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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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Bewunderung der Menge aufsog, weiter Hände schüttelte und Menschen umarmte, und er war sich sicher, Charlie Carvers Entführer vor sich zu sehen. Für diesen Mann war es kein Problem, sich den Jungen zu greifen und in Cité Soleil zu verstecken. Er hatte die Macht, die Sache durchzuziehen, ohne dafür belangt zu werden. Er hatte die Macht, praktisch alles zu tun, was er wollte.

28
    Am späten Nachmittag stieg Vincent Paul in einen Jeep und fuhr aus dem Slum. Hinter ihm ein Laster und zwei weitere Fahrzeuge.
    Max folgte dem Konvoi aus der Stadt heraus, über staubige, trockene Ebenen und vorbei an Grüppchen von Häusern, die entweder erst halb gebaut oder schon halb zerfallen waren. Als es dunkel wurde, nahmen sie die steile Straße hinauf in die Berge, auf der sie nur eine dünne Kruste trockener Erde vor dem mehrere hundert Meter tiefen freien Fall bewahrte.
    Das letzte Stück des Weges führte über eine Hochebene. Der Konvoi hielt auf ein kleines Feuer zu und blieb kurz davor stehen. Dann wurden die Fahrzeuge so einander gegenüber aufgestellt, dass die Scheinwerfer ein Quadrat harter, steiniger Erde erleuchteten.
    Max schaltete seine Scheinwerfer aus, ließ sich etwas näher heranrollen und stieg aus dem Wagen. Er schaute sich um, merkte sich den Weg zurück und ging auf den Konvoi zu.
    Der Laderaum des Lasters wurde aufgerissen. Drinnen und draußen lautes Geschrei, dann wurde ein Mann von der Ladefläche geworfen. Mit einem dumpfen Aufprall, einem Schrei und dem Rasseln schwerer Ketten fiel er zu Boden. Einer von Vincents Leuten zerrte ihn hoch und warf ihn gegen den Lastwagen.
    Es folgten noch mehrere Männer, die aus dem Laster geworfen wurden und einer über dem anderen landeten. Max zählte acht. Sie wurden in den hell erleuchteten Bereich zwischen den Fahrzeugen geführt.
    Max schlich sich näher heran. Eine Gruppe von mindestens einem Dutzend Zivilisten verfolgte das Geschehen.
    Max hielt sich links von ihnen in der Dunkelheit. Von seinem Platz aus hatte er einen unverstellten Blick auf die Gefangenen, die man in einer Reihe aufgestellt hatte. Sie trugen UN-Uniformen und sahen indisch aus.
    Die Hände hinter dem Rücken, ging Paul die Reihe ab und musterte im Vorbeigehen jeden Einzelnen von oben bis unten. Er erinnerte an einen erzürnten Vater vor seiner ungebärdigen Brut. Im Vergleich zu ihm sahen die Männer klein und zerbrechlich aus.
    »Spricht hier irgendjemand Englisch?«, fragte Paul.
    »Ja«, antworteten sie wie ein Mann.
    »Wer ist hier der befehlshabende Offizier?«
    Ein Mann trat vor und nahm Habachtstellung ein. Er versuchte Paul in die Augen zu sehen, aber er musste den Kopf so weit in den Nacken legen, dass es aussah, als würde er am Himmel nach einem fernen Stern Ausschau halten.
    »Und Sie heißen?«
    »Captain Ramesh Saggar.«
    »Sind das Ihre Leute?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, warum man Sie hergebracht hat?«
    »Nein. Wer sind Sie?«, fragte der Mann mit starkem Akzent.
    Paul warf einen kurzen Blick zu den Zivilisten hinüber, dann nahm er wieder den Captain ins Visier.
    »Wissen Sie, warum Sie in diesem Land sind?«
    »Wie bitte?«
    »Was ist der Grund Ihrer Anwesenheit hier in Haiti? Was machen Sie hier? Sie, Ihre Leute, die bengalische Einheit der Armee der Vereinten Nationen?«
    »Ich … ich … ich verstehe nicht.«
    »Was verstehen Sie nicht? Die Frage? Oder was Sie hier machen?«
    »Warum fragen Sie mich das?«
    »Weil ich hier die Fragen stelle und Sie die Antworten geben. Das sind doch ganz simple Fragen, Captain. Ich verlange ja nicht, dass Sie hier Militärgeheimnisse ausplaudern.«
    Paul war kühl durch und durch, sein Ton scharf, aber gemäßigt und ohne Emotionen. Wenn er der Verhörmethode folgte, die Max ihm unterstellte, war sein ruhiges, ernstes Auftreten nur das Vorspiel zu einem Wutausbruch. Joe hatte das brillant beherrscht. Er hatte die Verdächtigen mit seiner Statur eingeschüchtert und verängstigt und sie dann mit seiner vernünftigen, ruhigen und sachbezogenen Art verwirrt – »Hör zu, erzähl mir, was ich wissen will, und ich werde sehen, ob wir beim Staatsanwalt ein gutes Wort für dich einlegen können« –, um sie dann, wenn es nicht fruchtete oder der Kriminelle ein besonders krankes Arschloch war, oder wenn Joe einen schlechten Tag hatte – zack-bumm! –, mit der Rückhand zu Boden zu schicken.
    »Bitte beantworten Sie meine Frage.«
    »Wir sind hier, um den Frieden zu sichern.«
    Max hörte das beginnende Zittern in der Stimme des

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