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Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein

Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein

Titel: Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clough Patricia
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Klöster, trugen Büßerhemden oder geißelten sich ohne Unterlass. Auch heutzutage erwacht bei manchem im fortgeschrittenen Alter die Spiritualität, nur sieht es meist nicht so dramatisch aus. Wahrscheinlich liegt der Grund weniger in der Angst vor dem Höllenfeuer als in der Einsicht, dass das Leben nicht nur aus Arbeit besteht, aus Erfolg, Geld und Eigentum. Einige verspüren schließlich die Berufung, Gott zu dienen.
    Nichts hat mich in den letzten Jahren mehr gerührt, als zu sehen, wie Maggie Guillebaud mit ihrem kurzen leuchtend blonden Haar in der prachtvollen Kathedrale von Salisbury die Hostie in die Höhe hob und sagte: »Dies ist mein Leib, den ich für euch hingegeben habe.« Nach zweitausend langen Jahren durften endlich auch Frauen das Priesteramt ausüben, sie wurden ein Teil der Apostolischen Sukzession, die von Christus selbst über Petrus bis zu jedem einzelnen Priester führt, indem sie einander die Hände auflegen. Zwar hat es in anderen Kirchen schon lange Pastorinnen und auch Priesterinnen gegeben, doch in der Anglikanischen Kirche kam es erst nach langen, emotionalen Debatten zu dieser Neuerung. Sechzehn Jahre ist es her, seit die erste Priesterin geweiht wurde, inzwischen sind Frauen im Priesteramt durchaus akzeptiert. Nur eine kleine, konservative Minderheit ist noch immer dagegen und scheint dem Sirenengesang von Papst Benedikt zu erliegen, der ihnen in der katholischen Kirche eine Heimat geben möchte. Maggie hat erzählt, dass eine britische Fernsehserie um eine anglikanische Priesterin, die äußerst erfolgreiche Komödie »The Vicar of Dibley«, viel zur Akzeptanz beigetragen hat.
    Als ich Maggie damals in der Kathedrale sah, war sie zweiundsechzig, sie war erst kurz zuvor geweiht worden. Maggie ist Halbdänin, sie wuchs in England auf und hatte bereits eine lange, erfolgreiche Karriere hinter sich. Viele Jahre hatte sie dem Arts Council angehört, einem Gremium, das öffentliche Gelder für kulturelle Aktivitäten aller Art vergibt. Sie gehörte mehreren anderen kulturellen Gremien an, war Präsidentin eines Nationalen Gesundheitsrates und diente als Amtsrichterin, während sie gleichzeitig mit ihrem Mann zwei Kinder aufzog. Selbst als sich abzeichnete, dass das Priesteramt eines Tages für Frauen offenstehen würde, kam es ihr nicht in den Sinn, dass sie später einmal selbst die Messe lesen würde. »In der Schulzeit hatte ich eine frömmlerische Phase«, erzählte sie mir, »ansonsten hat Religion in meinem Leben eine untergeordnete Rolle gespielt. Wir sind nicht unbedingt jeden Sonntag in die Kirche gegangen. Vielleicht könnte man sagen, die Religion spielte sich im Hintergrund ab. Ich habe mich durchaus als Christin verstanden, aber dass ich eines Tages Priesterin werden würde, war überhaupt nicht denkbar.«
    Immerhin war da etwas, ein Pflänzchen, das spät in ihrem Leben zur Blüte kommen sollte. Mit zweiundfünfzig Jahren begann sie, in der örtlichen Sonntagsschule Bibelunterricht zu geben und den Kindern die Grundzüge christlichen Denkens nahezubringen. Sie lebte damals mit ihrem Mann Hugh an einem wunderschönen Platz in dem eleganten Städtchen Cheltenham, zu dessen Gemeinde auch ein sehr armes und gefährliches Viertel gehört. Die Gemeinde war damals kurz vor dem Ende, »man konnte zusehen, wie sie kaputtging, es kamen immer weniger Leute, die Mitglieder wurden immer älter. Und doch spielte sie eine wichtige Rolle in der Stadt. Gerade die jungen Menschen wären leicht auf die schiefe Bahn geraten, wenn die Kirche ihre Aktivitäten gestrichen hätte.
    Â»Die Menschen, die in der Gemeinde arbeiteten, waren großartig, voller Einsatzbereitschaft«, erzählte Maggie. Sie begann, sich immer mehr zu engagieren, bis sie irgendwann das Gefühl hatte, »dass Gott noch mehr von mir will.« Es war keine plötzliche Bekehrung, sondern »irgendwann dämmerte mir, dass sich in meinem Inneren etwas rührte, ich wusste nur nicht, was.«
    Anfangs erzählte sie ihrem Mann nichts davon. Stattdessen sprach sie mit dem Priester: »Vielleicht werde ich gerade verrückt, aber ich habe das Gefühl, dass ich berufen werde.« Der Priester war sehr einfühlsam und verständig, er riet ihr zu Exerzitien. Maggie lebte eine Woche in einem Kloster anglikanischer Franziskanerinnen, betete und meditierte in der Stille und sprach mit einer

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