Vom Umtausch ausgeschlossen
antwortet Jess.
»Oh«, sage ich überrascht. »Äh... klasse!«
Ich reiße das Papier auf und finde eine in drei Fächer unterteilte Plastikdose.
»Mann!« , rufe ich sofort. »Das ist ja genial! Vielen, vielen Dank! Genau, was ich mir gewünscht habe!« Ich schlinge den Arm um Jess‘ Hals und gebe ihr einen Kuss.
»Was ist das, Liebes?«, fragt Mum interessiert.
»Eine Frischhaltedose«, erklärt Jess. »Zum Aufbewahren von Essensresten. Durch die drei Fächer kann alles separat bleiben: Reis... Braten... alles. Ich kann ohne meine überhaupt nicht mehr leben.«
»Das ist ja toll! Und so praktisch!« Nachdenklich betrachte ich die drei Fächer. »Ich glaube, die benutze ich, um meine Labellos aufzubewahren.«
»Labellos?«, fragt Jess erstaunt.
»Ja, ständig verliere ich die! Du auch?« Ich drücke den Deckel wieder auf die Dose und bewundere sie noch ein bisschen. Dann hebe ich das Geschenkpapier auf und zerknülle es.
Jess zuckt zusammen, als wäre ich ihr gerade auf den Fuß getreten.
» Das hättest du doch auch ordentlich zusammenfalten können«, sagt sie, und jetzt bin ich diejenige, die sie fragend ansieht.
Warum zum Himmel sollte ich benutztes Geschenkpapier ordentlich zusammenfalten?
Aber gut vielleicht ist das einfach eine ihrer Eigenarten, an die ich mich gewöhnen muss. Wir haben ja alle irgendwelche Macken.
»Ach ja!«, sage ich also. »Natürlich! Wie dumm von mir!«
Ich entknülle das Papier wieder, streiche es glatt und falte es ordentlich zusammen.
»So.« Ich strahle Jess an und werfe das gefaltete Geschenkpapier in den Mülleimer. »Dann mal los!«
11
Die nächste Einkaufsgelegenheit von Mum und Dad aus ist Kingston. Mit dem Auto braucht man nur eine Viertelstunde dorthin. Ich finde eine freie Lücke an einer Parkuhr und schaffe es sogar, das Auto einigermaßen gerade einzuparken.
Mann, Parken ist vielleicht ein Stress. Ständig wird man von allen Seiten angehupt. Und je mehr Leute zugucken, desto unsicherer wird man, und desto schwieriger wird das Ganze. Das sollten sich die Leute mal klar machen, statt auch noch ihre Bekannten anzustupsen und mit dem Finger auf die Einparkenden zu zeigen.
Aber gut, egal. Hauptsache, wir sind jetzt hier! Es ist ein wunder schöner Tag - sonnig, aber nicht zu warm. Ein paar kleine Wölkchen schieben sich über den blauen Himmel. Als ich aussteige und mich auf der sonnendurchfluteten Straße umblicke, wird mir ganz kribbelig vor Aufregung. Mein erster Einkaufsbummel mit meiner Schwester!! Womit sollen wir anfangen?
Während ich Münzen in die Parkuhr einwerfe, gehe ich im Geiste alle Möglichkeiten durch. Was wir unbedingt machen müssen, ist eine gratis Vorher-Nachher-Behandiung. Und uns den neuen Unterwäscheladen angucken, von dem Mum gesprochen hat...
»Wie lange wollen wir denn hier bleiben?«, fragt Jess, als ich das sechste Pfundstück einwerfe.
» Ah ... «. Ich betrachte die Parkuhr. »Das müsste jetzt bis sechs reichen ... und danach ist Parken hier kostenlos.«
»Bis sechs Uhr?« Sie sieht leicht schockiert aus.
»Keine Sorge!«, beruhige ich sie. »Die Läden haben bis mindestens acht Uhr auf!«
Und wir müssen in eins der Kaufhäuser gehen und massenweise Abendkleider anprobieren. Einer der schönsten Tage in meinem Leben war nämlich der, an dem ich mit Suze zusammen bei Harrods einen ganzen Nachmittag lang schicke Kleider anprobiert habe. Wir haben einfach ein Millionen-Pfund-Kleid nach dem anderen angezogen und sind damit durch die Gänge gerauscht, während die hochnäsigen Verkäuferinnen immer grantiger wurden und ständig fragten, ob wir uns nun wohl entschieden hätten.
Suze sagte dann irgendwann, sie glaube schon... aber sie würde doch ganz gerne ein Diamant-Diadem von Cartier dazu anprobieren, um ganz sicherzugehen. Ob aus der Schmuckabteilung nicht eben eins hochgeschickt werden könnte?
Ich glaube, das war der Moment, in dem man uns bat, zu gehen.
Ich muss kichern, als ich daran denke, und werde gleichzeitig ein bisschen wehmütig. Mann, Suze und ich haben wirklich Spaß gehabt zusammen! Niemand kann mit größerer Überzeugungskraft sagen: »Na los! Kauf es!« Selbst wenn ich total pleite war, hat sie gesagt: »Kauf es! Ich bezahle! Das Geld kannst du mir später wiedergeben.« Und dann hat sie sich selbst das Gleiche gekauft, und dann sind wir einen Cappuccino trinken gegangen.
Na ja, was soll´s. Jetzt bloß nicht sentimental werden.
»Also!«, wende ich mich an Jess. »Worauf hast du Lust? Was sollen
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