Vom Umtausch ausgeschlossen
Einkaufens.
Kaum war ich letzten Samstag von Mum und Dad nach Hause gekommen, habe ich mich angemeldet und die chinesischen Urnen, die Holzgiraffen und drei Teppiche zum Verkauf angeboten. Und innerhalb von drei Tagen war alles weg! Einfach so! Also habe ich am nächsten Tag gleich noch fünf Teppiche und zwei Couchtische angeboten. Und so geht es seitdem pausenlos weiter.
Ich klicke schnell auf »Artikel verkaufen« und behalte dabei die Tür im Auge. Ich darf mich nicht zu lange aufhalten, sonst kommt Luke, um nach mir zu sehen - aber ich muss jetzt einfach unbedingt nachgucken, ob jemand für den Totempfahl geboten hat!
Einen Augenblick später taucht die gewünschte Seite vor mir auf, und... JA! Bingo! Da hat jemand fünfzig Pfund geboten! Mir schießt das Adrenalin nur so in den Körper, und ich boxe leise jubelnd die Luft (damit Luke mich nicht hört). Sachen verkaufen ist ja wohl mal der ultimative Kick! Ich bin schon vollkommen süchtig!
Und das Beste ist, ich schlage zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich löse unser Unterbringungsproblem UND ich verdiene Geld! Und zwar nicht zu knapp! Ich will ja nicht angeben, aber... in dieser Woche habe ich jeden Tag was eingenommen! Genau wie ein Aktienhändler!
Ich habe zum Beispiel zweihundert Pfund für den Couchtisch mit der Schieferplatte bekommen - und wir hatten bestimmt nicht mehr als hundert dafür bezahlt. Für die chinesischen Urnen habe ich hundert Pfund bekommen, und für die fünf Kelims je hundertfünfzig! In der Türkei haben die maximal vierzig Pfund das Stück gekostet. Und das Beste ist, ich habe zweitausend Pfund für zehn Tiffany-Uhren bekommen, von denen ich gar nicht mehr wusste, dass ich sie überhaupt gekauft hatte! Der Typ hat sie höchstpersönlich abgeholt und in bar bezahlt. Ich bin so erfolgreich, dass ich mir vielleicht überlegen sollte, den e-Bay-Handel zu meinem Broterwerb zu machen!
Aus der Küche höre ich, wie Luke mit den Kaffeetassen herumhantiert. Ich klicke mich schnell aus der Verkaufsseite raus.
Dann logge ich mich noch ganz schnell eben in die Seite »Artikel kaufen« ein.
Selbstverständlich habe ich mich bei e-Bay in erster Linie zum Verkaufen angemeldet, und nicht zum Kaufen. Aber neulich habe ich zufällig ein bisschen gestöbert, und da habe ich diesen genialen orangefarbenen Vintage-Mantel gesehen, original aus den Fünfzigern, mit großen schwarzen Knöpfen. Der ist der totale Knaller, eine einmalige Gelegenheit! Auf den hatte noch kein Mensch geboten, also habe ich eine kleine Ausnahme gemacht. Nur für den Mantel.
Na ja, und für ein Paar Prada-Schuhe, für die erst ein Gebot vorlag. Da habe ich fünfzig geboten. Ich meine, hören Sie mal, Prada-Schuhe für fünfzig Pfund!
Und dann dieses fantastische Abendkleid von Yves Saint Laurent, das dann letztendlich ein anderer Bieter bekam. Mann, war das ärgerlich! Den Fehler werde ich bestimmt nicht wieder machen.
Ich klicke mich zum Vintage-Mantel durch - und kann es kaum glauben. Ich habe gestern achtzig Pfund geboten, das war das Mindestgebot - und jetzt steht das Gebot schon bei hundert! Also, den lasse ich mir ganz bestimmt nicht entgehen! Vergiss es! Ich tippe blitzschnell »120 £« ein und logge mich aus - in dem Moment kommt Luke mit einem Tablett herein.
»Und, E-Mails?«, fragt er.
»Ah... ein paar!« Ich strahle ihn an und nehme mir eine Tasse Kaffee. »Danke!«
Ich habe Luke noch nichts von meinen e-Bay-Geschäften erzählt, weil ich finde, dass ich ihn nicht mit jeder winzigen Kleinigkeit belämmern muss, die mit unserer Haushaltsführung zu tun hat. Im Grunde genommen ist es ja sogar meine Aufgabe, solche Lappalien von ihm fern zu hallen.
»Die habe ich in der Küche gefunden.« Luke nickt in Richtung Tablett, auf dem eine Dose mit Luxus-Fortnum-and-Mason-Schokoladenkeksen steht. »Sehr lecker.«
»Man gönnt sich ja sonst nichts.« Ich lächele ihn an. »Und keine Sorge: Es bewegt sich alles im Rahmen des Budgets.«
Und das stimmt! Mein Budget ist jetzt kräftig aufgestockt worden, und darum kann ich es mir leisten, die Spendierhosen anzuhaben!
Luke trinkt einen Schluck Kaffee. Dann entdeckt er einen rosa Ordner auf seinem Schreibtisch.
»Was ist das?«
Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, wann er ihn endlich bemerken würde. Dieser Ordner ist das andere Projekt, mit dem ich mich in dieser Woche beschäftigt habe: Projekt »Treusorgende Ehefrau«.
»Das ist für dich«, erkläre ich lässig. »Nur eine Kleinigkeit, die ich
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