Vor Jahr und Tag
Kaffees. Die Decke rutschte dabei bis zu ihren Hüften herunter, und Marcs Hand fuhr fast automatisch an ihre nackten Brüste und streichelte sie. Karen lehnte sich mit dem Rücken an ihn und lehnte ihren Kopf an seine Schulter, während sie am Kaffee nippte und seine Liebkosungen genoß.
»Muß ich auch nicht, aber wir müssen nach Columbus. Ich hab am Flughafen angerufen und zwei Plätze für die Maschine um zehn Uhr dreißig bekommen.«
Sie schwieg ein wenig ängstlich bei dem Gedanken, in die Stadt zurückkehren zu müssen, aus der sie erst gestern geflohen war. Aber es mußte sein. Marc könnte auch allein gehen, aber sie wollte nicht von ihm getrennt sein, und er schien ebenso zu empfinden.
Er bog ihren Kopf zurück und gab ihr einen langen, tiefen Kuß. Sie war erstaunt, wie entspannt sie sich in seiner Gegenwart fühlte, wie wohlig und sicher. Es machte ihr nichts aus, daß sie nackt war und er angezogen. Sie hatten gerade zirka achtzehn Stunden im Bett miteinander verbracht, sich geliebt, gedöst, sich wieder geliebt. Er hatte sie nur aufstehen lassen, wenn sie aufs Klo mußte. Wenn sie hungrig war, brachte er ihr etwas zu essen ans Bett.
Seine Fürsorge hatte ihr gutgetan. Sie fühlte sich viel besser als gestern, lange nicht mehr so angeschlagen. Sie war gut erholt und glücklich. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie so glücklich war, denn ihr Vater war erst vor einer Woche ermordet worden, und ihre Lage war alles andere als einfach, aber das federleichte, entzückte Gefühl in ihrer Brust war zweifellos Glück.
Nach all dem sorgenvollen, unsicheren Analysieren war sie nun erfüllt von Ruhe und Selbstsicherheit. Sie hatten sich einander erklärt, und sie vertraute ihm bedingungslos. Sie hegte keinerlei Zweifel, daß sie bald heiraten würden; sonst hätte er nie ohne Schutz mit ihr geschlafen, egal, wie gut es sich anfühlte oder wie groß die Versuchung war. Marc war ein äußerst zuverlässiger und verantwortungsbewußter Mensch. Das hatte er ihr seit dem ersten Augenblick ihrer Bekanntschaft auf hunderterlei Arten gezeigt. Nein, er würde dasein, für den Rest seines Lebens.
Der starke Kaffee riß sie aus ihrer Schläfrigkeit und stimulierte ihre Gehirnwindungen. Sie mußte sich duschen und Haare waschen, was sie jedoch wollte, war, die Kaffeetasse beiseite stellen und Marc zu sich ins Bett ziehen, aber sie war nicht sicher, ob dafür genug Zeit blieb. Sie fuhr mit der Hand seinen Schenkel entlang nach oben, um die Lage abzuchecken.
»Du verschwendest nur deine Zeit«, sagte er wehmütig. »Nach letzter Nacht könnte ich keinen mehr hochkriegen, und wenn mein Leben davon abhinge.«
»Bist du sicher?« Sie fand, was sie suchte, und begann ihn zu streicheln.
»Nicht hundertprozentig, aber ziemlich sicher, ja.« Er grinste. »Vertrau mir, die zwei Nächte, die wir miteinander verbracht haben, sind rare Ausnahmen.«
Karen reckte den Kopf hoch und blickte ihn von unten herauf an. Sie lächelte. »Wie oft - äh - kannst du denn normalerweise?«
Er lachte. »Zweimal pro Tag ist viel. Einmal ist normal.«
»Jeden Tag?«
»Wenn ich ja sage, nimmst du mich dann beim Wort?«
»In guten wie in schlechten Zeiten.«
»In diesem Fall, ja. Aber wenn ich müde bin, mußt du die Arbeit übernehmen.«
»Och, also gut, wenn’s sein muß.« Sie hörte auf, ihn zu reizen, und zog ihre Hand zurück. »Ich mach mich besser fertig. Willst du mit mir duschen?«
»Ich hab das Frühstück fertig. Iß erst was, dann duschen wir zusammen.«
Nach dem Frühstück rief er Shannon an, um ihn wissen zu lassen, wohin sie gingen. »Ich werd auch McPherson einweihen«, sagte er.
»Hast du ’ne Spur?« »Karen ist eingefallen, daß ihr Vater ihr ein Päckchen geschickt hat. Wir wollen nachschauen, was drin ist.«
»Wann kommst du wieder?«
»Heute abend, wenn wir einen Flug kriegen. Ich hab keinen Rückflug gebucht, weil ich nicht weiß, wie lange es dauern wird. Aber spätestens morgen.«
»Okay. Ich werd dein Haus im Auge behalten, während du weg bist, im Falle, daß irgendwelche Typen auftauchen und rumschnüffeln.« Er hielt inne. »Sei vorsichtig.«
»Werd ich. Ich ruf dich an, wenn ich weiß, wann wir zurückfliegen.«
Dann rief er die Nummer an, die McPherson ihm gegeben hatte, denn er hatte beschlossen, seinem Instinkt zu folgen und dem Mann zu vertrauen. McPherson hob nach dem zweiten Läuten ab. »Yeah.«
»Hier ist Chastain. Miss Whitlaw ist bei mir, und wir fliegen heute früh nach Columbus, um
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