Voodoo Holmes Romane (German Edition)
widerwillig zugeben. Holmes schien sich ohne Zweifel auf einer Spur zu befinden, doch die Zusammenhänge mit dem Kriminalfall zeichneten sich erst in Umrissen ab. Wir sahen uns weiter auf dem Platz um und fanden an seinem anderen Ende zwei weitere Symbole. Es gab hier ein Haus mit einem Ring und ein Haus mit einem Schwan, die man auf der Fassade in Stuckausführung eingebracht hatte.
„ Interessantes Ensemble“, sagte Holmes, „wir haben aus Vogelperspektive hier gewissermaßen einen Vierklang am Ende eines spiegelverkehrten Zs: Schwan, Ring auf dieser Seite, und Biber und Muschel auf der anderen. Genau in der Mitte findet sich die Rose. Hat etwas von einem Riegel, das Ganze.“
„ Und was, wenn überhaupt, hätte all das mit unserem Mord zu tun?“
„ Darauf eine Antwort zu geben, wäre verfrüht“, meinte Holmes, „aber wir haben die Antwort auf eine andere Frage erhalten: Ist die Rose ein isoliertes Symbol, oder nicht? Die Antwort ist eindeutig: Die Rose bildet die Mitte eines spiegelverkehrten Z oder N, an dessen Enden jeweils zwei weitere Symbole stehen, und sie bildet die Mitte einer Straße, die mit Hexenzügen in Verbindung gebracht wird. Die Rose in der Hand einer Toten mag damit zusammenhängen, ebenso die beiden Symbole, die in ihre Haut tätowiert waren, eine Schlange, und eine Mondsichel, die beide zusammen einen Ring ergeben. Verstehen Sie? Und wenn Sie nun berücksichtigen, wie die Tätowierungen am Körper der Toten angebracht waren, kann man, wenn man das Herz als Mittelpunkt nimmt, auch sehen, daß Herz, Schlange und Mondsichel bei der Toten ein N oder spiegelverkehrtes Z bilden. Die beiden Symbole waren vielleicht ein Abwehrzauber, aber es sind weibliche Symbole, mit denen man womöglich Männer und Männergesellschaften abschrecken kann, nicht aber Frauen. Der Biber, die Muschel, der Ring und der Schwan, nun, das sind ganz andere Symbole. Das sind Männersymbole, Watson.“
Beschämt über den Großmut meines Freundes trottete ich neben ihn her durch die nachtstillen Straßen. Es war zu spät, uns nun noch eine andere Unterkunft zu suchen, weshalb wir beschlossen, unser gestriges Quartier im Hause Beckstein zu benutzen. Der Nebel hatte sich so sehr verdichtet, daß wir uns einmal verliefen. Ich war froh, als ich mich im Haus in der Rosengasse in die Decke hüllen konnte und schlief dann auch rasch ein.
Der geheimnisvolle Grundriss
Am folgenden Morgen - ich hatte tief und traumos geschlafen - verließen das Haus nach kurzer Rücksprache mit der Hauswirtin des Professors, die auf die Klingel hin herbeieilte. Sie wusste nichts über das Wohlergehen des Professors, nur, daß er noch nicht nach Hause zurückgekehrt war. Wir genossen in der Innenstadt ein zünftiges Weißwurstessen mit Brezeln und Bier. Danach fanden wir uns in der ehrwürdigen Universität im Angesicht einer buckligen, mageren Person ein, deren Gesicht aufgrund seiner Faltigkeit und Fleckigkeit etwas von einer Eidechse hatte, wozu auch die zwischendurch vor- und zurückschnellende Zunge passte. Darüber hinausgehend handelte es sich um eine durchaus ansehnliche, gebildete Dame höheren Alters namens Quengelein, die uns auf Veranlassung Professor Becksteins als Bibliothekarin und Stadtarchivarin bei unserer Suche behilflich sein sollte. Minuten, nachdem wir mit der Frage nach der Lugbank an sie herangetreten waren und sie mit der Jahreszahl 1541 konfrontiert hatten, legte sie uns eine alte kirchliche Schrift vor, in der auf die Ereignisse des Jahres 1541 Bezug genommen wurde. Nach kurzem Blättern hatte Frau Quengelein in den vergilbten, an den Rändern wie verkohlt wirkenden Blättern die passende Stelle gefunden. Sie war auf
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