Von Fall zu Fall
eine Wucht von Weib!
»Na, die sagte mir, an der Straße läge ein Wagen, der nicht weiterkönnte. Der Fahrer hätte Reifenpanne, und sein Reservereifen wäre auch platt, und eine Pumpe hätte er nicht. Ob ich wohl hinfahren und das in Ordnung bringen könnte.«
»Weiter.«
»Sie schob sich durch die Tür rein, während sie mir das erzählte. Ich fragte, wer sie wäre, und da antwortete sie: >Bloß eine Anhalterin<, und es wäre ja auch ganz egal, ob ich das wüßte, jedenfalls gehörte der Wagen dem Mann, und der hätte genug Geld, die Arbeit zu bezahlen.
Na, ich sagte dann, so furchtbar eilig wäre das jawohl nicht, ich wollte mir erst noch eine Tasse Kaffee aufgießen, ehe ich da hinführe, und ob sie vielleicht eine mittrinken wollte. Das wollte sie denn auch gern.
Also nahm ich sie hier mit nach hinten und stellte die Kaffeemaschine auf die Heizplatte. Und dann... Nun, eins ergab so das andere, und nach einer Weile war es tatsächlich viel zu spät geworden, um noch zu dem Mann mit der Reifenpanne hinauszufahren. Ich überlegte mir, daß der inzwischen wohl entweder noch jemand zu der anderen Werkstatt geschickt oder wenigstens einen Reifen allein zurechtgeflickt hatte und längst weitergefahren war.«
»Wie ging's dann nachher mit der Blonden weiter?« fragte Clover. »Die alberte mit mir noch eine Weile herum und sagte schließlich, sie müßte weiter und wieder per Anhalter reisen — Junge, war das eine feine Portion! Sie war ganz hellblond und hatte bläuliche Augen, nicht direkt blau eigentlich, sondern etwas dunkler. Und eine Haut wie Samt!«
»Festgestellt, wer sie war?«
»Wollte ich ja gern, und wie«, sagte Allen. »Mann, die Telefonnummer von der möchte ich haben und mit der noch mal zusammenkommen, das wäre was für mich! Aber die war schlau. Jedesmal, wenn ich sie fragte, woher sie käme oder wohin sie wollte oder so, riß sie bloß einen Witz, und wenn ich dann meine Fragen geschickter anbrachte, redete sie immer gleich über was anderes, und jedesmal mußte ich einsehen, daß ich wieder danebengehauen hatte — und sie lachte mich aus.«
»Scheint für Sie ja ganz leicht gewesen zu sein, mit ihr vertraulich zu werden«, meinte Clover.
»Da haben Sie sich aber geschnitten«, gab Allen zurück. »Ich sagte doch schon, daß sie gern Kaffee trinken wollte, als sie ankam. Sie hatte eben keine Angst vor mir, und ihr war sicher überhaupt vor nichts bange. Die weiß genau, was sie will, und wird allein mit der Welt fertig. Das hatte sie ja schon bewiesen.
Aus ihr rausgekriegt habe ich nur, daß sie an verschiedenen Orten als Kellnerin gearbeitet hat. Sie könnte jederzeit wieder eine Stellung bekommen, sagte sie, wenn sie nur irgendwo mal bleiben wollte, aber sie hätte ein zu unruhiges Temperament und keine Lust, sich lange aufzuhalten — also, Mann, da hätten Sie mal ein Stück Temperament erleben können, das sage ich Ihnen! An der ist alles dran, die wird bestimmt mit jedem fertig.
Nicht, daß die etwa mit jedem losginge, glauben Sie das bloß nicht. Ich habe schon 'ne Menge Frauen kennengelernt und kann das beurteilen. Sie war eben allein und hatte eben Appetit auf Kaffee und... Na ja, ich gefiel ihr eben. Daß sie mich leiden mochte, merkte ich gleich an ihrem Blick, kaum, daß ich die Tür aufgemacht hatte.«
»Und da setzten Sie sich was in den Kopf, hm?« fragte Clover.
»Sehr richtig«, erwiderte Allen. »Es gibt ja Menschen, die man nicht mag und die einen auch nicht mögen, aber dann wieder welche, die einem in der ersten Minute gefallen. Na ja, und so war's eben bei dieser schicken Puppe. Wir verstanden uns gleich.«
»Und dabei wollten Sie bestreiten, daß sie bei Ihnen gewesen war?«
»Aber klar. Denken Sie, ich möchte mich vom Chef gern rausfeuern lassen?«
»Wohin ist die Frau gegangen beziehungsweise gefahren?«
»Sie sagte, sie wollte in Richtung Los Angeles, soviel weiß ich, aber mehr auch nicht. Von hier ist sie erst kurz vor sieben fortgegangen. Allzu eilig hatte sie's nicht. Der Kollege vom Tagdienst kommt um halb acht, und wenn das nicht gewesen wäre, hätte sie noch bis Mittag hier gewartet.«
»Sie wissen wohl, daß Sie sich mit dieser Geschichte noch schwer in die Nesseln setzen können«, sagte Clover.
»Wie >noch können« fragte Allen. »Ich bin ja... Mit der Frage, ob Tom Allen mein richtiger Name ist, hatte ich nicht gerechnet. Ich weiß, daß ich da mächtig zusammengezuckt bin — und jetzt wird mich der Richter in Nevada beim Kanthaken
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