Voodoo Holmes Romane (German Edition)
Bei uns hätte das aber womöglich Tage gedauert, und wir wären dabei vielleicht auch ertrunken. Und doch war das Aufstauen von Wasser gerade die Technik, für die der Biber berühmt ist, zu seinem Nutzen Dämme zu bauen. Unter diesen Gedanken harrte ich fiebernd der Hilfe meines Freundes und zuckte zusammen, als ich wieder einen schwarzen Blitz herabfahren spürte. Es war die lange Lanze mit dem Widerhaken. Diesmal aber wurde sie nicht dazu eingesetzt, einen Gefangenen zu durchbohren, sondern man konnte sich mit dem Schuh darauf stellen und an die Lanze klammern und sich so in die Höhe ziehen lassen. Allerdings gelang das meinem Freund weit weniger gut als dem mächtigen Schlächter, der sich Professor Beckstein geholt hatte. Es dauerte ganz schön lange, bis er mich auf Höhe der Öffnung gebracht hatte, und ich merkte, dass er schweißgebadet und am Ende seiner Kräfte war, als ich es dann endlich geschafft hatte. "Jetzt weiß ich, warum man von Ihnen so despektierlich sprach, Watson", sagte er dann, während ich über dem Keuchenden hockte. Er hatte die Augen geschlossen und konnte kaum atmen, aber soweit konnte er sich noch vergessen, über mein Körpergewicht zu spotten. Aber ich war ihm nicht böse, sondern in mir war es so hell und euphorisch, dass ich ihn stumm umarmte.
Kurz darauf war es Zeit, unsere Flucht fortzusetzen. Holmes und ich hatte längst die panischen Schwäne befreit, die schreiend und flatternd die öde Kammer, in der wir uns nun befanden, mit Federn und Blut verschmierten, wobei mir die Aufgabe zufiel, ihre um sich hackenden Köpfe zu ergreifen, während er die Fesseln wieder löste. Sobald das erste der Tiere freikam, strebte es hoch zum einzigen Fenster, durch das Licht hereinströmte. Es war mit Butzenscheiben verkleidet und nicht durchsichtig, aber das Tier war so sehr außer sich, dass es mit einem Knall die Scheibe sprengte und damit dem Gemach entfloh. So ging es dann auch mit allen anderen Schwänen, und mir kam sogleich der Gedanke, was all das für die Außenwelt bedeuten mochte. Die Notschreie der Tiere waren so durchdringend, dass man annehmen konnte, dass sie mehrere Wände durchdringen konnten. Und nun würde man sehen, dass blutverschmierte Tiere einer Kammer entflohen, als würden sie von einer Explosion in die Höhe geworfen. Wie lange würde es dauern, bis unsere Gefängniswärter auf all das aufmerksam wurden? Holmes ging zuerst an die Tür. Es war eine schwere Holztür, die mit einem Riegel verschlossen war. Er lauschte, schüttelte dann den Kopf und gab mir ein Zeichen. Ich ich stellte mich unter das Fenster und verschränkte die Hände. Er war mit zwei Tritten oben und stand auf meinen Schultern. Ich spürte das Gewicht nachlassen und blickte hoch. Er hatte sich in die Fensteröffnung gekrümmt, brach mit dem Ellenbogen die Reste des Fensterrahmens und Glasscherben aus und verschwand schließlich ganz. Ich trat zurück und konnte ihn trotzdem nicht mehr erblicken. Kurz darauf erschien sein Umriss wieder im Fenster und er rief: "Treten Sie wieder an die Wand, Watson, ich komme herab."
Kurze Zeit später war er wieder in dem schmucklosen Raum, dessen Boden in der Mitte ein rundes Loch hatte. "Und?" fragte ich.
"Man gelangt durch dieses Fenster in einen Garten. Er liegt zweimannshoch tiefer, ist aber mit Hecken bewachsen und die Erde scheint weich zu sein, wenn auch anzunehmen ist, dass sie gefroren ist. Der Garten wird von einer hohen Mauer umkränzt, die oben mit Glasscherben und Dornen bewehrt ist, wie bei einem Gefängnis. Dahinter fließt der Fluss, und man sieht die Türme der Stadt. Mithilfe dieser Lanze hier könnte man es schaffen, alle Hindernisse zu überwinden."
"Dann tun Sie es, Holmes, und holen Sie Hilfe", schlug ich vor.
Er schüttelte den Kopf. "Das kann ich nicht zulassen,
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