Vom Umtausch ausgeschlossen
wie er zwei Pakete aus Guatemala zur Seite schiebt und sich aufs Sofa sinken lässt.
»Was ich gerne wüsste, ist... Womit hast du das alles eigentlich bezahlt?« Er runzelt die Augenbrauen. »Ich bin unsere Rechnungen kurz durchgegangen, und da stand nichts von chinesischen Urnen. Oder von Giraffen. Oder von Tischen aus Kopenhagen...« Er sieht mich durchdringend an. »Was ist hier los, Becky?«
Er hat mich in die Ecke gedrängt. Selbst wenn ich versuchen würde zu entkommen, würde ich mich dabei wahrscheinlich auf Ganeshs Stoßzähnen aufspießen.
»Na ja...« Ich weiche Lukes Blick aus. »Ich habe da diese... diese Kreditkarte.«
»Die, die du in deiner Handtasche versteckt hast?«, fragt Luke prompt. »Die habe ich auch überprüft.«
Oh Gott.
Es gibt keinen Ausweg.
»Nein. Nicht die.« Ich schlucke. »Eine andere.«
» Noch eine andere?« Luke glotzt mich an. »Du hast noch eine zweite geheime Kreditkarte?«
» Nur für Notfälle! Ich meine, Notfälle kommen doch immer mal vor -«
» Zum Beispiel? Der Notfall Esstisch? Der Notfall indonesischer Gameten?«
Schweigen. Ich bringe kein Wort heraus. Ich bin knallrot, und meine Finger haben sich hinter meinem Rücken zu einem unauflöslichen Knoten verhakt.
»Das heißt, du hast alle diese Sachen heimlich abbezahlt, ja?« Er sieht mein gequältes Gesicht, und der Groschen fällt. »Du hast die Sachen nicht abbezahlt?«
»Na ja, die Sache ist die...« Meine Finger verknoten sich noch mehr. »Mir wurde da ein ziemlich großer Kreditrahmen gewährt.«
»Verdammt noch mal, Becky!«
»Kein Problem! Ich bezahle das ja! Du brauchst dir überhaupt keine Sorgen zu machen! Ich kümmer mich drum.«
»Und wovon willst du das bezahlen?«, will Luke wissen, und dann entsteht erst mal eisiges Schweigen. Verletzt sehe ich ihn an.
»Wenn ich mit meinem neuen Job anfange«, erwidere ich mit leicht zitternder Stimme. »Ich werde nämlich mein eigenes Geld verdienen, Luke. Ich bin kein Schmarotzer.«
Luke sieht mich eine Weile an und seufzt dann.
»Ich weiß.« Sein Ton ist jetzt viel sanfter. »Tut mir Leid.« Er streckt den Arm aus. »Komm her.«
Ich bahne mir einen Weg zum Sofa und lasse mich auf einem winzigen freien Fleck nieder. Luke legt den Arm um mich. Wir sitzen erst mal einfach nur so da und betrachten die Massen von Strandgut. Man könnte meinen, wir wären zwei überlebende Schiffbrüchige auf einer einsamen Insel.
»So kann das nicht weitergehen, Becky«, sagt Luke schließlich. »Weißt du, wie viel uns unsere Hochzeitsreise gekostet hat?«
»Äh... nein.«
Da geht mir plötzlich auf, dass ich nicht die blasseste Ahnung habe, was irgendetwas gekostet hat. Gut, ich hatte die Tickets für die Weltreise gekauft. Aber alles andere hat Luke bezahlt, zehn Monate lang.
Hat unsere Hochzeitsreise uns ruiniert?
Ich werfe Luke einen Blick zu - und da fällt mir zum ersten Mal auf, wie gestresst er aussieht.
Oh Gott. Mir wird ganz angst und bange. Wir haben all unser Geld verloren, und Luke hat die ganze Zeit versucht, das vor mir geheim zu halten. Ich weiß es. Das sagt mir meine eheweibliche Intuition.
Mit einem Mal komme ich mir vor wie die Ehefrau in Ist das Leben nicht schön?, in der Szene, wo James Stewart hereinkommt und die Kinder anschnauzt. Auch wenn wir uns am Rande des finanziellen Abgrunds bewegen sollten - ich muss Ruhe bewahren und Stärke beweisen.
»Sind wir jetzt sehr arm, Luke?«, frage ich, so ruhig ich kann.
Luke wendet sich zu mir um.
»Nein, Becky«, sagt er sehr geduldig. »Wir sind nicht sehr arm. Aber wir werden es früher oder später sein, wenn du weiterhin unkontrolliert Berge von Schrott kaufst.«
Berge von Schrott? Ich will mich gerade beleidigt zur Wehr setzen, dann sehe ich seinen Gesichtsausdruck. Also halte ich die Klappe und nicke ergeben.
»Ich schlage daher vor...«Luke hält kurz inne. »Ich schlage vor, dass wir ab sofort budgetieren.«
8
Budgetieren.
Völlig in Ordnung. Damit kann ich umgehen. Ist doch babyleicht. Ich freue mich sogar schon drauf. Wird sicher eine regelrecht befreiende Wirkung auf mich haben, genau zu wissen, wie viel Geld ich ausgeben darf.
Und außerdem weiß doch schließlich jeder, dass der Witz mit Budgets ist, dass man sie zu seinem eigenen Vorteil einsetzen kann. Genau.
»Okay... Wie sieht mein Budget für heute aus?«, frage ich, während ich vor der Tür zu Lukes Arbeitszimmer herumlungere. Seit seinem Vorschlag ist etwa eine Stunde vergangen, und jetzt sucht Luke irgendetwas in
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