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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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Veränderung, die eine Waffe in seiner Hand auszulösen vermochte. Jean-Baptiste schien ähnlich überrascht. Wie angewurzelt stand er da und starrte Gaspard kalt an, bevor er schließlich doch auf dem Absatz kehrtmachte und forschen Schrittes aus der Bibliothek stolzierte.
    Wer ist denn dieser Theodore? , dachte ich. So hatte ich Jean-Baptiste noch nie agieren sehen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich auch Gaspard noch nie so hatte reagieren sehen. Da musste etwas ziemlich Ernstes zwischen den beiden Revenants vorgefallen sein und ich brannte geradezu vor Neugierde auf das, was wohl dahintersteckte.
    Eine ungemütliche Stille senkte sich über uns Wartende, bis wir Jean-Baptiste in seinem Privatzimmer gegenüber der Bibliothek sprechen hörten. Offenbar telefonierte er. Gaspard räusperte sich, ganz so, als wollte er dadurch eine weitere Geräuschquelle schaffen, die von JBs Gespräch ablenkte.
    Kurz darauf hörte es sich so an, als würde ein Telefonhörer auf die Gabel geknallt, und schon näherten sich bestimmte Schritte der Bibliothek. Jean-Baptiste erschien in der Tür, sein Gesicht eine beherrschte Maske, doch der fleckige Rot-Ton verriet seinen wahren Gemütszustand. Er ignorierte alle Anwesenden und richtete sich direkt an Gaspard.
    »Theodore besitzt tatsächlich ein anderthalb Meter hohes Thymiaterion, in dessen Fuß mystische Symbole und das signum bardia eingraviert sind. Er weiß von der Existenz zweier weiterer Gefäße dieser Art: Eins steht in China und eins in Peru. Daher kann er nicht sicher sagen, ob es sich bei seinem Exemplar um das Thymiaterion handelt, das in der Geschichte des guérisseurs erwähnt wird. Da er jedoch davon ausgeht, dass sie alle zum selben Zwecke hergestellt wurden, wird das keinen Unterschied machen.
    Außerdem konnte er seinen Verwendungszweck bisher nicht erschließen und ist entsprechend gefesselt von der Vorstellung, damit wandernden Seelen wieder zu Körpern verhelfen zu können.«
    »Hat er angeboten, es herzubringen?«, fragte Gaspard.
    Jean-Baptiste schüttelte den Kopf. »Er sagt, es würde Wochen dauern, eine Genehmigung vom Zoll zu bekommen, um einen solchen Gegenstand zu verschiffen oder auszufliegen.«
    Mir schlug das Herz bis zum Hals und ich platzte heraus: »Dann müssen wir eben dahin!«
    »Das habe ich ebenfalls vorgeschlagen«, bestätigte Jean-Baptiste, nun an mich gerichtet. »Bran sollte seine Schriften mitnehmen und ein Revenant muss ebenfalls dabei sein, für den Fall, dass Vincent während des Rituals eine körperliche Form annehmen muss.«
    »Das solltest du übernehmen«, sagte Gaspard. »Das Oberhaupt von Frankreichs Bardia sollte sich präsentieren, es handelt sich hier schließlich um eine diplomatische Mission, die gleichzeitig …«
    »Das werde ich nicht tun«, unterbrach ihn Jean-Baptiste ärgerlich, bevor er sich sichtlich um Beherrschung bemühte und fortfuhr: »Du hattest wahrlich gute Gründe, darauf zu bestehen, dass ich Theodore kontaktiere, aber an diesem Punkt endet mein Engagement in dieser Sache. Du weißt ja gar nicht, was du verlangst, Gaspard.«
    Jean-Baptiste legte den Kopf leicht schief und lauschte. Dann sagte er: »Wie dem auch sei, Vincent hat sich bereits entschieden. Er wünscht Jules als Begleitung.«
    »Dann sollten Bran und Jules sich auf die Abreise vorbereiten«, fasste Gaspard zusammen.
    »Ich komme auch mit«, vermeldete ich. Während mir das über die Lippen kam, richtete sich mein Blick auf Papy.
    »Auf keinen Fall lasse ich dich mit zwei Männern nach New York fliegen, die ich kaum kenne«, sagte er und schob abrupt seinen Stuhl zurück. Er sah aus, als würde er mich am liebsten unter den Arm klemmen und dieses Haus so schnell wie möglich verlassen.
    »Dann ist die Sache ja entschieden«, meldete Jean-Baptiste sich zu Wort. »Monsieur Mercier wird seine Enkelin begleiten. Bran, wenn wir Ihnen noch irgendwie assistieren können, melden Sie sich bitte. Gaspard, würdest du Jules bitte über seinen bevorstehenden Einsatz informieren und unseren Piloten verständigen? Ihr werdet noch heute aufbrechen.« Dann drehte er sich um und verschwand aus der Bibliothek.
    Schockiert blickten Papy und ich uns an, während Gaspard das Telefon ansteuerte und zu wählen begann. Bran sammelte in Seelenruhe seine Bücher ein, ganz so, als wäre gerade nichts Außergewöhnliches passiert.
    Irgendwann gelang es Papy, sich aus der Schockstarre zu lösen. Er nahm mich sanft bei der Hand und sagte: »Mir ist ganz egal, wer er ist oder

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