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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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durf­te?“
    „ Ich ver­bit­te mir der­glei­chen An­spie­lun­gen, Sir!“ rief ich aus.
    „ Wenn man be­denkt, daß Elin ein­mal so et­was wie ein Pries­te­rin ge­we­sen sein muß, Wat­son, müs­sen Sie sehr gut ge­we­sen sein.“
    „ Sie sind un­mög­lich, Hol­mes!“
    „ Um die Be­fra­gung auf die Spit­ze zu trei­ben, lie­ber Freund: Kam denn der Kelch während die­ses Ge­bets­ri­tuals ir­gend­wo ins Spiel?“
    „ Nein, kei­nes­wegs. Ich merk­te gar nicht, daß sie das Ge­fäß bei sich führ­te.“
    „ Ohne Sie hier in die Enge trei­ben zu wol­len: Ent­stan­den viel­leicht ge­wis­se Se­kre­te, die da­mit auf­ge­fan­gen wer­den soll­ten?“
    „ Die ein­zi­ge Mög­lich­keit, die in die­se Rich­tung geht ist die Aus­sa­ge El­ins, daß sie kei­ne Le­bens­kraft mehr habe. Sie bat mich um mei­ne ärzt­li­che Hil­fe. Das war al­ler­dings, be­vor, nun ...“
    „ Sie soll­ten ihr hel­fen wo­bei?“
    „ Zu le­ben, neh­me ich an. Ich kann­te ihre Plä­ne nicht. Sie hat mich in ihre Be­dürf­nis­se nicht näher ein­ge­weiht“, mein­te ich, miss­mu­tig und ent­täuscht. Ich merk­te, daß mich das Pa­la­ver ent­mu­tig­te und er­schöpf­te. Ich leg­te mich auf dem Sofa flach und schloss die Au­gen.
    „ Nur noch eins, mein lie­ber Freund“, fuhr Hol­mes fort. „Stel­len Sie sich fol­gen­de Hy­po­the­sen vor. Ei­ner­seits kann man sich, wenn man das Le­ben in sich ver­lö­schen spürt, zum Selbst­mord auf­raf­fen. Oder man rafft sich zu ei­nem frühe­ren, be­schei­de­neren Le­ben auf, ei­nem, das man leb­te, be­vor die Ker­ze des Le­bens auf bei­den Sei­ten brann­te.“
    Ich lag mit ge­schlos­se­nen Au­gen da und schwieg. Das hat­te meh­re­re Grün­de. Ei­ner­seits hat­te ich das Ge­fühl, das in ge­nau die­sem Mo­ment et­was pas­siert war, das un­um­stöß­lich und un­wi­der­ruf­lich gel­ten wür­de. Et­was Schreck­li­ches, et­was das mich an­ging. Ich hat­te das Ge­fühl, daß es Elin war, um die es hier ging. Viel­leicht war es nur das Be­grei­fen, daß man im Le­ben aus ei­ge­nen Kräf­ten kei­ne Schön­hei­ten er­le­ben kann. Ist es nicht so, dass wir Men­schen auf­ein­an­der im­mer nur von Gott wie Voo­doo-Pup­pen zu­sam­men­ge­führt und aus­ein­an­der­ge­ris­sen wer­den und das Schö­ne als Be­su­cher er­le­ben, der Schmerz aber ge­hört uns ganz al­lein? Al­les, was wir an schö­nen Er­in­ne­run­gen hüten, ge­hört nicht uns, son­dern war ent­we­der Pro­dukt des Zu­falls oder des Schick­sals, und all das wird von oben re­giert, ohne dass wir den ge­rings­ten Ein­fluss dar­auf aus­üben. Nie wer­den wird Schmie­de un­se­res Glücks sein, son­dern auf Zeit be­schenkt und in Ewig­keit un­be­lohnt blei­ben. Wir sind an un­se­rem Le­ben be­tei­ligt, aber nichts ge­schieht in un­se­rem Sinn oder nach un­se­ren Wün­schen. Es war schmerz­haft, in dem Mo­ment dar­an er­in­nert zu wer­den. Ich merk­te, daß ich auf­stöhn­te, und im Hin­ter­grund hör­te ich Hol­mes mei­nen Na­men ru­fen. Vor Scham riss ich schließ­lich die Au­gen auf und rief: „Las­sen Sie mich doch end­lich in Ruhe! Ha­ben Sie denn nicht An­stand ge­nug, zu mer­ken, wenn es ge­nug ist!?“
    Hol­mes stand da und reich­te mir ein Ku­vert, auf dem mein Name stand. Er hat­te es auf dem Bo­den un­ter dem Tisch ge­fun­den. Der Bote, der den Kelch auf den Tisch ge­stellt hat­te, hat­te das Ku­vert acht­los da­hin­ter fal­len las­sen. Mit fie­bri­gen Hän­den riss ich es auf. Es war eine blass­blaue Hand­schrift, wie man sie of­fen­bar als jun­ges Mäd­chen von ös­ter­rei­chi­schen Er­zie­hern ge­lehrt be­kommt, denn das Schrei­ben war un­ter­zeich­net mit: Elin.
     
     
    Liebs­ter!
     
    Ich gebe Dir den Kelch, der mein Le­ben zer­stört hat. Er ist es, nach dem der Dä­mon giert, mit dem Du Dei­ne Tage ver­bringst. Gib ihm den Kelch, um Dich von ihm zu be­frei­en. Ich wün­sche mir, daß Du in Frei­heit und Frie­den dei­ne letzten Jah­re ver­bringst..
     
    Ich dan­ke Dir für die herr­li­chen Stun­den, die wir mit­ein­an­der ver­brin­gen durf­ten. Du hast mich be­schenkt und be­rei­chert und die Last von mei­nem Her­zen ge­nom­men. Nun aber ist es Zeit, dir Adieu zu sa­gen. Ich weiß, du wirst es nicht verste­hen, aber

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