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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Und dann hör­te ich ganz nah einen Schrei, der dem ähnel­te, den Hol­mes ge­tan hat­te, und dann sah ich einen wei­ßen, lan­gen Hals, der in ei­nem ge­schnä­bel­ten Kopf en­de­te. Es war ein Schwan, der sich hier her­ein in das Ge­lass dräng­te, uns miß­trau­risch be­äug­te und dann ger­ne ent­schlüpft wäre, wenn sich nicht Hol­mes vor die Öff­nung ge­stellt hät­te, wo er längst hock­te, um den Schrei zu wie­der­ho­len. Es dau­er­te nur we­ni­ge Mi­nu­ten, und er hat­te neu­er­lich Er­folg. Der Vo­gel­ruf, den er sich ein­mal an­ge­eig­net hat­te, war dazu ge­eig­net, Schwä­ne an­zu­locken, und moch­te ein Brunft­schrei sein, denn im­mer wie­der ge­sch­ah es, dass die Schwä­ne, die hier zu uns her­ein kro­chen, auf­flat­ter­ten, und mei­nen Freund be­dräng­ten. Dann wie­der be­kämpf­ten sie sich ge­gen­sei­tig, in­dem sie in der Enge un­se­rer Kam­mer an­ein­an­der­gin­gen, wes­halb ich bald da­mit be­schäf­tigt war, zur Sei­te zu sprin­gen, oder mich selbst den An­nähe­run­gen der Tie­re aus­ge­setzt zu se­hen. All das war so wun­der­sam wie ge­fähr­lich, und ich war in der Hek­tik des Gan­zen noch gar nicht dazu ge­kom­men, dar­über nach­zu­den­ken, was Hol­mes mit der gan­zen Ak­ti­on bezweck­te, als er schon die Bei­ne der Tie­re zu­sam­men­fass­te, als woll­te er sie auf den Markt tra­gen. Es wa­ren da ins­ge­samt acht Vö­gel, de­nen er blitzschnell un­se­re Fes­seln um die Bei­ne wand, um vier Schwä­ne links und vier Schwä­ne rechts an­ein­an­der zu ket­ten. All das ging nun mit ei­ner Pa­nik ein­her, dass man den Ein­druck hat­te, der gan­ze Raum beste­he aus Flü­gel­schla­gen. Es war, als sei man in die Mit­te ei­ner Tur­bi­ne ge­ra­ten, wo­durch ich mich zu­letzt nur mehr ängst­lich auf den Bo­den kau­er­te und mein Haupt in mei­nen Ar­men barg. Da­durch ent­ging mir der An­blick mei­nes Freun­des, der an den Bei­nen der Tie­re hoch­schweb­te, hoch bis zum Rand des Ge­machs, dem Licht­ring, auf den die ge­pei­nig­ten und völ­lig ver­ängs­tig­ten Tie­re mit ei­nem Mal flat­ternd zustreb­ten. Es war all das ein Wun­der, aber auch ein Meis­ter­stück der Ge­schick­lich­keit, denn als ich nun doch hoch­blick­te, sah ich in­mit­ten der Schwin­gen, während ein Re­gen von Fe­dern auf mich her­ab­schnei­te, die Bei­ne ei­nes Bergs­tei­gers, ei­nes Klet­terers, der sich mit großem Ge­schick mal hier mal da ab­s­tieß und dann tat­säch­lich durch die Luke kam, und das in ei­ner letzten großen Kraft­an­stren­gung der Tie­re, die er da­bei los­las­sen muss­te und da­bei ab­rutsch­te, und das mit der Ge­fahr, wie­der her­ab­zu­stür­zen! Er hing ge­ra­de noch mit ei­ner Hand am Rand der Um­frie­dung, und dann mit zwei Hän­den, und turn­te dann mit der größten Ge­las­sen­heit und Aus­dau­er so lan­ge, bis er mit ei­nem Fuß Halt ge­fun­den hat­te, wo­durch er schließ­lich ein Bein aus der Kam­mer her­aus­schie­ben konn­te, der dann bald der Kör­per folg­te, und dann war er ver­schwun­den.
     
    Es war ein Wun­der, ein wah­res Wun­der. Und doch han­del­te es sich nur, wie ich ver­blüfft feststell­te, um die An­wen­dung der Zei­chen, über die wir ge­rät­selt hat­ten. Der Bi­ber und der Schwan, das wa­ren nicht nur zu­fäl­li­ge Haus­be­zeich­nun­gen, son­dern sie hat­ten einen tie­fen Sinn, wie nun of­fen­bar wur­de, denn Hol­mes war es ge­lun­gen, mit­hil­fe von Schwä­nen zu ent­flie­hen. Wie konn­te es ge­sche­hen, dass er die Schwä­ne, die er am Ka­nal in der Nähe des Ro­sen­hau­ses ge­se­hen hat­te wie ich - als Was­ser­vö­gel, als De­kor - mit an­de­ren Au­gen er­blicken und als Waf­fe ein­set­zen konn­te? Ich war er­leich­tert und in höchs­ter Auf­re­gung, und doch fiel mir auf, dass wir auch mit­hil­fe des Bi­bers aus die­sem Ge­fäng­nis ent­kom­men hät­ten kön­nen, näm­lich in­dem wir den Ab­fluss des Ge­machs mit Klei­dern ver­stopf­ten und uns im Lau­fe der Stun­den, während es mit Was­ser aus der Quel­le vollief, schwim­mend die Wand hoch­ge­ar­bei­tet hät­ten wie Frösche, die mit ih­ren Bei­nen aus Milch Rahm schla­gen und da­durch dem Ge­fäng­nis des Gla­ses, in das sie ge­fal­len sind, ents­tei­gen kön­nen.

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