Voodoo Holmes Romane (German Edition)
heftig. „Ich bin kein Mörder! Ganz im Gegenteil. Meine Frau hat mir oft und oft gedroht, mich zu töten. Sie wollte mich vernichten, sie wollte die Erinnerung an mich auslöschen. Ich schwöre es, Inspektor. Ich war von uns beiden immer der Vernünftigere. Ich habe sie beschwichtigt, und gestern beziehungsweise heute Morgen hatten wir uns versöhnt, es sollte alles gut werden, ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist.“
„ Zum Beispiel?“ fragte Maddox.
„ Wie bitte?“
„ Was ist Ihnen denn heilig?“
Mr. Hampton blinzelte verwirrt und dachte nach.
„ Rosen“, sagte er schließlich, „Rosen sind mir heilig. Ich bin Gärtner ...“
Natürlich war er der Tat verdächtig. Man hatte ihn beim Versuch, aus den Anlagen zu flüchten, wie einen gemeinen Verbrecher eingefangen. Als man dann nach der Herrin sah, lag diese Tod im Bett, das Kissen über dem Kopf, mit dem sie offenbar erstickt worden war. Es gab sonst keinerlei Anzeichen von Gewaltanwendung an ihrem Körper, aber die Decken waren zerwühlt, als hätte sie sich gewehrt und gelitten.
In diesem Augenblick räusperte sich Holmes, und alles blickte zu ihm hin. „Mr. Hampton“, sagte er, „die Rosen im Schlafzimmer Ihrer Gemahlin, die stammen doch von Ihnen, nicht wahr?“
„ Großartig, Holmes!“ rief Maddox, „es sind Giftrosen. Ich habe da einen Fall gelesen, in Indien gibt es eine Sorte, wenn nur genug von diesen Blüten im Raum zusammenkommen, erstickt man davon!“
„ Einen Augenblick, Inspektor“, bat mein Freund mit der Nachsicht, die ihm eigen ist, und wandte sich erneut an den Witwer. „Beantworten Sie meine Frage.“
„ Ja, es sind meine Rosen“, sagte der Mann, der sichtlich verwirrt und mit tränenüberströmtem Gesicht auf seinem Stuhl hockte.
„ Mir ist aufgefallen, daß daran die Dornen fehlten“, sagte Holmes.
Die Bemerkung war eine Überraschung für alle. Mr. Hampton wusste nichts davon, das sah man sofort. Maddox verließ augenblicklich den Raum, um sich davon zu überzeugen, daß es so war, und kehrte kurze Zeit später mit der Bemerkung zurück: „Donnerwetter, Holmes, da haben Sie recht. Was nun? Dornlose Rosen?“
In der Zwischenzeit hatte Holmes schon von dem Witwer das Geheimnis erfahren, und das ging so: Der erste Ehemann der Verstorben, Lord Hampton, hatte seiner zukünftigen Frau Rosen mit Dornen geschickt, der zweite aber hatte sie in der Frühphase ihrer Beziehung geschält, bevor er seine Geliebte auf ein Bett dieser Rosen legte: Damit sie sich stach oder gar den Rücken wund scheuerte. Ja, er bettete sie auf ein Bett von Rosen.
„ Und diese Maßnahme führten sie nun nicht mehr durch, nicht wahr?“
„ Nein, diesmal verschickte ich die Rosen, wie sie waren.“
„ Aber Ihre Frau verwandelte sie dann wieder in dornenlose Rosen. Vielleicht sollte das eine Botschaft sein. Sie aber haben nicht darauf geachtet, nicht wahr?“
Der Mann nickte, ratlos und betroffen.
„ Obwohl sie Nacht für Nacht kamen, haben sie nicht bemerkt, daß sie die Rosen schälte. Und sie wussten auch nicht, was sie mit den Dornen tat, nicht wahr?“
Der andere schüttelte stumm den Kopf.
„ Sie aß sie nämlich“, sagte Holmes. „Das war ihre stumme Botschaft, aber keiner hat sie gehört. Sie aß nichts außer die Dornen der Rosen, die Sie ihr schickten, und an die sie nicht mehr glauben konnte, und sie aß sie so lange, bis es zu einer Versöhnung gekommen wäre, oder bis sie daran starb. Sie muß Höllenqualen gelitten haben, als sie die Stacheln von innen durchbohrten.“
„ Aber löst sich das Zeug nicht irgendwie auf, bevor es den Darm verletzen kann?“ fragte Maddox dazwischen.
Holmes warf ihm einen Blick zu, setzte seinen Hut auf, klopfte darauf und verabschiedete sich, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
Und tatsächlich hat er Recht behalten, die
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