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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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glau­be mir: Es ist bes­ser so.
     
    Dar­un­ter folg­te noch ein Schnör­kel in Form ei­nes Her­zens, ich glau­be, die Be­deu­tung ist die ei­nes küs­sen­den Mun­des. Ich ließ das Schrei­ben fal­len und saß mit of­fe­nen Au­gen da. Hol­mes hob es auf, las es kurz durch und räus­per­te sich: „Das Al­les tut mir leid für Sie, Wat­son.“
    Ich blick­te in sein an­teil­neh­men­des Ge­sicht. Zum In­halt des Brie­fes und dem Kom­men­tar mei­nes Freun­des konn­te ich in dem Mo­ment nichts sa­gen. Ich sah so et­was wie Ver­ständ­nis in sei­nen Au­gen auf­glim­men, und dann trat er zu­rück, ging zur Kom­mo­de und hol­te sein Ak­kor­de­on her­aus. Lang­sam ging er in dem Raum her. Erst schlug er ei­ni­ge Tas­ten an, dar­aus er­wuchs ein Rhyth­mus, und da­zwi­schen be­gann er lei­se zu sin­gen, eine sehr schö­ne Me­lo­die, et­was, das Straßen­sän­ger ir­gend­wo auf­schnap­pen und spie­len, weil sie wis­sen: Es ge­fällt den Men­schen, es rührt sie, es er­greift sie so sehr, dass sie nach Mün­zen su­chen und ihm in den Hut wer­fen. Es sind im­mer sehr an­hei­meln­de, und et­was trau­ri­ge Me­lo­di­en, die man in Pa­ris auf den Straßen hört, und eine sol­che Me­lo­die hat­te sich der jun­ge Hol­mes aus­ge­sucht. Er mach­te ein paar Feh­ler, als er spiel­te, aber er war schon sehr gut. Über­haupt hat­te er eine ganz net­te Stim­me. So ver­ging eine gute Stun­de, und erst als mich mein Freund wach­rüt­tel­te, merk­te ich, daß ich über dem Gan­zen ein­ge­schla­fen war.
    „ Was ist los?“ frag­te ich, traum­ver­lo­ren. Ich hat­te die Nähe El­ins ge­spürt, so sehr, daß ich ge­glaubt hat­te, daß sie in mei­nen Ar­men lag.
    „ Sie ha­ben ge­schnarcht“, mein­te er. „Kom­men Sie, wir ge­hen ins Kino.“
     
     
    14
     
    In der Drosch­ke war ich wie­der fast der Alte, wenn auch im­mer noch mit der an­ge­neh­men Prä­senz der ge­heim­nis­vol­len Frau im Her­zen. „Ich verste­he nicht, was Elin ge­meint hat“, brach­te ich vor, „ich weiß, daß sie Sie meint, wenn sie vom Dä­mon spricht, so­viel hat sie ja schon an­klin­gen las­sen. Warum meint sie, daß Sie den Kelch an sich brin­gen wol­len, Hol­mes?“
    „ Ich glau­be, un­se­re Nach­for­schun­gen wer­den zei­gen, daß die­ser Kelch ein­mal zu den Kult­hand­lun­gen be­nutzt wur­de, an de­nen dei­ne Elin in ih­rer Hei­mat teil­nahm. Of­fen­bar barg er eine be­son­de­re Kraft. Sie müs­sen wis­sen, daß in den letzten Jahr­zehn­ten ge­ra­de aus dem Habs­bur­ger­reich jede Men­ge Ar­chäo­lo­gen nach Ägyp­ten streb­ten, um sich dort an der äl­tes­ten Kul­tur der Welt zu er­göt­zen. Mei­ne Ver­mu­tung: Es ist eine Mu­mie, die da­bei in die­sen Be­cher ge­riet. Warum soll­te es nicht völ­ker­über­grei­fen­de Wir­kun­gen die­ses al­ten Zau­bers ge­ben? So wie die Mu­mie Sie ver­hext hat, Wat­son, wirkt sie auch in Wien, in Ber­lin und in al­len Völ­kern un­se­rer Kro­ne, die sich an ägyp­ti­schen Grä­bern ver­gan­gen ha­ben. Der ers­te wird der Py­theas von Ma­sal­lia ge­we­sen sein, und seit­her ist die­se Ge­schich­te von Grab­schän­dun­gen nicht ab­ge­ris­sen, und der Fluch der Göt­ter im­mer wei­ter an­ge­schwol­len bis zum Or­kan. Er wird mitt­ler­wei­le schon durch das gan­ze bri­ti­sche Im­pe­ri­um bis nach In­di­en ge­drun­gen sein, nach Süd­afri­ka und bes­timmt auch in die ame­ri­ka­ni­schen Län­der. Die­ser Fluch wird ei­nes Ta­ges die gan­ze west­li­che Welt zer­stören, wenn wir ihm nicht Ein­halt ge­bie­ten, Wat­son.“
    „ Dann han­delt es sich da­bei also nicht um den Gral?“
    „ Gut, es ist durch­aus denk­bar, daß das jü­di­sche Volk bei sei­nem Aus­zug aus Ägyp­ten Raub­schät­ze mit­ge­hen ließ, und dar­un­ter hät­te sich auch die­ser Kelch be­fun­den, der dann später von Kreuzrit­tern nach Eu­ro­pa und des­sen Kir­chen ver­schleppt wur­den und der wäre dann vom Strein bei sei­nem Aus­tritt aus der ka­tho­li­schen Kir­che mit­ge­hen ge­las­sen wor­den, ein ein­fa­ches Uten­sil für die Mes­se, nicht wei­ter be­deu­tungs­voll. Er könn­te ihn ver­brämt ha­ben, als er sei­ne Sek­te grün­de­te, aber er war wei­ter gar nichts, au­ßer, daß Elin ihm Be­deu­tung bei­maß. Die

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