Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von Natur aus kreativ

Von Natur aus kreativ

Titel: Von Natur aus kreativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Poeppel , Beatrice Wagner
Vom Netzwerk:
Dimension“, in: Annual Review of Psychology 61 (2010), S.   1 – 12.
    Wenn es um die Einhaltung der Mitte geht, um das innere Gleichgewicht also, dann ist die romantische Liebe sicher ein Störfaktor, denn sie wirft einen aus der Bahn. Glücklicherweise dauert romantische Liebe aber nicht zu lange, sodass man seine Mitte finden kann, wenn man wieder zu sich kommt. Andererseits: Im Rausch der romantischen Liebe entstehen aus Kreativitätsschüben heraus wunderbare Werke der Kunst, denkt man nur an die Liebesgedichte von Goethe, der unter Liebesqualen gelitten haben muss, liest man seine Gedichte einmal unter einer neurowissenschaftlichen Perspektive. Berscheid beschreibt in ihrer Übersicht vier verschiedene Ausprägungen von „Liebe“, wobei die romantische Liebe nur eine Form ist. Die anderen Formen von Liebe passen durchaus dazu, wie wir als biologische Wesen gemeint sind: Sie haben einen viel weiteren Zeithorizont, so etwa die Bindungsliebe zu seinen Kindern, die Verantwortungsliebe zu seinen Partnern oder die altruistische, hingebende Liebe zu anderen Menschen („agape“), wie sie sich in der Fürsorge ausdrücken kann. Diese Formen der Liebe geben dem Liebenden innere Stabilität und Gleichgewicht. Sie „nutzen“ ihm also genauso wie oder vielleicht sogar mehr als dem Geliebten.
    P eter Bieri: Wie wollen wir leben? St.Pölten, Salzburg: Residenz 2011.
    Geht es wirklich hauptsächlich darum, wie der Philosoph und Schriftsteller Bieri meint, glücklich zu sein? Nein, es geht nicht um Glück; wer immer nach dem Glück strebt, der landet meist im Unglück oder zumindest in der bleibenden Unzufriedenheit, sein Ziel nicht erreicht zu haben. Wenn wir uns fragen, wie wir als biologische Wesen gemeint sind, dann ist die Antwort: Wir sind dazu gemeint, ein Gleichgewicht herzustellen, die Balance der Lebensprozesse zu sichern, unsere Mitte zu finden. Man kann dafür auch das altmodische Wort „Harmonie“ wählen. Schafft man dieses, Tag für Tag, dann mag sich jeweils retrospektiv ein Gefühl der Zufriedenheit einstellen, und dann mag man sagen, wenn man unbedingt ein Wort dafür braucht, dass man „glücklich“ gewesen ist. „Glück“ in diesem Sinne ist eine sprachliche Etikettierung eines vergangenen Zustandes, ein Wort für etwas, das einem gelungen ist, das aber bereits vorbei ist. Offenbar sind wir von Natur aus allerdings auch dazu verdammt, innere Zustände zu verbalisieren. Wenn wir als primäres Ziel „Glück“ bestimmen und uns pausenlos überprüfen, ob wir nun „glücklich“ sind, dann leben wir gegen unsere Natur. Nun geht es Peter Bieri in seinem Buch aber nicht nur um das Glück als Lebensziel, sondern auch um Würde, und ich kann seiner Position nur zustimmen. Als ich einmal von einer asiatischen Fachkollegin gefragt wurde, was eigentlich der Sinn meines Lebens sei, so war ich zunächst überrascht über die Offenheit der Frage, doch dann sagte ich nach einigem Zögern: „To survive“, und fügte dann hinzu: „In decency.“ In Würde zu überleben. Vielleicht war diese Frage überhaupt der Anstoß zu den Überlegungen, wie sie in diesem Buch ausgebreitet werden.
    Edward de Bono: The Use of Lateral Thinking, London: Penguin Books 1967.
    Kreativität hat nicht unbedingt etwas mit logischen Denkprozessen zu tun. Logisch gesteuertes Denken wäre „vertikales Denken“, doch de Bono empfiehlt, sich auf das „laterale Denken“ einzulassen und Probleme jeweils aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Jedoch schließen sich beide Denkformen nicht aus, man sollte sie als komplementär betrachten: Im vertikalen Denken bestimmt die Logik die geistige Tätigkeit; im lateralen Denken dient die Logik der geistigen Tätigkeit. Laterale Denkprozesse laufen folgendermaßen ab: Zunächst erkennt man, welches die bestimmenden Ideenbei der versuchten, aber erfolglosen Lösung eines Problems waren; dann versucht man, einen anderen Zugang zu finden, der mit dem ersten nichts zu tun hat. Hierzu muss man sich von der logischen Kontrolle seiner Gedanken befreien und neue Gedanken zulassen, die zunächst ungewöhnlich erscheinen mögen, einen aber auf eine neue Fährte bringen können; auch muss man den Zufall ausnutzen, denn manchmal stolpert man zufällig über Lösungsmöglichkeiten, an die man zuvor nicht gedacht hat – wenn man mit Zufallssensitivität ausgestattet ist und auf das zufällig Gegebene nicht sofort mit Misstrauen reagiert. Neue Ideen kann man nicht erzwingen; manchmal tauchen sie

Weitere Kostenlose Bücher