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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Lip­pen der Bi­blio­the­ka­rin, als sie fort­fuhr: "Es lohnt sich nicht, den Dreck zu le­sen, es sind al­les Lü­gen. Neid, spricht Ei­fer­sucht, Hab­gier, Geiz, und so wei­ter, sie ken­nen das doch, die Tod­sün­den, all das führt früher oder später zu Mord. Ein­mal mor­det die Ob­rig­keit, dann mor­det die Un­ter­schicht, es ist das al­les ein Re­sul­tat von Gott­lo­sig­keit, und die De­tails, wie es dazu kam, sind doch be­lang­los. Meist sind bei­de schuld, Mör­der und Er­mor­de­ter, in der über­wie­gen­den Mehr­zahl der Fäl­le. Und jene, die am Rand ste­hen und selbst nicht mor­den, sind auch nicht bes­ser. Es kommt doch dar­auf an, ob man et­was will oder nicht will. Ob man weiß, was man will, oder es nicht weiß. Und ei­ner, der weiß, was er will, der wird zum Mör­der. Es ist ein zwangs­läu­fi­ger Vor­gang. Und am Schlimms­ten sind ja nicht die Mör­der aus Be­rech­nung oder Lei­den­schaft oder Gier, son­dern die Idio­ten, die den Zug der zum Tode Ver­ur­teil­ten be­glei­ten und schrei­en vor Wut dar­über, daß ih­nen selbst der Mut zu ähn­li­chen Ta­ten fehlt. Das sind die Schlimms­ten. Die Men­ge, die den Zug da­mals be­glei­tet hat, hat fol­ge­rich­tig dann auch das Haus, in das die Hexe ent­schlüpf­te, nie­der­ge­brannt und da­bei ein un­schul­di­ges Mäd­chen ge­tötet. Das sagt ei­ni­ges über den Blut­durst der Men­ge vor die­sen Hin­rich­tun­gen. Sie kom­men au­ßer Kon­trol­le, weil sie im An­ge­sicht der Täter er­ken­nen, was selbst in ih­nen steckt. Da küm­mert sie nicht Be­sitz und nicht Recht und Ord­nung. Was hat­te zum Bei­spiel der Haus­be­sit­zer ver­bro­chen, des­sen Hab und Gut man anzün­de­te? Man woll­te, wie es nach­her hieß, die Hexe aus­räu­chern, und so mußte das Haus dar­an glau­ben, und die Nach­bar­häu­ser, bis die Feu­er­wehr den Brand ge­löscht hat­te. So sind die Men­schen.“
    „ Es muß et­was ge­ben, das sich die­ser Maß­lo­sig­keit ent­ge­gens­tellt“, sag­te Hol­mes, „zum Bei­spiel ein Bi­ber.“
    Sie zwin­ker­te mit den Au­gen, ir­ri­tiert, als hät­te er einen Af­front be­gan­gen. Dann wur­de sie bleich.
    „ Es tut mir leid, wenn ich Tie­re er­wäh­ne“, mein­te Hol­mes, „viel­leicht hät­te ich lie­ber von Schwä­nen spre­chen sol­len.“
    Da spuck­te die Bi­blio­the­ka­rin aus, ge­ra­de­wegs zwi­schen un­se­ren Köp­fen durch, und ver­fehl­te uns da­bei nur knapp. Einen Hauch tu­ber­ku­lö­ser Feuch­tig­keit konn­te ich da­bei noch durch­zie­hen spüren.
    „ Las­sen Sie mich mit sol­chen Al­bern­hei­ten in Ruhe“, kräch­zte sie un­wirsch, und ver­ließ, so schnell es ihre al­ten Kno­chen zulie­ßen, den Raum, ver­gaß da­bei aber nicht, die Türe zuzu­knal­len.
     
    Als wir wie­der auf der Straße gin­gen, frag­te ich Hol­mes, was er mit sei­nen An­spie­lun­gen ge­meint und was er da­mit bezweckt hat­te.
    „ Das wird sich zei­gen, lie­ber Wat­son. Ich über­prüf­te ei­gent­lich nur die Stel­lung die­ser Wör­ter im Kon­text der Rose. Sie wer­den sich er­in­nern, daß wir ges­tern vor dem Bi­bra-Haus stan­den, das die Ab­bil­dung ei­nes Bi­bers zeig­te.“
    „ Und das Schwa­nen­haus lag am an­de­ren Ende des Ro­sen­ha­kens“, warf ich ein, um ihm zu be­wei­sen, daß ich mit­dach­te.
    „ So ist es. Es scheint mir un­zwei­fel­haft, daß die alte Dame vom glei­chen Dä­mon ge­packt ist, der auch un­se­rem Gast­ge­ber zu­setzt. Es ist, na­tur­wis­sen­schaft­lich for­mu­liert, eine In­fek­ti­on, die Tu­ber­ku­lo­se. Das fie­bri­ge Glän­zen ih­rer Au­gen, ha­ben Sie es be­merkt, Wat­son?“
    „ Na­tür­lich. Ein be­dau­er­li­cher Fall. Auch hier scheint ein Ver­sa­gen der Sa­ni­täts­be­hör­den vor­zu­lie­gen, Hol­mes, die Dame ge­hört in die Lun­gen­heil­an­stalt, in Iso­la­ti­on.“

„ Ja, es wäre wahr­schein­lich bes­ser, sie aus dem Ver­kehr zu zie­hen. Aber phäno­me­no­lo­gisch ge­se­hen, Wat­son, wäre es bes­ser, das Trei­ben des Dä­mons aus nächs­ter Nähe zu be­trach­ten. Man kann ihn of­fen­bar pro­vo­zie­ren, in­dem man die Wör­ter Bi­ber oder Schwan ver­wen­det."
    "Nun, Bi­ber, Hol­mes ..."
    "Ja?"
    Ich wur­de ver­le­gen. "Das könn­te auch als An­spie­lung miß­ver­stan­den

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