Von Der Kunst, Hindernisse Zu ueberwinden
analysieren.
Wie Ängste sich wandeln können, hat der amerikanische Wissenschaftler John Watson im sogenannten Little-Albert-Experiment demonstriert: Das neun Monate alte Baby Albert wird zum ersten Mal in seinem Leben mit verschiedenen Lebewesen und Dingen konfrontiert, mit einem Kaninchen, einem Hund, mit Baumwolle, menschlichen Masken mit und ohne Haaren/Bart, mit brennenden Zeitungen und einer Ratte. Dabei empfindet das Baby keine Angst. Erst als es hört, wie hinter ihm ein Hammer auf eine Metallstange geschlagen wird, bekommt es Angst. Dem Kind wird dann beispielsweise eine weiße Ratte erneut gezeigt, dieses Mal während hinter ihm der Hammer auf die Metallstange geschlagen wird. Schon beim zweiten Mal hat der Kleine Angst davor, die Ratte zu berühren. Nach einigen Wiederholungen zeigt er bereits massive Angstreaktionen allein beim Anblick der Ratte, ganz ohne einen Hammerschlag. Dies stellt eine rationale Angst dar, weil die Ratte für ihn mit dem lauten, beängstigenden Geräusch verbunden ist. Dem Wissenschaftler fiel auf, dass Albert auch Angstreaktionen zeigte bei allem, was der Ratte ähnlich war. Alles, was ihn an Fell erinnerte (der Hund, das Kaninchen, Baumwollbüschel, ein Pelzmantel und sogar der Bart eines Menschen) löste teilweise sogar starke Angstreaktionen in ihm aus.
Dieses Experiment zeigt sehr gut, wie wir Menschen funktionieren. Deshalb ist es wichtig, sich die folgenden Verhaltensmechanismen bewusst zu machen:
- Eine Angstreaktion, die durch ein Ereignis verursacht wird, kann auf ein anderes übertragen bzw. mit ihm kombiniert werden. (Klassische Konditionierung)
- Eine rationale Angst kann sich ausbreiten und irrationale Ausmaße annehmen.
Der Begriff der klassischen Konditionierung stammt von dem russischen Mediziner und Physiologen Iwan Pawlow und lässt sich am besten mit seinem berühmtesten Experiment, an den Pawlow’schen Hunden erklären. Pawlow wollte herausfinden, wie Hunde auf zwei unterschiedliche Reize reagieren. Der eine Reiz war der Summton einer Glocke, woraufhin die Hunde nur etwas die Ohren spitzten. Der zweite Reiz war Futter, woraufhin die Hunde mit verstärktem Speichelfluss reagierten. Anschließend kombinierte Pawlow den Glockenton mit dem Futter. Nach mehreren Wiederholungen stoppte er das Verabreichen von Futter, die Hunde reagierten jedoch schon auf das bloße Hören des Glockentones mit vermehrtem Speichelfluss.
Wo liegen die Parallelen zu Ihrem eigenen Leben? Viele Ängste können durch etwas ganz anderes ausgelöst worden sein als das, worauf Sie sie projizieren. Sie können sich ausbreiten und demzufolge Lebensbereiche beeinflussen, mit denen sie eigentlich gar nichts zu tun haben. Deshalb ist es wichtig, solche Ängste genau zu analysieren und herauszufinden, woher sie stammen, um sie effektiv überwinden zu können.
Wie wir bei den Limiting Beliefs gesehen haben, beeinflusst negatives Denken in Form von sich selbst erfüllenden Prophezeiungen auch Ihr Handeln negativ. Angst hat genau den gleichen Effekt – sofern sie nicht wirklich rational begründet und gefährlich ist (wir erinnern uns an den Bären). Sie ist deshalb nicht gerechtfertigt und sollte überwunden werden. Sie kennen den sogenannten Placebo-Effekt : Wenn Menschen ein völlig wirkstofffreies Präparat einnehmen in dem Glauben, es enthalte einen Wirkstoff, und dennoch eine Besserung verspüren bzw. die Beschwerden sogar verschwinden. Dem entgegengesetzt gibt es, weniger bekannt, auch den sogenannten Nocebo-Effekt , der durch Angst ausgelöst wird. Wissen die Probanden um die möglichen Nebenwirkungen eines Präparats, leiden viele von ihnen tatsächlich darunter, obwohl auch sie ein wirkstofffreies Präparat erhalten haben, das dementsprechend auch keine Nebenwirkungen hervorrufen kann.
Ängste können eine solche Tragweite haben und sich – von einem bestimmten Ereignis oder einer gedanklichen Fehlannahme ausgelöst – ausbreiten und auf andere Situationen übertragen. Und überall dort nehmen sie dann negativen Einfluss durch sich selbst erfüllende Prophezeiungen, sie blockieren Ihren Mut und Ihr Selbstvertrauen, minimieren Ihre Selbstwirksamkeitserwartung und verleiten Sie zu Kurzschlussreaktionen. Deshalb ist es lohnenswert, ja unabdinglich, sich die Mühe zu machen, sie zu überwinden.
Im Parkour zeigt sich, dass man sehr oft vor den surrealsten Situationen Angst hat, und Dinge, die Angst machen sollten, einen manchmal überhaupt nicht ängstigen. Ich habe zum Beispiel
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