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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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La­tei­nisch ab­ge­fasst und in ei­ner Schrift, die für mich klar un­le­ser­lich war, Frau Quen­ge­lein aber, die hell­äu­gi­ge Bi­blio­the­ka­rin, las sie mühe­los vor: „Am 11. Tag des Mo­nats, den man den Ne­be­lung nennt, ge­riet der Zug der ver­ur­teil­ten Ket­zer in der Lug­bank in einen Hin­ter­halt, der von An­hän­gern des Os­wal­dus We­ber ge­legt wor­den war. Die­sem ge­lang es, sei­ne Fes­seln ab­zu­strei­fen, doch er wur­de im Ge­men­ge ge­tötet. Ei­ner Ge­fan­ge­nen aber ge­lang es, durch ein Tor zu ent­wei­chen und den Hä­schern zu ent­wi­schen. Die üb­ri­gen Ver­ur­teil­ten wur­den ein­ge­fan­gen und im ge­ord­ne­ten Zug zum Richt­platz ge­bracht, wo sie ihr Ge­schick fromm und im Ein­klang mit Gott an­nah­men. Ge­schrie­ben im Jah­re des Her­ren 1541.“
    „ Um wel­che Per­son es sich hier han­del­te, ist das nicht wei­ter er­wähnt?“ frag­te Hol­mes.
    Ein ver­ächt­li­ches La­chen um­spiel­te die Lip­pen der Bi­blio­the­ka­rin: „An­ge­sichts der Epo­che ist es un­wahr­schein­lich, das man den Na­men ei­ner Frau be­son­ders ver­merkt hät­te“, mein­te sie, „es sei denn, es hät­te sich um eine Hei­li­ge ge­han­delt. Aber was ist das: hei­lig?“ Mit die­sen Wor­ten spuck­te sie aus – in einen Spuck­napf, der wie ich nun erst be­merk­te, zu die­sem Zweck auf ih­rem Tisch stand und in dem grün­li­che Schlie­ren in farb­lo­ser schau­mi­ger Flüs­sig­keit schwam­men. Nun wuss­te ich auch, warum sie zwi­schen­durch zün­gel­te: Es war ihre An­ge­wohn­heit, Aus­wurf zu sam­meln. Wel­cher Aus­wurf das war? Er konn­te harm­los sein, aber schon der un­an­ge­neh­me Ge­ruch wirk­te als An­deu­tung dar­auf, daß auch sie vom Gift der Tu­ber­ku­lo­se be­fal­len sein konn­te. Auch der fie­bri­ge Blick ih­rer Au­gen schi­en ein Hin­weis dar­auf. Hol­mes schi­en die Ähn­lich­keit zwi­schen der Be­find­lich­keit die­ser äl­te­ren Dame und je­ner un­se­res Gast­ge­bers eben­falls be­merkt zu ha­ben, denn er sprach mit ihr äu­ßerst rück­sichts­voll wie mit ei­nem bös­ar­ti­gen Kind.
    Während ich Frau Quen­ge­lein bei ih­rem Tun be­trach­te­te, sprang mir ein Fleck auf ih­rer Wan­ge ins Auge. Es war ein Ge­kräu­sel von Adern, ein Blut­schwamm, wie man das ger­ne nennt. Es schi­en mir aber fast, daß es sich hier um eine rote Täto­wie­rung han­del­te, so klar und in den Um­ris­sen form­schön schi­en es sich um eine Rose zu han­deln, die die Na­tur ge­zeich­net hat­te, und das in Form ei­nes Tu­mors. Ich stieß Hol­mes an, um ihn auf mei­ne Ent­deckung hin­zu­wei­sen, doch er nick­te nur und frag­te statt­des­sen: „Wäre es mög­lich, gnä­di­ge Frau, daß die­se Ver­ur­teil­te mit je­nem Os­wal­dus We­ber in Ver­bin­dung stand? Wer war die­ser Mann ei­gent­lich?“
    „ Der Stadt­käm­me­rer. Man hat ihm He­xe­rei vor­ge­wor­fen, und un­ter pein­li­cher Be­fra­gung hat er auch ge­stan­den, aber das hat da­mals je­der. Wir kön­nen heu­te nicht mehr sa­gen, warum er als He­xer ver­folgt wur­de. Viel­leicht war er Ok­kul­tist, oder Hei­ler. Viel­leicht war er ein Ehe­bre­cher, oder woll­te sei­ne Schul­den nicht be­zah­len. Wis­sen Sie, das kam schon vor, daß ei­ner auf ei­nem Hau­fen Geld hock­te und man konn­te ihn nur da­durch, daß man ihn als He­xer hin­rich­te­te, zur Be­glei­chung sei­ner Rech­nun­gen zwin­gen, näm­lich aus der Erb­mas­se her­aus.“
    Wie­der spuck­te sie aus. Die Rose auf ih­rer Wan­ge zuck­te da­bei. War das nun ein Zei­chen oder Zu­fall? War das eine Krank­heit oder soll­te uns die­ser Blut­schwamm et­was sa­gen? Ich hat­te das un­an­ge­neh­me Ge­fühl, den Ver­stand zu ver­lie­ren.
    „ Aber es müss­te doch eine Akte ge­ben, in der die ent­sprun­ge­ne Hexe er­wähnt wird“, warf Hol­mes da­zwi­schen.
    „ Es gab drei He­xen. Al­len wur­de Wet­ter­ma­che­rei vor­ge­wor­fen. In dem Som­mer hat­te Ha­gel die Ern­te zer­stört. Eine da­von wird sie ge­we­sen sein. Sie hat­ten christ­li­che Na­men wie Ma­ria, Anna und An­ne­ma­rie. Wie sie wirk­lich hie­ßen, hat kei­ner fest­ge­hal­ten. Wis­sen Sie, das wa­ren al­les Schein­an­kla­gen." Ein ver­ächt­li­ches Lächeln um­spiel­te die

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