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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Healthful House entführt hat, dann geschah es
    doch wohl in der Hoffnung, ihm sein Geheimnis zu entlo-
    cken? . . .
    Mein Gedankengang entspringt freilich der Annahme,
    daß Thomas Roch mit mir verschwunden ist . . . Ist das
    wirklich der Fall? . . . Ja, es ist so, es muß so sein! . . . Daran
    kann ich gar nicht zweifeln. Ich befinde mich nicht in den
    Händen von Verbrechern, die etwa nur hätten stehlen wol-
    len. Das hätten sie nicht in solcher Weise angefangen. Nach-
    dem sie es mir unmöglich gemacht, zu rufen, mich in eine
    Ecke des Gartens unter dichtes Strauchwerk geworfen und
    Thomas Roch selbst entführt hatten, würden sie mich nicht
    da eingeschlossen haben, wo ich mich jetzt befinde . . .
    Wo? . . . Das ist die offene Frage, die ich nun schon seit
    mehreren Stunden nicht zu lösen vermag.
    Doch wie dem auch sei, jedenfalls sehe ich mich hier in
    ein Abenteuer verstrickt, dessen Ende . . . ja, welcher Art das
    Ende sein wird, weiß ich nicht und wage es auch kaum, das
    auszudenken. Auf jeden Fall hege ich die Absicht, von Mi-
    nute zu Minute auch die geringsten Vorkommnisse meinem
    Gedächtnis einzuprägen, meine tägliche Erfahrung womög-
    lich schriftlich niederzulegen . . . Wer weiß denn, was mir
    die Zukunft noch bringt und ob ich unter den neuen Ver-
    hältnissen, in die man mich gezwungen hat, nicht schließ-
    lich das Geheimnis des Fulgurator Roch kennenlerne? . . .
    Wenn mir dereinst die Freiheit wieder winkt, wird dieses
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    Geheimnis und werden auch der oder die Urheber dieses
    verbrecherischen Überfalls bekannt sein, der so schwerwie-
    gende Folgen haben kann.
    In der Hoffnung, daß ein Zufall sie beantworten wird,
    komme ich immer wieder auf die Frage zurück:

»Wo bin ich?«
    Ich will mir das Vorgefallene von Anfang an vergegen-
    wärtigen.
    Nachdem ich von Männern auf den Armen aus Healthful
    House weggetragen worden bin, fühlte ich, daß man mich –
    übrigens mit einer gewissen Vorsicht – auf die Bänke eines
    Fahrzeugs niederlegte, das sich dabei zur Seite neigte, also
    nur klein gewesen sein kann . . . wahrscheinlich war es nur
    ein Boot.
    Auf die erste Schwankung folgte sofort eine zweite, die
    ich der Einschiffung einer anderen Person zuschreibe. Ich
    kann also gar nicht zweifeln, daß es sich dabei um Thomas
    Roch handelte. Bei ihm konnte man von der Vorsicht abse-
    hen, ihm den Mund zu verschließen, die Augen zu verbin-
    den und seine Arme und Beine zu fesseln. Er mußte noch so
    vollkommen erschlafft sein, daß er keinen Widerstand leis-
    ten konnte, und so bewußtlos, daß er gar nicht merkte, was
    mit ihm vorging. Den Beweis, daß ich mich nicht täuschte,
    liefert mir ein charakteristischer Geruch nach Äther, den
    ich auch unter meiner Binde wahrnahm. Ehe ich den Pavil-
    lon Nr. 17 verließ, hatte der Arzt aber dem Kranken einige
    Tropfen Äther eingeflößt, und ich erinnere mich bestimmt,
    daß von der sich so leicht verflüchtigenden Flüssigkeit et-
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    was auf seine Kleidung verschüttet worden war, als er sich
    auf dem Höhepunkt seines Anfalls heftig hin und her warf.
    Es ist also gar nicht zu verwundern, daß davon noch et-
    was an ihm haftete und mein Geruchssinn dadurch erregt
    wurde. Ja, ja . . . Thomas Roch lag da neben mir ausgestreckt.
    Und wenn ich vorher nur wenige Minuten gezögert hätte,
    nach dem Pavillon zurückzukehren, würde ich ihn darin
    gar nicht mehr gefunden haben.
    Ich denke noch daran . . . warum mußte jener Graf
    d’Artigas die unglückselige Laune haben, Healthful House
    zu besuchen? Wäre mein Pflegebefohlener ihm nicht in den
    Weg geführt worden, wäre das alles nicht passiert. Nur daß
    man mit ihm von seinen Erfindungen sprach, hat bei Tho-
    mas Roch diesen außergewöhnlich heftigen Anfall hervor-
    gebracht. Der erste Vorwurf dafür trifft den Direktor, der
    meine Warnung nicht beachtete. Hätte er auf mich gehört,
    hätte auch kein Arzt gerufen zu werden brauchen, um dem
    Patienten seine Hilfe angedeihen zu lassen. Die Tür wäre
    verschlossen geblieben und der Anschlag vereitelt gewe-
    sen . . .
    Was das Interesse angeht, das die Entführung Thomas
    Rochs zugunsten einer Privatperson oder eines der Staaten
    der Alten Welt haben könnte, so brauch’ ich mir darüber
    den Kopf nicht zu zerbrechen. Ich glaube, in dieser Bezie-
    hung ganz beruhigt sein zu können. Niemand würde da Er-
    folg haben, wo ich seit 15 Monaten nichts erreicht habe. Bei
    der Stufe geistiger Umnachtung, zu welcher der

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