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Von ganzem Herzen Emily (German Edition)

Von ganzem Herzen Emily (German Edition)

Titel: Von ganzem Herzen Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Byrne
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den ich oft geklettert war, um aufs Meer hinauszuschauen. Dann hatte ich jedes Mal das Gefühl, als gehöre alles ringsum mir: die Vögel, die Hügel, das Bilderbuchcottage mit den roten Fensterläden, alles gehörte mir. Als Juliet davon erzählte, wie schön es in ihrem Traum gewesen sei, auf der Klippe zu stehen, so schön, dass sie sich danach ins Meer hinuntergestürzt habe, wusste ich deshalb genau, was sie meinte.
    Doktor Sahil fragte sie, ob es nicht sehr angsteinflößend gewesen sei, sich so ins Meer hinabzustürzen, aber sie sagte, nein, das sei es nicht gewesen, sie habe sich leicht und stark gefühlt, beides zugleich. Danach fügte sie noch hinzu, kurz vor dem Aufprall habe sie gemerkt, dass sie Flügel hätte, und damit sei sie dann durch die Lüfte geflogen.
    Ich starrte sie an, ich konnte nicht anders. Und als Doktor Sahil sie daraufhin fragte, was dieser Traum ihrer Meinung nach bedeutete, wusste ich sofort, worauf er hinauswollte: Er wollte ihr weismachen, in diesem Traum habe sie sich endgültig von meinem Vater befreit.
    Juliet ging darauf nicht ein und meinte nur achselzuckend: »Manchmal träumt man auch einfach nur, zu fliegen«, tauchte den Zeigefinger kurz in den Milchschaum ihres Latte macchiato und leckte die Fingerspitze ab.
    In jener Nacht hatte ich denselben Traum, ich stürzte und stürzte und stürzte – aber ich hatte keine Flügel. Ich habe diesen Traum immer noch, und jedes Mal, wenn ich ihn träume, verschluckt mich das Meer mit Haut und Haar.
    »Emily«, sagte Doktor Gilyard in diesem Augenblick, und es traf mich mit einer solchen Wucht, als wäre ich über einen Stein gestolpert und hingefallen.
    Als ich mich davon erholt hatte, setzte ich mich aufrechter hin und sagte: »Hab ich Ihnen jemals von meinem Kater erzählt?«
    Sie blickte mich eine Sekunde zu lange an und fragte dann: »Von deinem Kater?«
    »Ja, meinem Kater.«
    »Okay, Emily.« Sie nickte. »Erzähl mir von deinem Kater.«
    »Sein Name ist Duck.«
    »Wie ›Ente‹?«
    »Ja.«
    Sie holte tief Luft, dann lächelte sie. »Du hast einen Kater namens Ente?«
    »Ja.«
    »Gut.«
    »So heißt er wirklich. Das hab ich mir nicht gerade ausgedacht.«
    »Okay, Emily. Erzähl mir von Duck.«
    »Ich hab ihn bekommen, als ich noch klein war«, sagte ich und wickelte dabei eine Haarsträhne um meinen Finger. »Mein Vater brachte ihn eines Nachmittags mit nach Hause, einfach so.«
    »Wie alt warst du da?«
    »Drei.«
    »Bevor oder nachdem deine Mutter euch verlassen hat?«, hakte sie nach.
    »Danach«, sagte ich und redete hastig weiter, ehe sie noch mehr Fragen stellte. »Den Namen durfte ich selbst aussuchen, deshalb auch Duck. Das war damals mein Lieblingswort.« Ich lächelte, als ich daran dachte, und es war ein schönes Gefühl, auch wenn meine Wangenmuskeln gar nicht mehr daran gewöhnt waren. »Onkel Alex war entsetzt. Er hat mich danach immer wieder dazu überreden wollen, der Katze einen passenderen Namen zu geben, wie Charlie oder Tiger, aber es blieb bei Duck.«
    »Erzähl mir von deinem Kater!«
    »Er ist anders als alle anderen Katzen. Er klettert nicht auf Bäume und sitzt auch nicht an unserem Teich auf der Lauer und versucht, die Koi zu fangen, wie die Katzen aus der Nachbarschaft.«
    »Jagt er denn Vögel?«
    »Er bemerkt sie noch nicht einmal; sie hüpfen unbehelligt um ihn herum, während er in der Sonne liegt und ein Nickerchen macht. Doch Eichhörnchen faszinieren ihn.« Ich lächelte. »Aber er hat keine Ahnung, was er mit ihnen anstellen soll. Erst jagt er sie, und dann bremst er plötzlich ab. Als würde sein Instinkt ihm sagen: ›Los, hinterher!‹, und danach wüsste er nicht, wie weiter. Deshalb steht er bloß da und schaut ihnen nach, wie sie über den Gartenzaun huschen und verschwinden.«
    Einen Moment lang saß ich noch lächelnd da. Doch als ich dann hörte, wie Doktor Gilyard etwas in ihr Notizbuch schrieb, verschwand mein Lächeln. »Was denn?«, fragte ich und beugte mich vor. »Was schreiben Sie da auf?«
    Sie hielt inne und sah mich an. »Warum willst du das unbedingt wissen, Emily?«
    »Weil ich nichts gesagt habe, was von Bedeutung ist. Ich habe Ihnen überhaupt nichts gesagt.«
    Sie klappte das Notizbuch zu und legte ihre Hand darüber. Mein Herz pochte. Es fühlte sich an wie eine frische Wunde. »In unseren Sitzungen geht es nicht nur darum, was du sagst, Emily, sondern auch darum, wie du auf das reagierst, was ich gesagt habe.«
    Ich sprang vom Stuhl hoch und ging mit schnellen

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