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Von Namibia bis Südafrika

Titel: Von Namibia bis Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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wieder. Das Geld auch nicht. Dafür legte Wolfi neue Skizzen auf den Tisch.
    „Kann mal passieren“, sagte er. „Aber ich habe Pläne. Bei mir bricht keiner mehr ein.“
    Ich bin mir sicher, dass die Korsen aus dem Feiern nicht mehr raus kamen, nachdem sie den Bäcker in die Wüste geschickt hatten.

5. Durch die Kalahari nach Askam
    Ich fahre liebend gerne Auto. Das steckt mir in den Genen, denn mein Vater war Fernfahrer gewesen und hat in seinem Berufsleben gut und gerne drei Millionen Kilometer zurückgelegt. Unfallfrei und auf einer Arschbacke, wie er zu sagen pflegte. Er fuhr Möbel, 38 Jahre lang, für eine einzige Firma. Deren Personalleiter stellte eines Tages einen Jungspund ein, der im BWL-Seminar das Wort „Outsourcing“ gehört hatte, und das wollte er jetzt ausprobieren. Die Firma schmiss meinen Vater raus, und alle anderen Fahrer gleich mit, und ließ die Arbeit von einer Spedition erledigen. Mein Vater und seine Kumpels stammen aus der Generation „Aufbau“ und pflegten die irrige Annahme, dass sie am Ende ihres harten Arbeitslebens ein Dankeschön erhalten würden und eine silberne Uhr. Stattdessen gab es einen Tritt in den Hintern, und das nahm sie so mit, dass sie die Sache einem Wald-und-Wiesen-Anwalt überließen, der bisher gehörnte Ehefrauen verteidigt hatte. Wahrscheinlich mit demselben Erfolg, denn die Abfindung, die sie bekamen, konnten sie an einem Abend auf den Kopf hauen. Nach einem Jahr hatte die Spedition den Karren in den Dreck gefahren und das Outsourcing- Programm musste eingestellt werden. Der Fuhrpark wurde aufgefrischt, neue Fahrer eingestellt, doch mein Vater und seine Kumpels waren nicht darunter. Vielleicht liegt es daran, dass ich eine Abneigung gegen Besserwisser habe. Jedenfalls war ich gottfroh, als sich die natodrahtbewehrten Tore von Wolfis Festung hinter uns schlossen. Vor uns lagen ein paar tausend Kilometer Piste, und ich freute mich darauf. Von nun an fuhren wir einen weißen VW-Bus. Der Grund dafür war, dass es in ganz Windhuk kein anderes Fahrzeug gegeben hatte, das man Rolf anvertrauen wollte. Offenbar hatte sich herumgesprochen, dass Maschinen aller Art bei ihm die Angewohnheit hatten, sich in Einzelteile aufzulösen oder aus dem Staub zu machen, bevorzugt nach Angola. Trotzdem wäre es gut gewesen, wenn er sich vorher unter die Kiste gelegt hätte, dann wäre ihm die verschobene Achse aufgefallen. Es wäre auch gut gewesen, wenn ich mich vorher unter die Kiste gelegt hätte. Wie gesagt: Kuffnucken allesamt!
    Aber noch steuerte ich vergnügt das Fahrzeug durch die Straßen von Windhuk und kam mir vor wie in der Hippie-Ära. Schließlich saß ich in einem VW-Bus, dem genialen Fortbewegungsmittel einer Generation, die ein muffiges Deutschland hinter sich lassen wollte, um herauszufinden, was hinter den Bergen kam. Zu dieser Zeit war ich noch ein Dreikäsehoch gewesen, aber ich schwöre bei der unsterblichen Musik von Greatful Dead, ich wäre mit Freude nach Indien gefahren, um bei Dope und Tantrameditation nach meinem inneren Kind zu suchen. Als ich ins richtige Alter dafür kam und auf dem Autoput in Richtung Süden kutschierte – lange Zeit die am meist gefürchtete Straße Europas –, konnte ich sie in Jugoslawien, Bulgarien und der Türkei sehen: VW-Busse, die auf rostigen Felgen standen, mit aufgemalten Sprüchen wie „Wanne-Eickel – Poona, Winter 1970“ und „Hinter Kufstein beginnt die Freiheit“.
    Gleich nach der Stadtgrenze von Windhuk in Richtung Rehoboth kamen wir an eine Straßensperre. Davon gibt es einige in Namibia, und keiner konnte mir sagen, wozu sie gut sind. Ich hielt an und ein gelangweilter Soldat schlurfte aus seiner Wellblechbaracke, in der es unter Brüdern mindestens 98 °C hatte. Er wollte Papiere sehen und Rolf, immer für ein Späßchen gut, gab ihm seinen Leihausweis von der Stadtbücherei. Man kann ganz schön auf die Schnauze fallen, wenn man die Leute für dumm verkauft, aber in diesem Fall hatten wir Glück. Vermutlich sah der Mann auf einen Blick, dass wir mit einer kaputten Achse unterwegs waren, und dachte sich, wer zuletzt lacht, lacht am besten. Wir durchquerten die Auasberge mit dem zweithöchsten Gipfel Namibias, dem 2 483 Meter hohen Moltkeblick. Daneben steht der Großherzog-Friedrich-Berg und etwas weiter entfernt der Kaiser-Wilhelm-Berg. Dann wird das Land flacher und man benötigte keine Pickelhauben mehr als Namensonkel. Südlich von Rehoboth überquerten wir den Wendekreis des Steinbocks, und dann hatte

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