Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein
älteren, sehr weisen Schwester, die ihr half »zu verstehen, was an diesem Gefühl dran war. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich Klarheit fand«.
Nun wollte sie auch ihren Mann einweihen. Eines Abends passten sie auf das Baby einer Verwandten auf, die jungen Eltern gingen zum ersten Mal wieder ins Kino. Maggie bereitete ein schönes Abendessen zu, und als sie fertig waren, verkündete sie, dass sie ihm etwas sagen müsse. Hugh hatte zuerst die Befürchtung, dass etwas Schlimmes passiert sei. »Ich glaube, ich habe eine Berufung zum Priesteramt erhalten. Doch wenn du das nicht akzeptieren kannst, bin ich auch bereit, noch einmal darüber nachzudenken«, sagte sie.
Doch Hugh antwortete nur: »Ich finde das wunderbar, ich werde dich voll und ganz unterstützen.«
»Stell dir mal vor, wie erleichtert ich war«, erzählte Maggie mir. »Was wäre gewesen, wenn er nein gesagt hätte?«
Die anglikanische Kirche erlaubt längst nicht jedem, Priester zu werden. Die Kandidaten werden über einen langen Zeitraum geprüft, sie werden verschiedenen Würdenträgern vorgeführt, sie bekommen einen Termin beim Bischof. Maggie und ihr Mann wurden gründlich befragt, ihre Freunde und selbst die früheren Ehepartner wurden kontaktiert, beide waren bereits einmal verheiratet gewesen. Die Kirchenleitung wollte zum Beispiel sicherstellen, dass Maggie nicht die Schuld am Scheitern von Hughs Ehe trug â und umgekehrt. Danach musste sie eine ganze Reihe sehr anstrengender Tests bestehen. Nach der ersten Runde hieà es, sie sei »noch nicht bereit«. Zufällig fand dieser erste Test am 11. September 2001 statt, an dem Tag, als die Twin Towers in New York angegriffen wurden. Alle waren natürlich entsetzt und völlig durcheinander. Da sie in ihrer kleinen Gemeinde nicht genug Erfahrungen hatte sammeln können, ordnete man sie einer anderen zu, wo sie sich an den verschiedensten Stellen engagieren konnte. Sechs Monate später, in der zweiten Runde, bestand sie mühelos. Nun erhielt sie die Zulassung zu einem zweijährigen Intensivstudium am Theologischen Seminar in Oxford. Hugh kümmerte sich zu Hause um die Katze, und jeden Dienstag fuhr er zu seiner Frau und führte sie zum Essen aus. »Es war wirklich schwer. Es war unglaublich schwierig, die ganzen Informationen für die Prüfung im Kopf zu behalten â schlieÃlich hatte ich mit Anfang zwanzig zum letzten Mal auf diese Weise gelernt.« Doch auch die Prüfungen bestand sie mit Bestnoten.
Nun wartete sie darauf, irgendwo eingesetzt zu werden. »Ich hatte keine Ahnung, wo ich landen würde, ich wusste nur, dass es ein Ort war, den Gott für mich gewählt hatte.« Normalerweise wäre das eine Gemeinde gewesen. Doch eines Tages rief der Bischof von Salisbury sie zu sich und bat sie, ihr vierjähriges Vikariat an der Kathedrale zu absolvieren, was sehr ungewöhnlich war, denn Vikare waren fast immer Gemeinden zugeordnet. Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, war es doch eine groÃe Auszeichnung für sie und eine Anerkennung ihres Talents. Natürlich nahm sie an, auch wenn sie sich anfangs eher überfordert fühlte. »Ich kam mir fehl am Platz vor zwischen all diesen klugen Leuten.« Vor allem vor den Gottesdiensten hatte sie groÃen Respekt. »Normalerweise macht man seine Anfängerfehler in einer kleinen Gemeinde, da ist es nicht so schlimm. Aber hier ist alles viel gröÃer, es ist eine riesige Bühne. Wenn man einen Fehler macht, bekommen es alle mit, einschlieÃlich der anderen acht Priester, die mit dir um den Altar stehen.« Einige Male wäre sie am liebsten im Erdboden versunken, doch bald gewöhnte sie sich an die neue Situation und gewann an Selbstvertrauen. »Nach dreieinhalb Jahren kam mir dann der Gedanke, dass Gott sich nicht um meine Fehler schert.«
Anfangs waren Priesterinnen in der anglikanischen Kirche einigen Feindseligkeiten ausgesetzt. Es gab männliche Kollegen, die sich weigerten, mit ihnen die Kommunion zu feiern. Maggie musste solche Erfahrungen zum Glück nicht machen. Ich glaube, dass ihre offene, freundliche Art, gepaart mit ihrer Entschiedenheit, selbst die gröÃten Ãbeltäter abgeschreckt hätte. Maggie sagt dazu nur: »Ich habe groÃes Glück gehabt. Einige meiner Kolleginnen mussten sich gemeine Kommentare anhören. Inzwischen sind Frauen so in das Leben der Kirche
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