Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
besonders, aber das war ja auch nicht notwendig. Schließlich war ihm klar gewesen, um was für einen Schlag Menschen es sich bei ihren drei Helfern handelte, als er sie zusammen mit Elvira angeheuert hatte. Eine Menge Geld und die Aussicht auf ein fast unsterbliches Leben hatten die Männer, nach anfänglicher Skepsis, darüber hinwegsehen lassen, dass sie für Vampire arbeiten sollten.
Auch Franz hatte Elvira anfangs nicht geglaubt, dass Vampire existieren, doch sie hatte ihn sehr schnell eines Besseren belehrt. Und sie hatte ihn endlich, nach all den Jahren der Ungewissheit, darüber aufgeklärt, warum er ohne Vater aufwachsen musste.
Franz ging in den angrenzenden Raum des Wohnzimmers und richtete seinen Blick auf einen Bildschirm, auf dem Lyonel zu sehen war. Er wollte den hinterhältigen Mörder seines Vaters sterben sehen. Wollte seine Rache in vollen Zügen genießen und zusehen, wie dieser elendige Vampir, dem sein Vater vertraut hatte, qualvoll zugrunde ging. Lyonel war ein Verräter und hatte es nicht anders verdient, davon war Franz überzeugt.
Die anderen Menschen, mit denen Elvira sich noch abgab, interessierten ihn nicht sonderlich. Elvira hatte ihm versichert, dass sie den Tod ebenso verdienten wie Lyonel - und er glaubte ihr. Warum auch nicht. Elvira hatte ihm die Wahrheit über den grauenvollen Mord an seinem Vater erzählt und ihm außerdem ein Leben geschenkt, dass er sich vor ihrer Begegnung nicht im Entferntesten hätte vorstellen können. Seiner Meinung nach übertrafen die Vorteile, als Vampir über die Erde zu wandeln, ganz klar die Nachteile. Außerdem sah Elvira fantastisch aus und der Sex mit dieser Frau war unbeschreiblich. Anfangs hatte Franz sich zwar gefragt, warum sie sich mit ihm abgab - denn er gehörte nicht zu den Männern, die durch ihr Aussehen punkten konnten - doch mittlerweile glaubte er, die Antwort zu kennen. Er war nun ein Vampir und als solcher veränderte sich sein Körper - und das war Elvira bewusst. Es machte ihn attraktiver. Seine Muskeln stählten sich von Woche zu Woche, seine Bewegungen wurden mit jedem Tag geschmeidiger und auch sein Haupthaar begann wieder zu wachsen. Warum sollte das Glück nicht einmal auf seiner Seite sein und ihm eine Traumfrau bescheren?
Doch nun verlangte Elvira von ihm, dass er die beiden Söldner im Wohnzimmer umbringen sollte. Zwar weckte der Gedanke an das Blut der Männer eine Begierde in ihm, die nur schwer zu kontrollieren war, aber seine moralische, menschliche Seite - die mit der Verwandlung in einen Vampir nicht gestorben war - hinderte ihn daran, dieser Gier nachzugeben. Er, und auch Elvira, hatten einen Vertrag mit den Söldnern. Dieser war zwar nur durch einen Handschlag besiegelt worden, aber dennoch gültig. Im Großen und Ganzen hatten die Söldner sich bisher an ihren Teil der Abmachung gehalten, und wenn er sie jetzt umbrachte, würde er sein Wort brechen. Dann war er genauso ein Verräter wie Lyonel. Diese Männer waren zwar nicht seine Freunde, aber mittlerweile vertrauten sie ihm. Außerdem hatte Franz bis zum heutigen Tag noch keinen Menschen getötet, nur ihr Blut getrunken, und daran sollte sich auch nichts ändern. Nur Lyonel sollte sterben. Und natürlich die Menschen, an denen Elvira sich rächen wollte.
Franz verstand Elvira nicht. Schließlich hatte sie ihm beigebracht, mit seiner Gier nach Blut umzugehen. Hatte ihm eingebläut, das kein Mensch sterben durfte, nur weil sie sich von ihrem Blut ernähren mussten. Wieso also verlangte sie nun von ihm, dass er tötete?
Während seiner Überlegungen war Franz’ Blick auf Lyonel gerichtet, in dessen Verlies bereits Tageslicht drang. Es kroch die Felswand, an der Lyonel zusammengebrochen war, hinunter und hatte ihn fast erreicht. Mit grimmiger Freude sah Franz zu, wie der Mörder seines Vaters begann, mühsam auf die Gitterstäbe der gegenüberliegenden Seite zuzurobben, die noch im dämmrigen Schatten lagen. Doch das Licht würde Lyonel wie eine Bestie folgen. Unbarmherzig und tödlich.
Als plötzlich etwas neben Lyonel auf den Boden fiel und es gleich darauf dunkel in seinem Verlies wurde, runzelte Franz irritiert die Stirn. Reflexartig blickte er zum Fenster, doch da die Jalousien heruntergelassen waren, konnte er nicht hinausblicken. Er eilte ins Wohnzimmer, um die Söldner draußen nach dem Rechten sehen zu lassen, wurde jedoch von einer ohrenbetäubenden Explosion gegen die nächste Wand geschleudert. Franz hörte die Söldner entsetzt aufschreien und
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