Vom Umtausch ausgeschlossen
meinst.« Luke zieht die Augenbrauen auf eine Weise hoch, die ich leicht verletzend finde.
»Magst du sie etwa nicht, oder was?«
»Natürlich mag ich sie! Aber ich habe ja bisher kaum zwei Worte mit ihr gewechselt! Und du auch nicht.«
»Na ja, ich weiß«, räume ich ein. »Aber das kommt doch nur daher, dass alle so furchtbar verkrampft sind! Da kann man sich ja nicht normal unterhalten. Darum dachte ich, ich schlage vor, dass Jess und ich zusammen irgendwo hingehen. Irgendwo, wo wir wirklich unter uns sind und uns näher kommen können.«
»Und wo zum Beispiel?«
»Weiß nicht. Wir könnten spazieren gehen. Oder... vielleicht könnten wir einen kleinen Einkaufsbummel machen.«
»Aha.« Luke nickt. »Einen kleinen Einkaufsbummel. Gute Idee. Ich nehme an, dein Tagesbudget von zwanzig Pfund ist noch nicht angetastet.«
Was?
Ich fasse es nicht, dass er das Thema Budget zu einem Zeitpunkt wie diesem anschneiden muss! Ich meine, wie oft in seinem Leben geht man wohl zum ersten Mal mit seiner fast dreißig Jahre nicht existenten und dann wie aus dem Nichts auftauchenden Schwester shoppen?
»Es handelt sich um eine einmalige Ausnahme aufgrund eines absolut außergewöhnlichen Ereignisses«, erkläre ich. »Und da brauche ich natürlich ein Sonderbudget.«
»Ich dachte, wir hätten uns darauf verständigt, dass es keine Ausnahmen mehr gibt«, sagt Luke. »Keine einmaligen Gelegenheiten. Schon vergessen?«
Ich merke, wie ich innerlich anfange zu kochen. »Gut«, sage ich und verschränke die Arme vor der Brust. »Dann werde ich eben kein gutes Verhältnis zu meiner Schwester aufbauen!«
Schweigen. Ich stoße einen kellertiefen Seufzer aus und sehe immer wieder kurz zu Luke, der völlig ungerührt dasteht.
»Becky!«, unterbricht Mums Stimme das Schweigen. »Wo bleibt der Kaffee? Wir warten schon alle!« Sie kommt in die Küche und sieht entsetzt von Luke zu mir. »Ist doch alles in Ordnung, oder? Ihr habt euch doch nicht etwa gestritten?«
Ich wende mich an Mum.
»Ich möchte mit Jess einkaufen gehen, aber Luke besteht darauf, dass ich mich an mein Budget halte!«
»Luke!«, sagt Mum mit vorwurfsvoller Stimme. »Ich finde das eine ganz tolle Idee, Becky! Ihr beiden Mädchen solltet ein bisschen Zeit miteinander verbringen. Fahrt doch eben schnell nach Kingston! Da könntet ihr auch zu Mittag essen!«
»Eben!« Ich werfe Luke einen vernichtenden Blick zu. Aber ich habe ja leider nur zwanzig Mäuse.«
»Und wie ich bereits erwähnte, entsprechen diese dem heutigen Budget«, erklärt Luke ungerührt. »Ich bin sicher, du gibst mir Recht, Jane, wenn ich sage, dass erfolgreiches Haushalten der Schlüssel zu einer glücklichen Ehe ist, oder?«
»Ja, ja, sicher...« Mum sieht etwas zerstreut aus. Dann erhellt sich ihre Miene. »Die Greenlows!«
Die wer?
»Deine Vettern in Australien! Die haben einen Scheck als Hochzeitsgeschenk geschickt! Den wollte ich dir die ganze Zeit schon geben. Sind zwar australische Dollars, aber ist trotzdem eine ganze Menge...« Sie wühlt in einer Schublade. »Hier! Fünfhundert australische Dollar!«
»Wow!« Ich nehme ihr den Scheck aus der Hand und sehe ihn mir genau an. »Super!«
»Davon kannst du Jess und dir etwas Hübsches kaufen!« Mum drückt lächelnd meinen Arm.
»Siehst du?« Triumphierend sehe ich Luke an, der lediglich die Augen verdreht.
»Gut. Okay. Du hast gewonnen. Dieses Mal.«
Ich bin plötzlich ganz aufgeregt und sause zurück ins Wohnzimmer.
»Hey, Jess! Wollen wir ein bisschen rausgehen? Kleinen Einkaufsbummel machen?«
»Oh.« Jess ist sichtlich überrumpelt. »Also...«
»Na, los schon, Liebes«, sagt Mum, die jetzt auch ins Wohnzimmer zurückgekehrt ist. »Macht doch einen kleinen Bummel zusammen!«
»Wir könnten irgendwo zusammen Mittag essen... und uns richtig kennen lernen... was meinst du?«
»Na ja... okay«, sagt Jess schließlich.
»Super!«
Ich kriege mich kaum ein vor lauter Vorfreude. Mein allererster Einkaufsbummel mit meiner Schwester! Ist das aufregend!!
»Gut, ich geh mich dann eben schnell fertig machen.«
»Moment«, sagt Jess. »Warte noch mal kurz. Ich habe dir auch etwas mitgebracht. Ist nicht viel, aber...«
Sie geht an ihren Rucksack, schnürt ihn auf und holt ein Geschenk heraus, das in Papier mit dem Aufdruck »Frohes neues Jahr 1999« eingepackt ist.
Mann, ist das cool!
»Ich liebe kitschiges Geschenkpapier!«, sage ich und bewundere es. »Wo hast du das denn her?«
»Von meiner Bank, das gab‘s da gratis«,
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