Vom Umtausch ausgeschlossen
besorgt« sein und sich regelmäßig mit der zuständigen Polizei austauschen. Sein Geschäftspartner Nathan Temple hat eine Belohnung ausgesetzt für Hinweise, die zum Auffinden von Mrs. Brandon führen. Mr. Temple ließ gestern verlauten: »Wenn irgendjemand dieser jungen Frau auch nur ein Haar krümmt, werde ich ihm höchstpersönlich sämtliche Knochen brechen, und zwar doppelt.« Mr. Temple ist wegen schwerer Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilt worden.
22
Au.
Aua!
Mann, tut mein Kopf weh. Autsch. Und in meinem Fußgelenk pocht es. Und außerdem ist mir, als müsste ich mich jeden Moment übergeben. Und mich drückt irgendetwas Spitzes in die Schulter...
Wo bin ich denn überhaupt? Wieso fühle ich mich so komisch?
In einem Akt unendlicher Anstrengung gelingt es mir, die Augen zu öffnen. Ich sehe nichts als Blau, bevor sie mir wieder zufallen.
Hm... Blau... Versteh ich nicht... Vielleicht eine Runde schlafen...
»Becky? Beckyyyyyy!«, höre ich aus weiter Ferne jemanden rufen. »Aufwachen!«
Ich zwinge mich abermals, die Augen zu öffnen, und sehe dieses Mal ein Gesicht. Ein verschwommenes Gesicht vor blauem Hintergrund.
Jess.
Mannomann, das ist Jess. Die ist ja ganz blass. Sieht richtig mitgenommen aus, die Gute. Vielleicht hat sie was verloren. Einen Stein. Ja, das wird´s sein.
»Kannst du mich sehen?«, fragt sie ausgesprochen eindringlich. »Wie viele Finger siehst du?«
Sie hält mir ihre Hand vor die Nase, und ich beäuge sie benommen. Mann, die muss dringend mal zur Maniküre.
»Wie viele Finger?«, fragt sie noch einmal. »Kannst du was sehen? Hörst du mich?«
Ach ja, klar.
»Ab ... drei?«
Jess glotzt mich einen Moment an, dann lässt sie sich auf die Knie sinken und vergräbt ihr Gesicht in den Händen. »Gott sei Dank. Gott sei Dank.«
Sie zittert ja. Warum um alles in der Welt zittert sie denn?
Und dann kehrt die Erinnerung wie eine Flutwelle zurück.
Oh mein Gott. Die Wanderung. Das Gewitter. Ich bin gestürzt. Oh Gott, ich bin gestürzt. Den Berg hinunter.
Ich versuche, die Erinnerung blitzschnell wieder auszuschalten, doch zu meinem Erstaunen kommen mir bereits die ersten Tränen.
Okay. Aufhören. Jetzt bin ich ja in Sicherheit. Ich habe festen Boden unter den Füßen. Äh... glaube ich. Offen gestanden ist mir noch nicht so ganz klar, wo ich bin. Ich blinzele den strahlend blauen Hintergrund an, und kapiere es immer noch nicht. Vielleicht bin ich ja im Himmel - aber Jess ist doch nicht etwa auch den Berg runtergestürzt?
»Wo bin ich?«, flüstere ich, und Jess sieht auf. Sie wirkt immer noch ziemlich blass und mitgenommen.
»In meinem Zelt«, sagt sie. »Ich habe immer ein Zelt in meinem Rucksack. Ich habe mich nicht getraut, dich zu bewegen, darum habe ich es um dich herum aufgebaut.»
Ein Zelt! Na, wenn das mal nicht clever ist! Wieso bin ich nicht schon siehst auf die Idee gekommen? Ab morsen werde ich auch immer ein Zelt bei mir haben. Ja. Ein winzig kleines Zelt, das in meine Handtasche passt.
Ein bisschen unbequem ist es aber schon hier so auf dem Boden. Ich glaube, ich stehe mal eben auf und vertrete mir die Beine.
Ich versuche, mich zu erheben, und sofort wird mir schwarz vor Augen und schwindelig.
»Oh Gott«, wimmere ich und sinke zurück.
»Versuch bloß nicht aufzustehen!«, sagt Jess erschrocken. »Du bist ganz übel gestürzt. Ich dachte...« Statt den Satz zu Ende zu bringen, atmet sie heftig aus. »Wie dem auch sei. Nicht aufstehen.«
Nach und nach kommt mir der Rest meines Körpers zu Bewusstsein. Meine Hände sind ganz wund und abgeschürft. Es kostet mich einige Anstrengung, den Kopf zu heben, um meine Beine zu inspizieren. Sehen ziemlich zerkratzt und blutig aus. Ich merke, dass ich einen Bluterguss an der Wange habe, und berühre ihn.
»Aua! Blute ich im Gesicht?«
»Du siehst furchtbar aus«, antwortet Jess schonungslos. »Tut dir irgendetwas richtig schlimm weh?«
»Mein Knöchel. Der linke. Kaum auszuhalten.«
Jess fangt an, ihn zu befühlen, und ich beiße mir auf die Lippe, um nicht laut aufzuschreien.
»Ich glaube, der ist verstaucht«, sagt sie schließlich. »Ich mache dir einen Verband drum.« Sie knipst eine Taschenlampe an und befestigt sie an einer der Zeltstangen. Dann fischt sie aus einer kleinen Dose Verbandszeug heraus und fangt ziemlich professionell an, es mir um den Knöchel zu wickeln. »Becky, was zum Teufel hast du denn bloß hier oben verloren?«
»Ich - ich wollte zu dir.« Einzelne Bruchstücke
Weitere Kostenlose Bücher