Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
brutal wären, wie Elvira sie beschrieben hatte, würde er jetzt tot sein. Natürlich könnten sie ihn noch immer ins Jenseits befördern, aber ihr Verhalten deutete nicht darauf hin. Und dass sie ihm misstrauten, konnte er ihnen kaum verübeln. Er hatte Mist gebaut und die Erkenntnis, dass Elvira ihn nur benutzt hatte, um unschuldigen Menschen zu schaden, schmerzte fast genauso wie das Silber, welches sich in seinem Körper ausbreitete.
Franz blickte auf, als er Niklas sagen hörte:
„Lyonel? Können wir dich alleine lassen? Martin und ich müssen Sarah und meine Mutter finden. Ich habe Luftaufnahmen von diesem Gelände gesehen und denke, dass sie im ehemaligen Zoogebäude sind, das gute zweihundert Meter von hier entfernt ist.“
„Ich ... komme mit“, japste Lyonel und richtete sich mit Martins Hilfe auf. Er holte ein Schlüsselbund aus der Hosentasche und reichte ihn Niklas:
„Hol ... schon mal ... meinen Wagen.“
Niklas griff nach den Schlüsseln. Er wusste, dass der Van des Vampirs mit Spezialscheiben ausgestattet war, welche die für Lyonel gefährlichen UVA-Strahlen der Sonne abhielten. Dennoch zog der Vampir es vor, nur nachts zu reisen, denn tagsüber gab es zu viele Unwägbarkeiten, die ihn dazu zwingen konnten, den Wagen verlassen zu müssen.
Niklas war schon an der Eisentür des Verlieses, als das Läuten von Franz’ Handy ihn stoppte. Dieser holte es zögernd aus seiner Tasche, warf einen Blick auf das Display und flüsterte: „Elvira“, bevor er die Annahmetaste drückte.
Lyonel, Niklas und Martin sahen gebannt zu, wie Franz nickte, das Handy laut stellte und ein wenig hoch hielt. Jeder konnte nun Elviras gehässige Stimme hören:
„Nett von euch, dass ihr die Überwachungskamera nicht zerstört habt und ich euch beobachten durfte. Ich bin wirklich überrascht, dass du uns gefunden hast, Niklas. Oder habe ich das Martin zu verdanken? Egal, denn nutzen wird euch euer Auftauchen hier nichts, denn natürlich habe ich für diesen unwahrscheinlichen Fall vorgesorgt. Lyonel habt ihr zwar gerettet, aber glaubt nicht, dass euch das auch mit Sarah und Rachel gelingen wird.“
Als Elviras Stimme verstummte, sahen die Männer sich zwei Sekunden lang geschockt an, doch dann rannte Niklas los.
„Wir ... kommen zurück ... und helfen ... dir, sobald ... die Frauen ... in Sicherheit sind“, versicherte Lyonel Franz, bevor auch er, gestützt von Martin, das Gefängnis verließ.
Franz starrte auf die nun wieder geschlossene Eisentür und fragte sich, ob Lyonel die Wahrheit gesagt hatte. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus und der stärker werdende Schmerz in seinem Körper verstärkte seine Angst, dass er hilflos hier zurückbleiben würde. Franz wandte seinen Kopf und blickte zum Skalpell, das in der Zelle auf dem Boden lag - und erschauerte. Er hatte nicht den Mut, sich die Silberkugeln selbst herauszuschneiden.
Niklas stürmte so schnell er konnte durch den Stollen nach draußen, um Lyonels Wagen zu holen. Panik breitete sich in ihm aus, denn ohne dass er etwas dagegen unternehmen konnte, tauchten grausame Bilder vor seinem geistigen Auge auf. Bilder von Sarah und seiner Mutter. Er hörte ihre Schreie, sah ihre zerstümmelten und zerrissenen Leiber. Im Laufen schüttelte er seinen Kopf, um diese furchtbaren Visionen zu vertreiben, doch es wollte ihm nicht gelingen.
Als Niklas im Van saß, wäre er am liebsten sofort zu dem Zoogebäude gefahren, allerdings war ihm klar, dass er alleine nicht gegen Elvira ankommen würde. Also fuhr er den Van rückwärts an das Haus und hielt dicht an der Eingangstür. Er sprang aus dem Wagen und öffnete die Hecktür, damit Lyonel einsteigen konnte, ohne sich zu lange der Sonne aussetzen zu müssen. Danach schlug er mit seiner Faust gegen die Haustür und rief:
„Nun kommt endlich!“
Gleich darauf lief er zu den Büschen in der Nähe der Falltür, um den Töter zu holen, den er dort versteckt hatte.
Erst als er den Van wieder erreichte, kamen auch Martin und Lyonel aus dem Haus. Niklas legte den Töter auf einen Sitz im hinteren Teil des Wagens und stutzte, als er seinen Blick auf den Vampir richtete. Dieser wischte sich gerade mit dem Handrücken Blut von seinem Kinn und sah wie das blühende Leben aus - zumindest im Vergleich zu seinem Zustand vor ein paar Minuten.
„Was?“, fragte der Vampir gespielt überrascht, als er Niklas’ Blick bemerkte, und zeigte mit seinem Daumen auf das Haus hinter sich. „Die beiden Männer da drin waren so nett, sich als
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