede Vorwarnung laufen mir jetzt die Tränen über die Wangen. »Ich stecke auf diesem blöden Berg fest und weiß nicht, was ich machen soll. Luke, es tut mir so Leid -«
    »Da stimmt was mit der Leitung nicht«, höre ich Luke zu jemand anderem sagen. »Ich höre überhaupt nichts.«
    »Luke!«, kreische ich. »Luke, ich bin doch hier! Hörst du mich nicht! Nicht auflegen!«
    Ich haue das Handy ein paarmal unsanft auf die linke Handfläche, doch da blinkt bereits die Batterieanzeige.
    »Hallo?«, erklingt Lukes Stimme noch einmal. »Becky?«
    »Luke, bitte, bitte, hör mich doch!«, flehe ich verzweifelt. »Bitte, hör mich! Bitte ...«
    Doch das Licht im Display geht schon aus. Und eine Sekunde später ist mein Telefon tot.
    Er ist weg.
    Ich sehe mich in der trostlosen Stille der Berge um. Und habe mich noch nie in meinem Leben einsamer gefühlt als jetzt.
    Es dauert nicht lange, da bläst mir ein Windstoß eine ordentliche Ladung

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