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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Ach, das“, mein­te sie ab­fäl­lig. “Was möch­ten Sie dar­über wis­sen?“
    „ Nähe­res über Ihre Ab­rei­se.“
    „ Ja. So.“ Sie ver­fiel in Grü­beln. „Zu­vor wür­de ich Sie aber ger­ne noch ein­mal fra­gen“, lenk­te sie ab, „ob Sie mich und die Ge­schich­te mei­ner Ge­burt für glaub­wür­dig hal­ten. Mich in­ter­es­siert Ihre Mei­nung als Arzt.“
    „ Na gut“, sag­te ich, beug­te mich vor und kniff sie in den Ober­arm.
    Sie schrie auf: „Was soll das jetzt!?“
    „ Eine ärzt­li­che Maß­nah­me. Und das Er­geb­nis ist Fol­gen­des: So schrei­en ge­mein­hin Ba­bys, die aus ei­nem Mut­ter­leib her­vor­ge­kro­chen sind. Aber ich gebe Ih­nen ger­ne zu: Wenn Sie im­ma­te­ri­el­ler Na­tur sei­en soll­ten und sich zwar vor­über­ge­hend ma­ni­fes­tie­ren kön­nen, grund­sätz­lich aber kör­per­los, stoff­los und un­s­terb­lich über uns Men­schen schweb­ten, dann wür­de das ei­ni­ges an In­ter­pre­ta­tio­nen er­leich­tern. Mir wären dann ge­wis­se Um­stän­de Ih­rer Ab­rei­se aus Tyne er­klär­lich, und ich wür­de mich dann auch nicht mehr dar­über wun­dern, daß Sie sich heu­te Nach­mit­tag am Eif­fel­turm über­gangs­los in Luft auf­lös­ten. Ich muß Ih­nen dann aber auch ge­ste­hen, daß mich ein Phan­ta­sie­ge­bil­de, eine Il­lu­si­on, nicht aus­rei­chend in­ter­es­sie­ren wür­de, um mit ihm einen Abend zu ver­brin­gen.“
    „ Na gut, dann sage ich Ih­nen, was auf Tyne pas­sier­te. Die Kam­mer brann­te, und ich hat­te mich auf den Bal­kon zu­rück­ge­zogen, als Sie mit die­sem un­säg­li­chen Men­schen, die­sem Dä­mon Hol­mes, ein­dran­gen und von den Dämp­fen be­ne­belt hin­san­ken. Da nun der Weg ins Freie of­fen war, lief ich über ihre be­wusst­lo­sen Kör­per hin­weg und vers­teck­te mich am Gang in ei­nem Ab­s­tell­raum. Ich wuss­te, daß der Feu­er­tod mei­nes Man­nes mei­ne Lage auf Tyne un­mög­lich ma­chen wür­de und flüch­te­te, wo­bei ich nur das Nötigs­te mit mir nahm. Ich kehr­te nach Pa­ris zu­rück, denn es ist mei­ne Hei­mat­stadt ge­wor­den, und ich habe sonst kei­nen Platz auf der Welt, an den ich zu­rück­keh­ren kann. Seit­her habe ich hier ge­lebt, in ei­ner klei­nen Pen­si­on. Mehr ist nicht dran.“
    „ Das ist viel­leicht die ha­ne­büchens­te Ver­si­on ei­ner Ge­schich­te, die ich je ge­hört habe!“ rief ich aus. „Sie ver­ges­sen, Ma­da­me, daß ich bei all dem an­we­send war!“
    Sie schluck­te von mei­nen Wor­ten, wur­de blass und lehn­te sich zu­rück.
    „ Dann glau­ben Sie mir eben et­was, das Ihr Ver­stand nicht an­zu­neh­men mag: Ich leb­te mit ei­nem Gott, und die­ser Gott kam, um mich zu rau­ben.“
    „ Schon bes­ser“, sag­te ich, „aber na­tür­lich eben­so un­glaub­lich.“
    „ Und Ihr Freund Hol­mes töte­te ihn. Töte­te ihn, ohne ihn zu ken­nen. Er­mor­de­te ihn, der ge­kom­men war, um mich zu be­frei­en. Denn wenn Sie es ge­nau wis­sen wol­len, dann hass­te ich mei­nen Mann, Lord Cum­ber­ton-Shoy­le, und trach­te­te, seit­dem er mich aus Pa­ris ent­führt hat­te, stän­dig nach sei­nem Le­ben.“
    Während sie ge­spro­chen hat­te, war ihr Ge­sichts­aus­druck ver­än­dert. Ich konn­te nicht sa­gen wie, aber es war et­was in sie ge­tre­ten, das mir Un­be­ha­gen be­rei­te­te. Sie war im­mer noch so klein und zier­lich wie zu­vor, aber es war et­was in ihr, das es an­ge­ra­ten schei­nen ließ, sie nicht wei­ter zu rei­zen.
    „ Und des­halb wird das auch der Tod Ih­res Freun­des sein, Wat­son. Man spielt nicht mit den Göt­tern, vor al­lem kämpft man nicht mit ih­nen. Sie wis­sen na­tür­lich, daß ein Gott nicht ster­ben kann. Er kann sich än­dern, ja, und der Gott, der mir der liebs­te und treues­te Be­glei­ter war, ja, er ist ver­än­dert. Ver­än­dert bis zur Un­kennt­lich­keit! Ihr Hol­mes hat ihn mir ver­un­stal­tet, hat uns ent­frem­det!“
    „ Ach ja? Und ... kön­nen Sie mir sa­gen, wie?“
    Durch die­se Fra­ge schi­en die has­s­er­füll­te Frat­ze, zu der ihr lieb­li­ches Ge­sicht ge­wor­den war, in sich zu­sam­men­zu­fal­len. Sie schwieg eine Wei­le, während Trä­nen ihre Au­gen füll­ten. „Ich kann Ih­nen nicht sa­gen, wie“, mein­te sie mit ers­tick­ter Stim­me.
    Es war

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