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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Maßnahmen,
    die deshalb getroffen wurden. Es ist wohl überflüssig, Ihnen
    zu versichern, daß sich weder der Erfinder, noch sein Pfle-
    ger an Bord der ›Ebba‹ befindet. Übrigens können Sie sich
    davon überzeugen, indem Sie die Goélette so eingehend
    durchsuchen, wie es Ihnen beliebt. Kapitän Spade, würden
    Sie die Herren bitte führen!«
    Nachdem er den Leutnant von der ›Falcon‹ dann noch
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    kühl gegrüßt hatte, setzte sich Graf d’Artigas wieder in den
    Lehnstuhl und rauchte gelassen weiter.
    Die beiden Offiziere und die acht Matrosen begannen
    nun, unter der Führung von Kapitän Spade, ihre Nachfor-
    schungen.
    Zuerst begaben sie sich durch die Treppenkappe nach
    dem Hinterdecksalon. Dieser zeigte eine verschwenderi-
    sche Ausstattung mit kostbaren Möbeln, Wandgetäfel aus
    feinstem Holz, Kunstgegenstände von hohem Wert und Ta-
    peten und Behänge von teuerstem Preis.
    Selbstverständlich wurde dieser Salon und die anliegen-
    den Kabinen sowie das Zimmer von Graf d’Artigas mit der
    Sorgfalt durchsucht, die nur die erfahrensten Polizeibeam-
    ten hätten anwenden können. Kapitän Spade unterstützte
    übrigens diese Anordnungen, um bei den Offizieren nicht
    den geringsten Verdacht bezüglich des Eigentümers der
    ›Ebba‹ aufkommen zu lassen.
    Nach dem Salon und den Einzelräumen des Hecks kam
    der reich geschmückte Speisesaal an die Reihe; dann durch-
    suchte man die Vorratsräume, die Küche und, im Bug, die
    Kabinen von Kapitän Spade und dem Obersteuermann, so-
    wie das »Volkslogis« (der Schlafraum der Mannschaft), ohne
    daß weder Thomas Roch noch Gaydon gefunden wurde.
    Nun erforderte noch der Schiffs- oder Laderaum und
    sein Inhalt eine genaue Besichtigung. Nachdem die Luken-
    deckel abgehoben waren, ließ Kapitän Spade zwei Schiffsla-
    ternen anzünden, um die Durchsuchung zu erleichtern.
    Der ›Raum‹ enthielt weiter nichts als Wasserkasten, Pro-
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    viant aller Art, Fässer mit Wein, Pipen mit Spiritus, Fäßchen
    mit Gin, Branntwein und Whisky, Bierfässer, einen Vorrat
    an Kohlen, und zwar alles in reichlicher Menge, als ob die
    Goélette eine lange Fahrt vorhätte. Die amerikanischen Ma-
    trosen drängten sich auch noch in die Zwischenräume die-
    ser Frachtstücke, zwischen Ballen und Säcke hinein bis zur
    Wägerung, die innere Ausschalung des Schiffes . . . doch al-
    les blieb fruchtlos.
    Es erwies sich also als ein Irrtum, daß Graf d’Artigas ver-
    dächtigt worden war, an der Entführung des Patienten aus
    Healthful House und seines Pflegers beteiligt gewesen zu
    sein.
    Die Durchsuchung, die etwa 2 Stunden in Anspruch
    nahm, war ganz ergebnislos verlaufen.
    Gegen halb 6 erschienen die Offiziere und Mannschaf-
    ten von der ›Falcon‹ wieder auf dem Deck der Goélette,
    nachdem sie deren Inneres aufs gewissenhafteste durch-
    sucht und sich überzeugt hatten, daß sich weder Thomas
    Roch noch Gaydon hier befand. Über Deck besichtigten sie
    ebenso eingehend das Vorderkastell und alle Boote. Damit
    festigte sich ihre Überzeugung, daß man die ›Ebba‹ in fal-
    schem Verdacht gehabt hatte.
    Die beiden Offiziere hatten sich nur noch vom Grafen
    d’Artigas zu verabschieden und traten jetzt auf ihn zu.
    »Sie werden uns, Herr Graf, freundlichst entschuldigen,
    Sie so lange belästigt zu haben«, begann der Leutnant.
    »Oh, bitte, meine Herren, Sie kommen ja nur den Befeh-
    len nach, deren Ausführung Ihnen übertragen wurde . . .«
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    »Es handelte sich dabei ja nur um eine unumgängliche
    Formalität«, glaubte der Offizier hinzufügen zu müssen.
    Durch ein leichtes Neigen des Kopfs bezeugte Graf d’Ar-
    tigas, daß er diese Antwort in gutem Glauben hinnahm.
    »Ich hatte Ihnen schon im voraus versichert, meine Her-
    ren, daß ich an jener Entführung unbeteiligt war.«
    »Wir zweifeln daran nicht im mindesten, Herr Graf. Wir
    haben nun nur noch an Bord unseres Kreuzers zurückzu-
    kehren . . .«
    »Ganz wie es Ihnen beliebt . . . Hat die Goélette ›Ebba‹
    nun freie Passage?«
    »Natürlich.«
    »Auf Wiedersehen, meine Herren, auf Wiedersehen,
    denn ich bin ein häufiger Besucher dieses Küstenstrichs
    und werde sicherlich in nicht zu ferner Zeit hierher zu-
    rückkehren. Dann haben Sie hoffentlich den Urheber die-
    ses Menschenraubs entdeckt und Thomas Roch in Health-
    ful House wieder in sicheren Gewahrsam gebracht. Das ist
    im Interesse der Vereinigten Staaten, und ich möchte sagen,
    der ganzen Menschheit jedenfalls zu

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