Vor aller Augen
nachzugehen. Und bei dem vorliegenden Fall handelt es sich um die Frau eines Richters.«
»Sprechen Sie über verschwundene Personen aus dem Einzugsbereich von Atlanta ?«, fragte Pedi.
Ich schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiÃ, nein. Andere sind in Texas, Massachusetts, Florida und Arkansas verschwunden.«
»Lösegeldforderungen?«, bohrte Pedi nach.
»Bei einem Fall in Texas â ja. Ansonsten wurde kein Geld verlangt. Bis jetzt wurde keine der Frauen wieder gefunden.«
»Nur weiÃe Frauen?«, fragte Detective Ciaccio, die sich Notizen machte.
»Soweit wir wissen, ja. Und alle ziemlich wohlhabend. Aber kein Lösegeld. Und nichts von dem, was ich Ihnen mitgeteilt habe, geht an die Presse.« Ich blickte mich in der Tiefgarage um. »Was haben wir bisher? Helfen Sie mir ein bisschen.«
Ciaccio schaute Pedi an. »Joshua?«, fragte sie.
Pedi zuckte mit den Schultern. »In Ordnung, Irene.«
»Wir haben etwas. In einem geparkten Auto waren zwei Jugendliche, als die Entführung stattfand. Den ersten Teil des Verbrechens haben sie allerdings nicht gesehen.«
»Sie waren anderweitig beschäftigt«, warf Joshua Pedi ein.
»Aber sie haben aufgeschaut, als sie einen Schrei hörten, und sahen, wie zwei Entführer â offensichtlich Spezialisten â Elizabeth Connolly überwältigten. Es waren ein Mann und eine Frau. Sie haben die jungen Liebenden nicht gesehen, weil diese hinten in einem Transporter waren.«
»Und sie hielten die Köpfe tief?«, fragte ich. »Anderweitig beschäftigt?«
»Allerdings. Aber als sie Luft schöpften, sahen sie einen Mann und eine Frau. Sie beschrieben sie als Mitte dreiÃig und elegant gekleidet. Sie hielten bereits Mrs. Connolly fest und warfen sie zu Boden. Dann legten sie sie hinten in ihren eigenen Wagen und fuhren damit weg.«
»Warum sind die Kids nicht ausgestiegen und haben der Frau geholfen?«
Ciaccio schüttelte den Kopf. »Sie haben ausgesagt, dass alles furchtbar schnell gegangen sei und dass sie Angst gehabt hätten. Alles sei ihnen so âºirrealâ¹ vorgekommen. Ich glaube, sie waren auch nervös, weil sie während der Schulzeit hinten im Wagen rumgemacht haben. Beide besuchen
eine Privatschule in Buckhead und hatten die Schule geschwänzt.«
Ein Team hat sie entführt , dachte ich. Mir war bewusst, dass dieses Wissen für uns ein Durchbruch war. Laut den Unterlagen, die ich auf dem Flug hierher gelesen hatte, war bei den anderen Entführungen kein Team beteiligt gewesen â zumindest hatte man keines beobachtet. Ein Mann und eine Frau als Team? Das war interessant. Seltsam und auÃergewöhnlich.
»Würden Sie uns jetzt ein paar Fragen beantworten?«, fragte Detective Pedi.
»Gern, wenn ich kann. SchieÃen Sie los.«
Er blickte seine Partnerin an. Ich hatte das Gefühl, dass Joshua und Irene auch schon etwas Zeit auf dem Rücksitz eines Autos verbracht hatten â so wie sich die beiden ansahen. »Wir haben gehört, dass die Sache hier mit dem Fall Sandra Friedlander zu tun hat. Stimmt das? Der Fall in Washington ist doch nicht aufgeklärt, oder?«
Ich schüttelte den Kopf. »Davon weià ich nichts«, antwortete ich. »Sie sind die Ersten, die Sandra Friedlander erwähnen.«
Das war nicht die ganze Wahrheit. Ich hatte ihren Namen in den Geheimakten des FBI auf dem Flug gelesen. Sandra Friedlander â und sieben weitere Frauen.
14
Mir schwirrte der Kopf. Aufgrund der flüchtigen Lektüre der Unterlagen wusste ich, dass zurzeit in den Vereinigten Staaten mehr als 220 Frauen vermisst gemeldet waren und dass davon mindestens sieben laut FBI mit »weiÃen Sklavenringen« in Verbindung gebracht wurden. Das machte die Sache verdammt hässlich. WeiÃe Frauen zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreiÃig waren in gewissen Kreisen äuÃerst begehrt. Die Preise konnten ins Exorbitante steigen â wenn die Frauen in den Nahen Osten oder nach Japan verkauft wurden.
Vor einigen Jahren war Atlanta die Drehscheibe für einen Aufsehen erregenden Sexskandal gewesen. Es ging dabei um Frauen, die aus Asien und Mexiko in die Vereinigten Staaten geschmuggelt und dann in Georgia und anderswo zur Prostitution gezwungen worden waren. In diesem Fall bestand möglicherweise eine Verbindung zu Juanita, Mexiko, wo in den letzten Jahren Hunderte von Frauen verschwunden waren.
Diese
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