Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
bei einem Gebrauchtwagenhändler in Köln-Weiden ausgeguckt hatte, kostete mit 13.500 Mark allerdings leider genau zweieinhalbtausend Mark mehr als ich zur Verfügung hatte. Doch der weiße Renner mit seinem Kamei-Spoiler hatte es mir zu sehr angetan, als dass ich mich durch fehlende Mittel von meinem Plan abbringen lassen hätte können. Mit Geschick, Dreistigkeit und vor allem Ausdauer feilschte ich mit dem Händler, als ob es um Leben und Tod ginge. Irgendwann gab der Mann entnervt auf. Ich hatte meinen automobilen Wunschtraum für exakt 11.000 Mark bekommen!
Sein erstes Auto vergisst man nie, heißt es. So istes auch bei mir. Ich verbinde viele schöne Erinnerungen mit meinem GTI, den ich nach und nach mit einem fetten Gillett-Auspuff, einer granatenmäßigen Pioneer-Sound-Anlage und breiten ATS-Felgen aufhübschte. Meine ersten Urlaube mit Carmen zum Beispiel. Auch bei noch so langen Nonstop-Fahrten nach Südspanien hat uns die Kiste nie im Stich gelassen. Aber irgendwann, so nach zwei Jahren, habe ich lernen müssen, dass mir die Straße nicht alleine gehört: Ich setzte das Ding bei Euskirchen in den Acker! Mir ist zum Glück so gut wie nix passiert, aber mein geliebter Golf war Schrott.
Weil ich jedoch durch die Arbeit bei meinem Vater und meine beginnenden Nebeneinkünfte schon ganz passabel verdiente, konnte ich diesen blöden Unfall immerhin dafür nutzen, mich in Sachen fahrbarer Untersatz erstmals zu verbessern. Für stattliche 24.000 Mark gönnte ich mir einen stahlblauen Suzuki SJ 410 mit Turbolader und wirklich riesigen Reifen drauf, den ich schön aufpoliert im Schaufenster eines Autohauses am Ring entdeckt hatte. Ich gebe zu, dass ich mir diesen Kollegen vor allem deshalb gekauft habe, weil ich ein wenig Aufsehen erregen wollte. Aber ab und zu gehört Klappern ja auch zum Handwerk! Außerdem war gerade Frühjahr, und ich konnte das Teil schließlich offenfahren ...
Der größte Nachteil am Suzuki fiel mir erst ein gutes Jahr später auf, als ich zur Bundeswehr musste. Ich hatte ja schon beschrieben, dass es mich nach Ulmen verschlagen hatte, rund hundertzwanzig Kilometer von Zuhause entfernt. Diese Strecke mit einem Wagen zu pendeln, der zwar ohne Probleme eine Vierzig-Grad-Steigung hinaufkam, aber in der Spitze vielleicht hundertdreißig km/h fuhr, war mehr als mühsam. Und so arbeitete ich mich langsam in die Liga der Edelkarossen vor – mit einem gebrauchten BMW 525i, der mich vor allem sicher zur Grundausbildung und wieder zurückbrachte. Die Freude am Fahren fand allerdings ein jähes Ende, als ich Carmen das Auto für eine Fahrt zu ihren Eltern überließ, sie eine Bahntrasse übersah und mir meine Limousine anschießend mit einem verzogenen Fahrgestell zurückbrachte. Eine Reparatur wäre sauteuer geworden. Also biss ich in den sauren Apfel und verkaufte den BMW mit einem riesigen Verlust wieder.
Nun aber war die Zeit ohnehin reif für die Erfüllung eines absoluten Jugendtraums. Ich verbrachte die gesamte Woche von Montagmorgen bis Freitagnachmittag in der Kaserne und arbeitete außerdem oft das Wochenende durch – bei meinem Vater im Betrieb und auch wegen meiner beginnenden Aktivitäten als selbständiger Nebenerwerbskaufmann. Die Zeit mit Carmen war logischerweise dadurch sehr, sehr begrenzt. Freizeit hatte ich keine! So musste ich in meinen Augen wenigstens eine Sache besitzen, die mir noch richtig Spaß bereitete – und das konnte ja angesichts der Umstände nur ein Auto sein! Also machte ich ernst, sammelte erneut mein gesamtes gespartes Geld ein. Und kaufte mir einen schwarzen Porsche Carrera Targa.
»Ich kann also jeden Tag irgendwo am Ende auch ein neues Auto kaufen, weil Gott sei Dank immer wieder neue Autos entwickelt werden.«
Mein erster Porsche! Auch wenn das jetzt vielleicht bescheuert klingt, aber das war wirklich ein Meilenstein. Ich war in meinem Umfeld der King im Ring. Aber das war nicht einmal das, was den Reiz ausmachte. Sondern die Tatsache, mir etwas verwirklicht zu haben, was mich seit langer Zeit antrieb. Immer, wenn ich mich nun in das Auto setzte, spürte ich, dass sich der ganze Aufwand doch irgendwo lohnte. Da war der Porsche eine gute Metapher dafür.
Klar, im Laufe der Zeit bin ich schon auch mal übers Ziel hinausgeschossen. Ich erinnere mich an eine Episode etliche Jahre nach dem Porsche-Kauf, als mein Bruder Michael und ich bei »Uncle Sam«, das immer größer und erfolgreicher wurde, längst schon bis zum Hals in Arbeit steckten. Unser Leben
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