Voodoo Holmes Romane (German Edition)
werden."
"Aber Schwan? Nein, nein. All das scheint mit der Rose in Opposition zu stehen, die sich ja phänomenologisch gewissermaßen auch auf die Wangen der Dame gemalt hat. Putzig, das Ganze.“
Mit diese Worten verfiel Holmes in ein tiefes Grübeln.
Gefährliche Episode
Nachmittags saßen wir in der trüben Stille der Wohnung des Professors. Holmes hatte es sich in einem Sessel am Kamin bequem gemacht. Er schien wenig zur Konversation aufgelegt und rauchte eine Zigarre nach der anderen, wodurch die Luft in der Bude zwischendurch zum Schneiden war, wenn ich nicht immer wieder einmal gelüftet hätte. Ich schaute auf die Uhr. Sie hatte sich in meiner Hosentasche schlafen gelegt und selbst als ich sie hervorholte, lag sie da mit schlaffen Zeigern, die sich partout nicht mehr bewegen wollten. Manchmal rumpelte es dann doch in der Wanduhr, und tickte fade. Mir war so langweilig, daß ich auf meinen Fingernägeln zu kauen begonnen hatte.
Wir waren der Lösung des Falls um keinen Deut näher gekommen, was mich ärgerte und schließlich zu hektischer Betriebsamkeit veranlasste. „Ich weiß, Holmes“, drang ich in ihn, „betreffend den Mordfall. Es ist seither ein Jahr vergangen, und die Spuren sind längst verwischt, aber es lohnt doch, weitere Nachforschungen anzustellen. Wie wäre es mit Zeugenbefragungen? Es muß doch Zeugen gegeben haben. Vielleicht hat jemand die Tatwaffe gefunden, oder die Tat beobachtet, und hatte Furcht, sich bei den Behörden zu melden. In der Zwischenzeit aber wird das Gewissen in ihnen gearbeitet haben. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich bin der Ansicht, dass nun ein bißchen Laufarbeit nötig wäre. Wenn Sie es also gestatten, werde ich in die Lugbank gehen und einmal ein bisschen herumfragen. Es kann doch nicht sein, daß dort nur Lügner wohnen.“
Holmes zog seine Uhr aus der Tasche. „Es ist jetzt halb drei. Bis zum Dinner können Sie zurück sein“, sagte er. „Punkt sechs Uhr. Einverstanden?“
Ich beeilte mich, über den Grünen Markt in die Richtung des Brückenrathauses zu gelangen, durch dessen Tor man in den jenseitigen Stadtteil trat, im dem sich die Lugbank befand. Zu dieser Tageszeit schien er bereits geisterhaft ausgestorben. Ich wollte mich nicht entmutigen lassen und klingelte hintereinander an allen Hauseingängen und wartete, aber es reagierte niemand darauf. Dann begann ich, an einzelne Türen zu klopfen, vor allem dort, wo in der Gasse Lichter brannten. Es war ein sehr dunkler Novembernachmittag, und wer zu dieser Zeit Lichter anzündete, las oder arbeitete konzentriert, mußte also hellwach sein. Geöffnet wurde mir aber, egal wie lange und in welchem Rhythmus ich an der Tür läutete oder an das Holz hämmerte, von keinem. Ich überlegte mir, was wohl wäre, wenn einem in dieser Gasse etwas passierte. Auf Hilfe konnte man nicht rechnen. Vielleicht hatte das alles aber mit dem Rosenhaus zu tun, dessen rosiger Schein sich nun im Dunkel blutig verfärbte. Dieses Rosenhaus war wie ein Magnet, stieß ab oder zog an, übte jedenfalls eine Kraft aus, schien mir bis in die Rippen zu greifen. Gegenüber vom Rosenhaus drückte ich mich an die Wand und merkte dabei, daß dieser Magnetismus mich fast auf das Pflaster streckte. Um ihm nicht weiter nachzugeben, torkelte ich zur Seite hin und sah hinter einer Scheibe Licht. Es war ein Gemüseladen, den ich aus unerfindlichen Gründen bislang übersehen hatte. Nun lockte mich mit einem Mal ein freundlicher Laden, in dem ganz viele Gemüsesorten, auffallend viele davon in roter Farbe, lagen. Ohne mir über diese Tatsache besondere Gedanken zu machen, trat ich ein. Eine Schelle klang auf, und es bewegte sich etwas zwischen den Rabatten. Die
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