Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen

Titel: Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
diesen Schweinen gehen!“ Er atmete schwer.
    „Meinen Sie, sein Tod könnte so etwas wie – na: wie ein Signal sein?“
    „Nein…“ Er stutzte. In seinem Gesicht begann es zu arbeiten; er schluckte und sein Adamsapfel tanzte auf und ab. „Jetzt wollen Sie mir wohl den Mord in die Schuhe schieben, was? Das dekadente und verfaulte System braucht seinen Sündenbock, ja?“
    „Langsam, junger Mann! Ich wollte lediglich…“
    „Für mich ist Walter Nedomanski der Mörder!“ Er schlug mit der Faust auf den Tisch.
    „So – meinen Sie? Und Walter Nedomanski soll Sie niedergeschlagen haben?“
    „Warum nicht? Nur weil er verwachsen ist? Ich habe ihn schon Kisten heben sehen, unter denen Sie zusammengebrochen wären… Und in der Zeitung steht doch auch, daß er kein Alibi hat – er will allein in seinem Haus in Waidmannslust gesessen haben, als ich zusammengeschlagen wurde.“
    „Wenn wir schon ,Warum nicht?’ fragen: Warum soll er da nicht gesessen haben?“
    „Warum soll er?“ Er spülte einen Schluck kalten Tee hinunter. „Sie haben sich gehaßt, die beiden Nedomanskis; das wird Ihnen jeder bestätigen, der Bescheid weiß. Walter ist einfach der naheliegendste Täter.“
    „Das sagt gar nichts. Im Gegenteil: Jemand könnte es sich zunutze gemacht haben, daß die gegenseitige Abneigung so allgemein bekannt war.“
    „Theoretisch vielleicht… Sie kennen eben die Verhältnisse nicht so gut wie ich, Herr Doktor.“
    „Sie behaupten also, man konnte es kommen sehen, daß die Auseinandersetzung einmal dieses tragische Ende nehmen würde?“
    „Na ja – kommen sehen… Heute kann man das sagen, ja. Hinterher. Aber ein Hellseher bin ich schließlich auch nicht. Ich bin lediglich überzeugt – jetzt, nachdem es passiert ist, bin ich überzeugt…“ Er verzog das Gesicht und preßte die Hand auf den Magen. „Meine Gastritis! Bitte entschuldigen Sie mich einen Moment…“ Er verließ das Zimmer hastig.
    Ich stand auf, um mir die Beine zu vertreten, und blieb vor dem Bücherregal stehen. Drei Bände Lenin fielen mir ins Auge. Ich zog den ersten heraus. Dietz Verlag, Berlin 1970… Ich begann zu blättern. Dabei fiel eine Ansichtskarte heraus und segelte unter Guidos Liege. Ich kniete mich auf den Bettvorleger, um sie hervorzuangeln… Endlich hatten meine Fingerkuppen sie erreicht… Mit ihr zusammen kam eine orangefarbene Theaterkarte zum Vorschein. Schiller-Theater, Rang rechts, 3. Reihe, Sitz Nr. 16. Rechts abgerissen, etwa ein Jahr alt.
    Und Guido hatte vorhin erzählt, er sei seit drei Jahren in keinem Theater mehr gewesen… Komisch.
    Die Karte war in der Mitte geknickt, so als hätte man sie als Lesezeichen benutzt. Sollte sie vielleicht in Paul Ritters Wahl der Erben gesteckt haben, dem Buch, das verschwunden war, und herausgefallen sein, als man Guido niedergeschlagen hatte? Es schien weit hergeholt, aber unmöglich war es nicht.
    Ich ließ das Billet in meiner Brieftasche verschwinden.
    Gleich halb vier.
    Man müßte Postinspektor sein und seine festen Schalterstunden haben! Da schlägt man sich die Nacht um die Ohren, und morgen sagt der Chef: Doktor, das können wir nicht machen – viel zu lang… Was ist denn das für ein Zettel? Die Handschrift meiner Frau? Ach, da hat sie wieder mal ihre Bedenken für die Nachwelt festgehalten.
    Du, ich glaube, die wollen Dich alle für dumm verkaufen. Meiner Ansicht nach ist das alles eine große Verschwörung gegen Max Nedomanski, und sie stecken alle unter einer Decke. Du weißt ja, ich habe einen sechsten Sinn für so was. Ich glaube ganz bestimmt, daß Borkenhagen diese undurchsichtige Maria Nedomanski schon von früher her kennt. Hat er sich nicht im vorigen Jahr sein Geld als Tennislehrer verdient? Vielleicht hat sie bei ihm Stunden gehabt? Du solltest das mal nachprüfen! Ist Dir auch schon aufgefallen, daß Borkenhagen eine Menge Geld ausgibt? Wenn er es nun vom Familienclan hat? Sie sind doch alle froh, daß M. N. von der Bildfläche verschwunden ist, das ist doch eine Erlösung für sie alle. Oder? Da er noch nicht sterben wollte, haben sie Borkenhagen beauftragt, diese ganze Komödie einzufädeln. Corriger la fortune! Jetzt belasten sie sich gegenseitig, so daß sich alles neutralisiert. Den Rest schieben sie auf Raabe. Vielleicht geht auch alles gegen Walter. – Denk doch mal darüber nach!
     
     
    Na ja… Vielleicht waren es ja auch die kleinen grünen Männchen vom Mars!
    Was ist denn das nun wieder? – Tatsächlich – eine… Pardon:

Weitere Kostenlose Bücher