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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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wich­tigs­ten Ja­kobs­we­ge führ­te, der Ku­ni­gun­den­weg, ein hei­li­ger Pfad, der seit Ur­zei­ten zwi­schen den Be­sied­lun­gen an­ge­legt wur­de und von ih­nen un­be­rührt nach Wes­ten führt zum so­ge­nann­ten Ku­ni­gun­dens­tein, der nur eine Ta­ges­rei­se von Ro­then­burg ob der Tau­ber liegt“.
    „ Und der Be­sit­zer die­ses Pa­lais muß ei­ner ge­we­sen sein, der in San­tia­go di Com­pos­te­la war, von dort nach Ver­ge­bung sei­ner Sün­den hier­her zu­rück­kehr­te und die­sen Prunk­pa­last er­rich­te­te. Viel­leicht war es ein He­xer?“
    „ Oder ei­ner sei­ner Vor­fah­ren“, gab Hol­mes zu be­den­ken, „das Haus ist höchs­tens zwei­hun­dert Jah­re alt.“
    Hol­mes wand­te sich um, um zum Ro­sen­haus zu­rück­zu­keh­ren, denn es gab kei­ne wei­te­ren sym­bo­li­schen Haus­be­zeich­nun­gen in die­ser Straße. Kaum wa­ren wir durch die Lug­bank ge­schrit­ten, wand­ten wir uns nach rechts zum Pfahl­plätz­chen hin. Dort war ein wei­te­res Pa­lais zu be­stau­nen. Hol­mes hol­te zu der Ge­le­gen­heit eine Post­kar­te aus der Ta­sche, auf der eine Li­tho­gra­phie des so­ge­nann­ten Bam­ber­ger Rei­ters aus dem Dom zu se­hen war, vor dem sich noch vor we­ni­gen Stun­den un­ser Gast­ge­ber blu­tend auf dem Bo­den ge­wun­den hat­te.
    „ Was fällt Ih­nen dar­an auf, Wat­son?“ frag­te er mich.
    Ich starr­te eine Wei­le auf das Blatt, das eine na­tur­ge­treue Ab­bil­dung des Rei­ters zeig­te, die ich vor we­ni­gen Stun­den schon im Ori­gi­nal ge­mus­tert hat­te. Mir fiel ab­ge­se­hen da­von, daß es ein ein­drucks­vol­les bild­haue­ri­sches Werk war, nichts wei­ter auf.
    „ Schau­en Sie sich den Sockel des Rei­ters an.“
    Jetzt sah ich, was er mein­te. Rechts un­ter der Sta­tue gab es einen vier­ecki­gen sockel­ar­ti­gen Ab­schnitt in Ge­stalt ei­nes Pflan­zen­haup­tes, ein Dä­mon, der nach rechts un­ten starr­te. Was soll­te so et­was in ei­nem Got­tes­haus? frag­te ich mich un­will­kür­lich. Und nun, als ich auf das Bür­ger­haus am Pfahl­plätz­chen schau­te, fiel es mir wie Schup­pen von den Au­gen. Die­ser Dä­mon exis­tier­te als Ver­zie­rung auch auf die­ser Ba­rock­fassa­de! Ein recht ge­treu­es Ab­bild war ganz links in hal­ber Höhe zu er­ken­nen. Nach rechts fort­schrei­tend ver­lor die­ses Ant­litz im­mer mehr sei­ne wald­schrat­ar­ti­gen Züge und wur­de zu ei­nem jun­gen Edel­mann. In­ter­essant dar­an war der Über­gang, der in der Mit­te den Ein­druck ei­nes zwi­schen Pflan­ze und Mensch chan­gie­ren­den We­sens schuf, das wie ein Löwe aus­sah.
    „ Das ist al­ler­dings ver­blüf­fend“, stam­mel­te ich.
    „ Sie mer­ken, Wat­son, in die­ser frän­ki­schen Stadt, die zu den äl­tes­ten und wich­tigs­ten Städ­ten des deut­schen Reichs zählt, herrscht ein Plan, ein Grund­riss, der schon heu­te Nach­mit­tag evi­dent war, als wir vom Turm des Doms in die Land­schaft blick­ten“, sag­te Hol­mes, „Es liegt an uns, die­sen Plan und vor al­lem sei­nen Sinn, zu verste­hen. Eine In­ter­pre­ta­ti­on wäre fol­gen­de. Sie fin­den hier am Pfahl­plätz­chen den Ge­gen­satz zur Ka­ro­li­nen­stras­se. Man könn­te ihn den männ­li­chen An­teil nen­nen. Der Löwe wür­de dann die Man­nes­kraft ver­sinn­bild­li­chen, eben­so wie der wil­de Mensch, der die Vor­stu­fe des zi­vi­li­sier­ten Men­schen wäre. Und wie nennt man doch gleich mal die Kraft, die aus ei­nem al­pen­län­di­schen Wur­zel­sepp einen eng­li­schen Gent­le­man macht, Wat­son?“
    „ Frau­en“, sag­te ich nie­der­ge­drückt.
    „ So ist es. Ohne Frau­en sind wir Af­fen. Und nun be­ach­ten Sie das En­sem­ble: In der Mit­te sitzt die Rose. Sie ist der Na­bel des Gan­zen, der Na­bel der ir­di­schen Welt. Und ken­nen Sie den geist­li­chen Na­bel?“
    Ich schüt­tel­te den Kopf.
    „ Je­ru­sa­lem. Er­in­nern Sie sich an die Wor­te Pro­fes­sor Becks­teins. Er sprach von ei­nem Kir­chen­kreuz. Wir ha­ben hier einen Ro­sen­ha­ken ge­fun­den, der aus drei auf­ein­an­der­sto­ßen­den Straßen bes­teht. Auch das mag Zu­fall sein, oder ein Zei­chen. In­ter­essant bleibt aber, daß der Mord vom Vor­jahr in der Mit­te die­ses Ha­kens ge­sch­ah.“
    Das mußte ich

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