Von Göttern und Dämonen: Am Anfang war der Nebel (Erstes Buch)
nährte und mich zu seinesgleichen machte.“
Nagar war wieder ruhiger geworden und atmete durch. „So hatte ich zwar die Fähigkeiten, meinen Widersacher aufzustöbern, ihn zu zerreißen und seine Gliedmaßen an den vier Ende des Hindukusch zu verstreuen.“ Er schlug sich mit der rechten Faust auf die Brust, sein Gesicht drückte Hass und Verachtung aus. „Jedoch musste ich mit dem Fluch, mit dem ich mich beladen hatte leben, obwohl ich eigentlich gestorben war. Ich verbrachte einige Jahre in der Einsamkeit der Höhlen, halb verrückt vor Hunger nach Blut und meiner Liebsten, bis ich beschloss, mich selbst zu vernichten. Ich war verwahrlost, meine Kleider waren zerlumpt. Wahnsinnig vor Zorn und Schmerz glich ich mehr einem Tier als einem Menschen. Und ein Mensch war ich ja wirklich nicht mehr. Ich erwartete den Sonnenaufgang am Gipfel des Tirich Mir und ließ das Licht mein Fleisch verzehren. Ich verbrannte im Gedenken an meine Liebste in der Hoffnung, dass meine Seele Ruhe finden würde. Was ich nicht wusste: Meine Seele war die eines Vampyrs und so wurde ich als Vampyr in die Reihen der Neutralen aufgenommen. Seite an Seite mit den Menschenseelen dieser Tage. Wenigstens suchte mich dort der Durst nach Blut nicht heim, der mich in euren sterblichen Welten vor meinem Tode plagte. Und so harrte ich meinem Auftrag der da heißt, dich zu beschützen“. Nagar endete und starrte dumpf zu Boden.
„Deine Geschichte berührt mich und du tust mir leid, “ sagte Alex.“ Gab es für dich keine Möglichkeit, die Seele Deiner Liebsten zu finden?“
„Oh doch“, erwiderte Nagar voller Bitternis, und sein Gesicht verfinsterte sich noch mehr. „Ich habe sie gefunden. Ich stieg in die Tiefen der Hölle und fand sie geknechtet, angekettet und vor Pein wahnsinnig geworden, ohne die Möglichkeit sie mit mir nehmen zu können. Auch ein kleines Spielchen eures „lieben Gottes“: Selbstmördern wird nicht vergeben werden, nicht wahr? Alles, was ich tun konnte, war ihrer gepeinigten Seele Frieden zu geben, indem ich sie für immer auslöschte.“
Alex spürte, dass jetzt nicht die Zeit für weitere Worte war. Er streichelte den ihm zu Füßen liegenden Spot und ließ Nagar vor sich hin brüten.
Einige Zeit später hörten sie ein Rascheln. Nagar beachtete es nicht, Spot fiepte leise vor sich hin. Aus den Büschen an der Lichtung trat Sarah. Sie sah jung und kraftvoll aus, das Fell war sauber und weiß, Mähne und Schweif lang gewachsen und wie handverlesen. In Ihrem Maul hielt sie ein junges Reh und hinter ihr konnte Alex Maho entdecken. „Maho!“, rief er freudig aus, „wo hast du dich herumgetrieben, meine Dicke?“ In die Vorfreude über Maho mischten sich Misstrauen und Verwunderung über Sarahs „Beute“.
„Nun, ich glaube nicht dass du je wieder hungern musst, wenn du deine Sarah auf die Jagd schickst. Und dass sie mir auch ein Pferd mitgebracht hat, finde ich außerordentlich nobel, fein gemacht, guter Araber!“, freute sich Nagar.
‚ Wahrscheinlich war Maho ihnen in der Nacht gefolgt und unbemerkt durch die Pforte gekommen, die Nagar geöffnet hatte’ , dachte Alex. Sie war ein schlaues Pferd und es tat gut, sie hier zu haben.
Trotzdem war Alex mulmig im Magen. Und als er sah, wie Sarah das Reh ausspie und sich den letzten Blutstropfen aus dem Maul leckte, wich er instinktiv zurück.
„Keine Angst, sie wird dir nichts tun. Sie ist dir treu ergeben und wird über dich wachen“, sagte Nagar belustigt. „Solche verwandelten Tiere halten sich an ihresgleichen und lassen die Menschen in Ruhe, obwohl sie problemlos mit ihnen fertig werden würden. Ihnen schmeckt das menschliche Blut ebenso wenig wie uns das tierische, es besteht durch sie keine Gefahr.“
Alex ging zu Sarah und sie kam wie früher auf ihn zu, senkte den Kopf, berührte mit ihrer Stirn sein Gesicht und ließ sich in die Nüstern blasen. Alex schaute ihr in die Augen. Wie Nagars waren sie dunkel und auch in Sarahs Augen spielten kleine Flammen. Aber tief, ganz tief in ihren Pupillen konnte er den sanften, gütigen Blick der alten Sarah erkennen und es wurde ihm warm ums Herz. Er wusste nun, dass sie noch da war. Irgendwo.
Alex bereitete schweigend das Reh zu und grillte es am Spieß eines Feuers, das Nagar mit Feuersteinen entzündet hatte. Er und Spot aßen schweigend, während die Pferde und Nagar es sich ums Feuer gemütlich gemacht hatten und ihren Gedanken nachhingen.
„Ich
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