Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
gut dafür, weil es immer ein schöneres, teureres oder neueres Modell gibt, das man sich fürs nächste Mal aufheben kann.
Dabei waren meine ersten Berührungspunkte mit dem Fortbewegungsmittel Automobil gar nicht vielversprechend. Das lag in erster Linie daran, dasses mein Vater während meiner Kindheit vorzog, mit dem Familiendiesel in den Urlaub zu fahren. Und zwar nicht irgendwo ins Siegerland, sondern nach Südspanien.
Der jährliche Urlaub mit meiner Mutter und uns Kindern war ihm nämlich absolut heilig! Und auch wenn er mit seiner Firma gutes Geld verdiente: Eine Flugreise für fünf Personen war vor knapp vierzig Jahren praktisch kaum bezahlbar. Selbst wenn – mein Vater hatte eine natürliche Abneigung gegen Fluggeräte aller Art. Das habe ich ganz sicher von ihm geerbt: Mein Revier ist der Boden und vielleicht noch das Wasser! Aber alles, was höher hinausgeht als der Lastenaufzug von Carmens Ankleidezimmer, ist mir bis heute suspekt.
Also ging’s regelmäßig mit Sack und Pack und dem bis unters Schiebedach vollgepackten Mercedes 190D in unser Ferienhaus an die Costa Blanca. Unser Häuschen lag etwas abseits oberhalb des Strandes. Wir hatten drei Schlafzimmer, eine Wohnküche, eine Terrasse mit Blick aufs Mittelmeer und sogar einen winzigen Pool, in dem man sich ganz prima abkühlen konnte: Die Handwerker, die unsere Hütte noch für meinen Großvater gebaut hatten, hatten das Becken eher aus Langeweile ausgehoben, weil sie wegen fehlender Materialien am Haus selbst ein paar Wochen nicht weiterarbeiten konnten. Wir Kinder fanden es natürlich cool, einen eigenen Pool zu haben. Doch das ganze Vergnügen machte die Anfahrt kaum wett. Denn die war jedes Mal eine Belastungsprobe für alle Beteiligten.
Vater war, wie schon erwähnt, durch und durch Geschäftsmann. Das bedingte leider auch, dass er keinesfalls gewillt war, die im Vergleich zu heute geradezu lächerlichen, in seinen Augen aber vollkommen un verschämten Spritpreise an den Tankstellen in Frankreich zu zahlen.
»Die Franzosen kriegen von mir keinen einzigen Pfennig mehr als nötig. Das reicht mir schon, dass wir denen ihre blöde Maut in den Rachen schmeißen müssen«, war seine unmissverständliche Losung.
Weil aber der Diesel selbst bei sparsamster Fahrweise niemals von Köln bis Valencia ausreichen konnte, musste irgendwo bei Dijon notgedrungen zum ersten Mal getankt werden. Und von sparsamer Fahrweise konnte bei meinem Vater sowieso keine Rede sein, zumal der vollgepackte Gepäckträger auf dem Dach sicher auch den ein oder anderen zusätzlichen Liter verbrauchte.
Natürlich hatte unser Familienoberhaupt eine geniale Idee, wie er den gierigen französischen Tankstellenbetreibern ein Schnippchen schlagen konnte: Er füllte daheim einfach seinen olivfarbenen Bundeswehr-Kanister mit hundert Litern feinstem Nordsee-Diesel aus unserem Heizöltank auf und wuchtetedas Teil in den Kofferraum, um an französischen Rastplätzen selbst nachzutanken. Die Folge war,dass es im Inneren innerhalb kürzester Zeit roch wie im Maschinenraum einer Bohrinsel! Ein Umstand, der außer der schlechten Straßenbeschaffenheit in Südeuropa dazu beigetragen hatte, dass wir Kinder die Route nach Calpe immer »Kotzstrecke« nannten.
Immer zu Ostern und natürlich im Sommer wiederholte sich das Spielchen. Unser Vater blieb dann nur ein paar Tage und fuhr alleine wieder zurück nach Köln in die Firma, während wir mit Mutter und manchmal auch mit Opa dort unten blieben und uns von der Anreise erholten. Solange, bis er uns wieder mit gefülltem Kanister im Kofferraum abholte und wir die knapp achtzehnhundert Kilometer lange Kotzstrecke auf demselben Weg wieder zurückfuhren, mit entsprechend häufigen Unterbrechungen natürlich – im wahrsten Sinne des Wortes!
Trotz dieser prägenden Kindheits-Erlebnisse wollte ich irgendwann natürlich selbst ein Auto haben. Angefangen hat meine Auto-Historie wie bei vielen anderen auch mit einem Volkswagen. Meine Eltern hatten netterweise das Kindergeld, das sie für mich bekamen, auf einem eigenen Konto angelegt. Zusätzlich hatte ich mir von jedem Schein, den ich von der Verwandtschaft zu meinen Geburtstagen, an Weihnachten oder der Kommunion bekam, ein ordentliches Sümmchen angespart. So konnte ich mir mit achtzehn einen Golf leisten. Allerdings legte ich keinen Wert auf irgendeinen beliebigen C oder GL. Es musste schon ein GTI sein, mit dem der junge Robert das Rheinland unsicher machen wollte.
Das Modell, das ich mir
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