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Von Zweibeinern und Vierbeinern

Von Zweibeinern und Vierbeinern

Titel: Von Zweibeinern und Vierbeinern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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Sie her.«
    Clem setzte sich seine Nickelbrille auf die Nase und las sich die Police sorgfältig durch, während Dick ihm über die Schulter sah. Ich hörte, wie sie miteinander murmelten.
    »Zwanzig Pfund in der Woche... eine Menge Geld... nicht schlecht.«
    Zwanzig Pfund war eine hübsche Summe damals, als der durchschnittliche Wochenlohn für einen qualifizierten Veterinär-Assistenten etwa zehn Pfund betrug.
    Schließlich blickte Clem hoch. »Ich denke, damit könnten wir es mal versuchen. Zwanzig Pfund in der Woche kämen uns recht gelegen.«
    »Wunderbar, wunderbar.« George zog einen silbernen Stift hervor. »Unterschreiben Sie hier, beide. Und ich danke Ihnen.«
    Einen Augenblick schwieg er. Dann: »Und dann ist da ja auch noch der junge Herbert, der für Sie arbeitet.«
    »Ja, er ist auf dem Feld«, sagte Dick. »Was ist mit ihm?«
    »Nun, Sie sollten ihn auch versichern.«
    »Aber er ist doch noch ein Junge.«
    »Okay.« George breitete die Hände aus. »Für ihn ist es billiger. Fünf Pfund im Jahr – sonst dieselben Bedingungen.«
    Der Widerstand der Brüder schien gebrochen. »Gut, ich denke, das könnten wir tun. Wir versichern ihn auch.«
    George ging fröhlich pfeifend zu seinem Wagen hinaus, und wir machten weiter mit dem Test.
    Etwa drei Wochen später traf ich Clem auf dem Marktplatz in Darrowby. Er schlenderte umher, betrachtete Schaufenster, trug einen hübschen dunklen Anzug – offensichtlich nicht sein Arbeitszeug. Es war später Nachmittag – normalerweise brachte er um diese Zeit seine Kühe zum Melken herein. Was machte er in der Stadt? Er drehte sich zu mir um und ich sah, daß er den Arm in der Schlinge trug.
    »Was, um Himmels willen, haben Sie sich getan, Clem?« fragte ich.
    Er sah auf seinen dicken weißen Verband hinunter. »Ich habe mir den Arm gebrochen. Bin im Kuhstall ausgerutscht. Und Sie werden es nicht glauben«, seine Augen weiteten sich, »es war nur drei Tage, nachdem wir die Versicherung unterschrieben haben. Ich bekomme zwanzig Pfund in der Woche, und der Doktor meint, es dauert noch neun Wochen, bis ich wieder arbeiten kann. Über zweihundert Scheine! Gut, was?«
    »Was für ein Glück, daß Sie George Forsyths Rat befolgt haben. Aber Sie müssen eine Aushilfskraft bezahlen, nicht?«
    »Nein, wir schaffen es allein.« Er ging kichernd weiter.
    Als ich zur Hudson-Farm mußte, um eine Kuh zu »säubern«, hatte Clem keinerlei Beschwerden mehr. Er brachte mir einen Eimer heißes Wasser, und ich seifte mir gerade die Arme, als Dick hereinkam. Ich sollte besser sagen: hereingehinkt kam, denn er ging auf Krücken.
    Ich starrte ihn an. Ein unheimliches Gefühl beschlich mich. Ich dachte, wie wunderlich die Wege des Schicksals manchmal waren. »Bein gebrochen?«
    »Ja«, antwortete Dick lakonisch. »Weiß auch nicht, wie es passiert ist. Ich wollte eins von den Mutterschafen oben auf der Weide einfangen und bin in ein Kaninchenloch geraten.«
    »Dann sind Sie erst mal eine Zeitlang arbeitsunfähig, nicht?«
    »Ja. Der Gips soll vierzehn Wochen drumbleiben. Verdammt ärgerlich, aber diese zwanzig Pfund machen es ein bißchen hübscher. Gut, daß wir das Papier unterschrieben haben.«
    Ich sah ihn erst wieder, als er an einem Markttag in die Praxis kam, um eine Rechnung zu bezahlen. Der Gipsverband war ab, aber er hinkte immer noch leicht.
    »Was macht das Bein, Dick?« fragte ich, während ich etwas in das Eintragungsbuch schrieb.
    Er verzog das Gesicht. »Mittelmäßig. Schmerzt manchmal wie verrückt, aber es wird schon wieder werden.«
    »Ah ja.« Ich gab ihm die quittierte Rechnung. »Sie werden es etwas langsamer angehen lassen müssen, solange Sie noch nicht wieder ganz in Ordnung sind.«
    »Das kann ich nicht«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Wir sind knapp an Leuten. Herbert hat einen Unfall gehabt.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, er hat sich die Heugabel in den Fuß gestoßen und hat eine Blutvergiftung bekommen. Ihm reicht es. Aber der Doktor sagt, es wird lange dauern, bis er wieder rumlaufen kann.«
    Tatsächlich dauerte es zehn Wochen, bis Herbert wieder arbeiten konnte, wie Clem mir bei einem Bier anvertraute, als ich ihn eines Abends in einer Schenke traf. Die zweihundert Pfund, die sie von der Versicherungsgesellschaft kassiert hatten, waren ihnen ein Trost gewesen.
    »Eine erstaunliche Sache«, sagte ich. »Diesen George Forsyth muß der Himmel an dem Morgen damals geschickt haben. Seine Gesellschaft ist eine enorme Hilfe für Sie gewesen.«
    Clem zeigte keine

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