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Vom Wahn zur Tat

Vom Wahn zur Tat

Titel: Vom Wahn zur Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Stompe
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vegetativen Nervensystems einher, die sich auf der Verhaltensebene durch eine geringe Angst in bedrohlichen Situationen und durch ein vermindertes Ansprechen auf Bestrafungen bemerkbar macht. Es finden sich Hinweise auf eine Reduktion der grauen Hirnsubstanz im Präfrontallappen sowie auf eine Dysfunktion der Amygdala. Beide Regionen des Gehirns spielen eine entscheidende Rolle in der Affektregulation, ein Defekt in diesem Hirnabschnitt kann eine emotionale Unteraktivierung bei sowohl angenehmen wie auch unangenehmen Reizen nach sich ziehen. Daneben dürften basale Störungen der Informationsverarbeitung zu den Verhaltensauffälligkeiten von Psychopathen beitragen. Defizite bestehen allerdings auch im Bereich der höheren kognitiven Funktionen, wie etwa ein niedriges Entwicklungsniveau des moralischen Urteils.
Straffälligkeit, Rückfälligkeitsprognosen
und Therapie
    Psychopathische und nicht psychopathische Rechtsbrecher unterscheiden sich zumeist deutlich in ihren kriminellen Verhaltensmustern. Psychopathen sind im Allgemeinen gewalttätiger als Nichtpsychopathen. Hare befand in seinen Untersuchungen von Gefängnisinsassen, dass gegenüber 74 Prozent von Nichtpsychopathen 97 Prozent der Psychopathen zumindest einmal wegen eines schweren Delikts verurteilt gewesen waren. Auch dimensionale Unterschiede in der Ausprägung der Psychopathie scheinen einen Einfluss sowohl auf den Schweregrad des Delikts als auch auf die Vielfalt des delinquenten Verhaltens zu haben. Psychopathen setzen deutlich häufiger als Nichtpsychopathen ihre asozialen und kriminellen Verhaltensweisen auch im Gefängnis fort.
    Wie sich in einer Studie an 164 Insassen der Justizanstalt Göllersdorf (Maßnahme gemäß § 21/1 StGB) zeigte, wurden Psychopathen etwa zehn Jahre vor den Nichtpsychopathen erstmals straffällig und wiesen im Durchschnitt deutlich mehr Vorverurteilungen auf. Zahlreiche Untersuchungen belegen inzwischen den Wert des Psychopathiekonzepts für die Rückfallsprognose von Straftätern. Psychopathen weisen dreimal höhere Rückfallsraten als Nichtpsychopathen auf. Neuere Untersuchungen belegen, dass besonders bestimmte Merkmale, die einen chronisch instabilen und antisozialen Lebensstil beschreiben, relativ hoch mit Rückfälligkeit korrelieren.
    Vor allem in den Anfangszeiten der neueren Psychopathieforschung waren die Kommentare zur Therapierbarkeit dieser Persönlichkeitsgestaltung durchgängig pessimistisch. Es fanden sich sogar Hinweise, dass Therapie das antisoziale Verhalten verschlechtern könne. Psychopathen erwiesen sich als wenig motiviert, vorgegebene Therapieziele zu erreichen, und brachen häufig die Behandlung vorzeitig ab. Gefängnisinsassen mit einem hohen Psychopathiescore sprachen deutlich schlechter auf das Therapieprogramm an als Insassen mit niedrigen Scores. Inzwischen entwickelten Wong und Hare eine Anleitung zur Therapie der Psychopathie, die Anlass zu vorsichtigem Optimismus gibt. Im Gegensatz zu den üblichen kriminaltherapeutischen Ansätzen wird der Fokus nun nicht mehr auf die Änderung von kognitiven und emotionalen Schemata durch Empathietraining oder die Erlernung von ‚social skills’ gelegt. Auch der Versuch, psychopathische Persönlichkeitsmerkmale nachhaltig zu verändern, sollte unterbleiben. Die vorgeschlagene Behandlung zielt im Wesentlichen auf die Erarbeitung von Self-Management-Strategien. über die Erkenntnis, dass der delinquente Lebensstil auf Dauer zu einem Leben in Unfreiheit führt, soll dieser Therapieansatz die Betroffenen für die Übernahme prosozialerer Verhaltensmuster gewinnen.
    Psychopathiemerkmale (nach Hare)
1. Trickreich, sprachgewandter Blender mit oberflächlichem Charme
2. Erheblich übersteigertes Selbstwertgefühl
3. Stimulationsbedürfnis, ständiges Gefühl der Langeweile
4. Pathologisches Lügen (Pseudologie)
5. Betrügerisches, manipulatives Verhalten
6. Mangel an Gewissensbissen oder Schuldgefühlen
7. Oberflächliche Gefühle
8. Gefühlskälte, Mangel an Empathie
9. Parasitärer Lebensstil
10. Unzureichende Verhaltenskontrolle
11. Promiskuität
12. Frühe Verhaltensauffälligkeiten
13. Fehlen von realistischen langfristigen Zielen
14. Impulsivität
15. Verantwortungslosigkeit
16. Mangelnde Fähigkeit oder Bereitschaft, Verantwortung für eigenes Handeln zu übernehmen
17. Viele kurzzeitige (ehe)ähnliche Beziehungen
18. Delinquenz in der Jugend
19. Verstoß gegen Weisungen und Auflagen
20. Polytrope Kriminalität

6. BRANDSTIFTUNG, DIEBSTAHL,
SEXUALDELIKTE,

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