Vor Playboys wird gewarnt
darüber nachgedacht, ihn anzurufen. In ihren Unterlagen fand sie seine Telefonnummer und schrieb sie auf ihren Notizblock. Doch dann hatte es ihr Stolz nicht zugelassen. Sie hätte es nicht ertragen, wenn dieser Mann sie seine Verachtung hätte spüren lassen.
Mit etwas Glück würden die Ruhelosigkeit und Frustration, die am Mittwoch wieder heftiger geworden waren, bald verschwinden, obwohl es momentan nicht so aussah. Sie hatte die letzten Nächte schlecht geschlafen und war bei der Arbeit unkonzentriert gewesen. Immer wieder entzündete sich ihre sexuelle Fantasie an Kleinigkeiten.
Lucille war froh, dass im Augenblick nicht viel zu tun war. N icht viele Firmen versetzten ihre Führungskräfte ausgerechnet wenige Monate vor Weihnachten ans andere Ende der Welt. Deshalb hatte sie sich auch den Nachmittag freinehmen können.
„Das wäre das richtige Kleid für dich, Lucille."
„Was? Welches?"
„Das da drüben. Das Mannequin führt es gerade vor."
Lucille sah sich um und betrachtete das lange rote Seidenkleid mit dem tiefen Ausschnitt und dem raffinierten Schnitt. Ganz besonders reizvoll war der Schlitz an einer Seite, der bis zum Oberschenkel reichte.
Vielleicht lag es an der Perücke, die das Mannequin trug, dass Lucille sich sogleich die Tänzerin Flame in diesem Kleid vorstellte. Es schien wie geschaffen zum Tangotanzen.
„Es ist mir etwas zu auffallend", erwiderte sie und wünschte, sie hätte nicht an Flame oder Angela, wie sie eigentlich hieß, gedacht. Jede Frau, die sich für Max Seymour statt für seinen Sohn entschied, musste verrückt sein.
„Unsinn", erklärte Michelle. „Du hast genau die richtige Figur für dieses Kleid. Stell dir nur vor, welche Schuhe du dazu tragen könntest", fügte sie hinzu und lachte.
Lucille fielen sogleich ihre goldfarbenen Sandaletten mit den extrem hohen Absätzen und den dünnen Riemchen ein. Ja, die passten perfekt dazu.
„Und wann soll ich es anziehen?" fragte sie und seufzte.
„Warum nicht zur Weihnachtsfeier bei deiner Chefin? Du weißt doch, in was für eleganten Outfits die anderen Gäste erscheinen. Rot wäre die richtige Farbe für eine Weihnachtsparty. Ach Lucille, probier es doch einfach mal an."
„Es ist ein Orsini-Modell", stellte Lucille mit einem Blick auf das Etikett fest, „und viel zu teuer."
„Nein, das ist es nicht. Ich kaufe es dir."
„Das lasse ich nicht zu."
„Doch. Du hast mir vor nicht allzu langer Zeit auch ein Orsini-Modell geschenkt."
„Das ich im Schlussverkauf gekauft hatte. Es passte mir sowieso nicht mehr."
„Das ist völlig egal. Du hast es mir, ohne zu zögern, geschenkt, und jetzt möchte ich mich dafür revanchieren. Widersprich mir nicht, Lucille. Ich habe das Geld. Tyler gibt mir jeden Monat ein so großzügiges Taschengeld, dass ich es unmöglich allein ausgeben kann." Sie bat eine Verkäuferin, das Kleid in die Umkleidekabine zu hängen.
Lucille gab nach und probierte es an. Dann gestand sie sich ein, dass die Wirkung geradezu spektakulär war. Es hätte keinen Zentimeter enger sein dürfen. Sie betrachtete sich von allen Seiten im Spiegel.
Der tiefe Ausschnitt war akzeptabel, von ihren vollen Brüsten war nicht allzu viel zu sehen. Sie stöhnte jedoch insgeheim auf, als sie sich von hinten sah. Die weiche Seide schmiegte sich an ihren Körper wie eine zweite Haut und betonte ihre Hüften. Ich darf nicht mehr so viele mit Vanillepudding gefüllte Donuts essen, schoss es ihr durch den Kopf. Seit Montagnacht hatte sie oft Heißhunger auf Süßes und bestimmt in der kurzen Zeit ein Kilo zugenommen. Bald hätte sie Kleidergröße vierzig.
Valentino hätte sicher nichts dagegen, dachte sie plötzlich. Er war begeistert gewesen von ihrem Körper und den üppigen Rundungen und hatte von ihr nicht genug bekommen können. Immer wieder hatte er ihr Komplimente gemacht über ihre vollen Brüste, den flachen Bauch und den wohlgerundeten Po.
„Ich werde langsam zu dick", hatte sie gesagt, als er sie nackt ausgezogen und sie einen Blick in den Spiegel in ihrem Schlafzimmer geworfen hatte.
„Liebes, du hast eine fantastische Figur und bist an keiner Stelle zu dick", entgegnete er. „Heutzutage sind die meisten Frauen zu dünn, aber wir Männer lieben üppige Rundungen. Weißt du, dass es in ärmeren Ländern für die Männer sogar ein Statussymbol ist, üppige Frauen zu haben? Das beweist, dass die Männer Geld genug haben, ihre Frauen gut zu versorgen. Ich finde dich jedenfalls ungemein
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