Voodoo Holmes Romane (German Edition)
durfte?“
„ Ich verbitte mir dergleichen Anspielungen, Sir!“ rief ich aus.
„ Wenn man bedenkt, daß Elin einmal so etwas wie ein Priesterin gewesen sein muß, Watson, müssen Sie sehr gut gewesen sein.“
„ Sie sind unmöglich, Holmes!“
„ Um die Befragung auf die Spitze zu treiben, lieber Freund: Kam denn der Kelch während dieses Gebetsrituals irgendwo ins Spiel?“
„ Nein, keineswegs. Ich merkte gar nicht, daß sie das Gefäß bei sich führte.“
„ Ohne Sie hier in die Enge treiben zu wollen: Entstanden vielleicht gewisse Sekrete, die damit aufgefangen werden sollten?“
„ Die einzige Möglichkeit, die in diese Richtung geht ist die Aussage Elins, daß sie keine Lebenskraft mehr habe. Sie bat mich um meine ärztliche Hilfe. Das war allerdings, bevor, nun ...“
„ Sie sollten ihr helfen wobei?“
„ Zu leben, nehme ich an. Ich kannte ihre Pläne nicht. Sie hat mich in ihre Bedürfnisse nicht näher eingeweiht“, meinte ich, missmutig und enttäuscht. Ich merkte, daß mich das Palaver entmutigte und erschöpfte. Ich legte mich auf dem Sofa flach und schloss die Augen.
„ Nur noch eins, mein lieber Freund“, fuhr Holmes fort. „Stellen Sie sich folgende Hypothesen vor. Einerseits kann man sich, wenn man das Leben in sich verlöschen spürt, zum Selbstmord aufraffen. Oder man rafft sich zu einem früheren, bescheideneren Leben auf, einem, das man lebte, bevor die Kerze des Lebens auf beiden Seiten brannte.“
Ich lag mit geschlossenen Augen da und schwieg. Das hatte mehrere Gründe. Einerseits hatte ich das Gefühl, das in genau diesem Moment etwas passiert war, das unumstößlich und unwiderruflich gelten würde. Etwas Schreckliches, etwas das mich anging. Ich hatte das Gefühl, daß es Elin war, um die es hier ging. Vielleicht war es nur das Begreifen, daß man im Leben aus eigenen Kräften keine Schönheiten erleben kann. Ist es nicht so, dass wir Menschen aufeinander immer nur von Gott wie Voodoo-Puppen zusammengeführt und auseinandergerissen werden und das Schöne als Besucher erleben, der Schmerz aber gehört uns ganz allein? Alles, was wir an schönen Erinnerungen hüten, gehört nicht uns, sondern war entweder Produkt des Zufalls oder des Schicksals, und all das wird von oben regiert, ohne dass wir den geringsten Einfluss darauf ausüben. Nie werden wird Schmiede unseres Glücks sein, sondern auf Zeit beschenkt und in Ewigkeit unbelohnt bleiben. Wir sind an unserem Leben beteiligt, aber nichts geschieht in unserem Sinn oder nach unseren Wünschen. Es war schmerzhaft, in dem Moment daran erinnert zu werden. Ich merkte, daß ich aufstöhnte, und im Hintergrund hörte ich Holmes meinen Namen rufen. Vor Scham riss ich schließlich die Augen auf und rief: „Lassen Sie mich doch endlich in Ruhe! Haben Sie denn nicht Anstand genug, zu merken, wenn es genug ist!?“
Holmes stand da und reichte mir ein Kuvert, auf dem mein Name stand. Er hatte es auf dem Boden unter dem Tisch gefunden. Der Bote, der den Kelch auf den Tisch gestellt hatte, hatte das Kuvert achtlos dahinter fallen lassen. Mit fiebrigen Händen riss ich es auf. Es war eine blassblaue Handschrift, wie man sie offenbar als junges Mädchen von österreichischen Erziehern gelehrt bekommt, denn das Schreiben war unterzeichnet mit: Elin.
Liebster!
Ich gebe Dir den Kelch, der mein Leben zerstört hat. Er ist es, nach dem der Dämon giert, mit dem Du Deine Tage verbringst. Gib ihm den Kelch, um Dich von ihm zu befreien. Ich wünsche mir, daß Du in Freiheit und Frieden deine letzten Jahre verbringst..
Ich danke Dir für die herrlichen Stunden, die wir miteinander verbringen durften. Du hast mich beschenkt und bereichert und die Last von meinem Herzen genommen. Nun aber ist es Zeit, dir Adieu zu sagen. Ich weiß, du wirst es nicht verstehen, aber
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