Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
und seine moosgrünen Augen funkelten provokativ:
„Du willst dich doch nur drücken, weil du Angst hast, gegen mich zu verlieren. Es ist nämlich genau umgekehrt. Dein Ego würde das nicht verkraften.“
„Du forderst mich heraus?“, fragte der Vampir mit einem Knurren in der Stimme.
„O ja!“
„Gut, nach dem Essen spielen wir Krieg auf dem Schachfeld. Aber mach mir hinterher keine Vorwürfe, dass ich dich nicht gewarnt hätte.“
„Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen, weil du verlieren wirst.“
„Ich mache mir keine Sorgen, ich möchte nur nicht …„
„Schluss jetzt!“, rief Sarah dazwischen. „Ihr könnt eure Aggressionen während des Spieles abbauen, das ist gesünder für euch, und außerdem wird sich ja zeigen, wer gewinnt. Aber jetzt solltet ihr das Thema wechseln und euch über etwas Unverfänglicheres unterhalten. Vielleicht über das Wetter?“
Niklas warf dem Vampir noch einen kurzen, grimmigen Blick zu und wandte sich an Sarah:
„Das Thema Wetter erinnert mich an meinen Unfall, und das wiederum daran, dass mein Wagen noch mitten im Wald rumliegt.“
„Darum habe ich mich schon gekümmert“, erklärte Martin, der in diesem Moment den Raum betrat. Er wird morgen in die Stadt geschleppt. Deine restlichen Sachen daraus kannst du auf dem Schrottplatz abholen. Und jetzt lasst uns essen.“
„Danke“, antwortete Niklas und folgte Martin zum Tisch, der kurz stehen blieb und ihm kommentarlos zwei Schmerztabletten in die Hand drückte.
Das Abendessen verlief entspannter, als Niklas es erwartet hätte. Lyonel saß, durch die heruntergelassenen Jalousien gut geschützt vor der hereinscheinenden Abendsonne, am Kopfende des Tisches. Martin hatte sich links neben den Vampir gesetzt, während Niklas und Sarah am anderen Ende des Tisches saßen, sodass die Jalousien ihnen nicht den Blick nach draußen versperrten. Im ersten Moment hatte diese Sitzordnung auf Niklas etwas merkwürdig gewirkt, da ihre kleine Gruppe auseinandergerissen war, aber es hatte sich schnell gezeigt, dass diese Distanz der Konversation und Gemütlichkeit keinen Abbruch tat. Was zum einen Teil an Sarahs unkomplizierter Art und Fröhlichkeit lag und zum anderen Teil an der Bereitschaft von Niklas und Lyonel, ihren Disput während des Essens einzustellen. Während Lyonel aus einem großen, gläsernen Rotweinkelch Blut, gemischt mit Wein, trank – was Niklas versuchte zu ignorieren, da es auf ihn sehr befremdlich wirkte – genossen die anderen einen Salat als Vorspeise, danach die Lasagne und zum Nachtisch Tiramisu. Das Essen war hervorragend und Niklas sparte nicht mit Komplimenten an Sarah. Sie hatte recht behalten, es war tatsächlich die beste Lasagne, die er bisher gegessen hatte, genauso wie das Tiramisu.
Mittlerweile war es draußen dunkel geworden und als Niklas den letzten Schluck seines abschließenden Espressos zu sich nahm, blickte Lyonel ihn erwartungsvoll an und meinte:
„Wollen wir?“
„Warum nicht“, antwortete der Angesprochene und erhob sich.
„Wir sollten die Zeit begrenzen“, meinte der Vampir. „Und zwar auf sechzig Minuten für die ersten vierzig Züge. Pro Nase natürlich.“
„Ich wäre für vierzig Minuten“, antwortete Niklas.
„In Ordnung“, erwiderte Lyonel mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und überreichte Martin seine Uhr. „Würdest du bitte unsere Zeiten im Auge behalten und für jeden unserer Züge einen Strich machen?“
„Klar“, meinte dieser und folgte, genauso wie Sarah, den beiden Konkurrenten zur Sitzecke.
Fünf Minuten später saßen Lyonel und Niklas sich gegenüber und waren vertieft in das Schachspiel.
Beide brachten bereits in der Eröffnungsphase ihren König durch eine Rochade in Sicherheit und im Mittelspiel versuchte jeder, den Spielverlauf durch ausgeklügelte Strategien günstig für sich zu beeinflussen. Nach fünfundsiebzig Minuten endete das Spiel mit einem taktischen Doppelpatt.
„Du bist gut“, knurrte der Vampir und lehnte sich zurück. „Aber das hier war nur zum Aufwärmen. Das nächste Spiel werde ich überlegen gewinnen.“
„Wirst du nicht“, konterte Niklas, während er aufstand und sich vorsichtig streckte. „Lass mich einen Schluck Wasser trinken und dann geht’s weiter.“
„Ich könnte noch ein Glas Wein vertragen“, meldete Martin sich zu Wort und stand ebenfalls auf, um sich das Gewünschte zu besorgen. Er blickte zu Sarah, die es sich mit angezogenen Beinen in einer Ecke des Sofas bequem gemacht hatte:
„Möchtest du
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